Freiraum für Luzern

Neubad macht «FKK»

Freiheit braucht keine Kleider, aber sie braucht Räume – und die stellt das Neubad mit dem Projekt FKK zur Verfügung. (Bild: Flyer FKK im Neubad)

FKK muss nicht unbedingt nur mit nackten Körpern zu tun haben. Im Neubad heisst «FKK» Frische Kunst und Kultur. Ein Projekt, mit welchem die Zwischennutzung seine Subventionen an die Leute zurückgeben will. Inspiriert vom «Himmelrich» stellt das Neubad Raum zur Verfügung.

Wer schon einmal ein Theater, eine Ausstellung, ein Konzert, einen Vortrag oder eine andere Veranstaltung im Pool des Neubads besucht hat, der kennt den Charme der Zwischennutzung im ehemaligen Hallenbad.

Nun zieht ein weiteres Projekt in den Pool ein.

Das Neubad stellt die ehemalige Schwimmhalle im Jahr 2016 sechs Mal für Kunst- und Kulturschaffende kostenlos für Projekte zur Verfügung (zentral+ berichtete). Die Glücklichen dürfen den Pool für fünf Tage kostenlos nutzen. Zusätzlich erhalten sie Unterstützung bei der Veranstaltungstechnik und der Werbung. Die Einnahmen gehen an die Produzenten.

Dabei sein kann, wer einen Bezug zum Kanton Luzern hat und die Produktion mindestens ein Mal öffentlich aufführt.

Inspiriert vom «Himmelrich»

Günstiger oder gar kostenloser Raum für Kultur ist rar in Luzern. Der Südpol ist fast immer voll besetzt (zentral+ berichtete), die Auslastung am Anschlag. Und das Bedürfnis nach Raum zeigte sich besonders im Sommer 2015, als die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern die Siedlung «Himmelrich» vor ihrem Abriss gratis an Kulturschaffende vergab (zentral+ berichtete). Das Projekt wurde ein riesiger Erfolg für die Baugenossenschaft, die Besucher und vor allem für die Künstler.

Und das Himmelrich war auch eine Inspiration für die Neubad-Verantwortlichen. «Das Ziel ist es, Räume zu öffnen und auf ganz simple Art und Weise die Möglichkeit und den Platz für Kunst und Kultur zu geben», erklärt Urs Emmenegger, Leiter Veranstaltungen im Neubad.

Aber auch das Kunstlotto der Künstler aus dem Gelben Haus habe sie inspiriert. «Was die Künstler in wenigen Tagen im und aus dem Pool gemacht haben, hat mich sehr beeindruckt. Diese Möglichkeit auszuloten ging mir von da an nicht mehr aus dem Kopf», sagt Emmenegger.

Alles ist möglich

Die Rückmeldungen seien sehr positiv. «Wir haben auch schon fünf Bewerbungen erhalten und viele mündliche Vorankündigungen. Wir gehen daher davon aus, dass wir noch mit einigen Interessenten rechnen dürfen», so Emmenegger.

Die Auswahl werde sicher nicht einfach werden. Wie genau das Auswahlverfahren und und die Zusammenarbeit aussehen sollen, das wird derzeit entwickelt, sagt Emmenegger. «Das Projekt FKK ist work in progress. Es ist noch überhaupt nicht alles bestimmt.» Schlussendlich sollen aber beim FKK Produktionen aus den unterschiedlichen Sparten berücksichtigt werden. Medienkunst, Theater, Literatur, Tanz, Musik, Gesellschaft, Soziales und Performances – alles sei möglich.

«Im Idealfall hätten wir natürlich gerne Projekte aus allen Sparten und mit Bezug zum Raum», erklärt Emmenegger und ergänzt: «Wir möchten aber auch nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern sehr gerne auch etwas komplett Neues, Überraschendes.» Eine breite Palette abzudecken sei das Ziel.

70’000 Franken direkt an die Leute

Das Neubad will mit dem Projekt FKK einen Beitrag zur Förderung von lokaler Kunst und Kultur leisten. Dabei sollen Projekte gefördert werden, welche sich nicht ausreichend finanzieren können. Doch wie finanziert das Neubad dieses kostenlose Angebot? «Wir haben von der Stadt, ohne ein Gesuch eingereicht zu haben, 70’000 Franken erhalten. Ein Beitrag, der auch für das Programm eingesetzt werden soll.» Sie hätten lange diskutiert, ob sie das Geld annehmen sollten, erklärt Emmenegger. «Wir wussten nicht, ob wir uns dafür verbiegen müssten. Doch schlussendlich entschieden wir uns dafür, das Geld anzunehmen und direkt an die Leute, die Kulturschaffenden weiter zu geben.»

Sechs Mal im 2016

Für die Auswahl der Projekte wird ein Abstract der geplanten Produktion sowie ein grobes Budget benötigt. Die Bewerbungsunterlagen können bis zum 31. Januar 2016 an [email protected] gesendet werden. Die definitive Auswahl der Projekte oder Produktionen erfolgt durch eine Fachjury.

Die Daten, die im Jahr 2016 für FKK zur Verfügung stehen, sind:

März  24.-27.
April/Mai  27.-01.
September  21.-25.
Oktober  18.-23.
November  23.-27.
Dezember  07.-11.

Zugelassen sind Kunst- und Kulturschaffende mit einem spezifischen Bezug zum Kanton Luzern. Ansonsten lässt das Neubad mit seiner Ausschreibung viele Freiheiten – lediglich die öffentliche Präsentation der Produktion gilt als Bedingung.

Es sei bestimmt kein kleines Projekt und mehr Aufwand, als man jetzt schon abschätzen könne. «Wir müssen sicher aufpassen, dass wir uns auch abgrenzen. Ideelle Unterstützung, Raum, Technik, Material und Werbung – ja. Aber wir können sicher nicht ständig dabeisein und helfen.»

Das Neubad, ein Gemischtwarenladen

Sechs Wochenenden opfert das Neubad diesem Projekt. «Damit sind wir im kommenden Jahr praktisch ausgebucht», freut sich Emmenegger. Nur ganz wenige Tage seien noch frei.

Das Neubad ist zum vollausgelasteten Kulturzentrum geworden. «Wir nennen es Volkshaus, Quartiertreff, oder auch Gemischtwarenladen», korrigiert Emmenegger und ergänzt: «Natürlich ist es zum Teil auch ein Kulturzentrum, aber mit den Ateliers, dem Co-Working und dem Bistro ist es viel mehr als das. Es ist ein Ort für Austausch und Auseinandersetzung, für Kultur und vor allem für die Menschen: Kind und Kegel, Senioren, wir haben mittlerweile eine bunte Mischung. Uns ist vor allem wichtig, nahe an den Leuten zu sein und nicht abgehoben.»

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