Österreichischer Flügelflitzer will an EM

FCL-Jantscher: «Ich möchte noch weiter»

Jakob Jantscher teilt gerne seine Gefühlslage auf den sozialen Medien mit. (Bild: Facebook/jakobjantscher)

Jakob Jantscher gehört zu Luzerns stärksten Waffen im Angriff. Auch dank ihm kam der FCL letzte Saison aus der Versenkung zurück. Mit zentral+ spricht der österreichische Offensivmann über seine fussballerische Odyssee durch Europa, seine Chancen an der EM und weshalb er nicht ewig in Luzern bleiben will.

Seit letztem Sommer wird er von diversen Medien immer mal wieder aus Luzern weggeschrieben – doch Jakob Jantscher ist immer noch da. Der österreichische Nationalspieler in Diensten des FCL sorgt in gegnerischen Strafräumen immer wieder für Gefahr. Sein Aufschwung aus der letzten Saison ist zwischenzeitlich zwar etwas abgeebbt, dennoch blickt der Grazer auf ein erfolgreiches Jahr 2015 zurück.

Zufrieden damit, wie es ist

Jakob Jantscher lebt mit seiner Frau in Horw. «Ich konnte mich hier ganz gut einfügen», sagt der 26-jährige Offensivspieler aus der Steiermark. «Es gefällt mir gut hier, und auch meine Frau fühlt sich wohl. Das ist sehr wichtig für mich.» Von seinem Heim aus kann er die Berge sehen und den See. Die Natur gibt ihm einen wichtigen Ausgleich. «Ich habe einen Hund, mit dem ich oft nach draussen gehe.» Abseits des Fussballs geniesse er das Leben.

Auch privat läuft es für Jantscher rund. Im August verkündete er, dass seine Frau ein Kind erwartet:

Sehr glücklich über mein erstes Saisontor gestern! Noch mehr freu ich mich aber über diesen kleinen Volltreffer, meine …

Posted by Jakob Jantscher on Sonntag, 23. August 2015

 

Der Österreicher, im Verein meist «Köbi» genannt, war in der Saison 2014/15 bester Vorlagengeber der Super League. Seine Bilanz mit sechs Toren und elf Assists weckte Begehrlichkeiten – trotzdem blieb «Köbi» in Luzern.

«Letzten Sommer wurde sehr viel über die Medien aufgebauscht. Doch damit habe ich mich nicht gross beschäftigt.» Zwei, drei Angebote waren ganz konkret, meint Jantscher. «Am Ende war ich aber nicht zu 100 Prozent von einem Wechsel überzeugt – ich bin hier in Luzern sehr zufrieden.» Von wem er konkrete Angebote erhielt, das will Jantscher nicht preisgeben. «Es ist sehr unseriös, über solche Sachen zu sprechen.» Zumindest brauchte er keine Gehaltserhöhung, um zu bleiben. «Über das ist hier in Luzern nie gesprochen worden. Ich fühle mich sehr, sehr wohl, und es passt zur Zeit so, wie es ist.» Gleichwohl weiss er, wie schnell es im Fussball geht. «Da kann viel passieren.»

Schnell für Luzern entschieden

Als Jakob Jantscher im Sommer 2014 zum FC Luzern stiess, hatten beide Seiten schwierige Zeiten hinter sich. Der FCL stürzte in der Tabelle nach einem hervorragenden ersten Halbjahr ab. Der Österreicher gehörte beim NEC Nijmegen zu einem Team, das sich am Ende der Saison aus der höchsten holländischen Fussball-Liga verabschieden musste. «Es war ein sehr schwieriges Jahr in Holland. Es ist immer sehr negativ, wenn du absteigst und miterlebst, wie der ganze Verein von den Leistungen der Fussballer abhängig ist.

Der Kontakt mit dem FC Luzern sei relativ schnell entstanden – auch über den Schweizer Trainer der österreichischen Nationalmannschaft, Marcel Koller, der den Kontakt mit dem damaligen FCL-Coach Carlos Bernegger herstellte. Für den Grazer, der in Österreich oft Jantschi genannt wird, gab es mehrere Angebote. «Ich habe mir die Gegebenheiten in Luzern angeschaut und mit Trainer Bernegger und Sportchef Alex Frei gesprochen. Für mich war wichtig, relativ schnell eine Entscheidung zu treffen. Ich wollte nicht den ganzen Sommer rumsitzen und abwarten. Deswegen habe ich mich für Luzern entschieden.» Jakob Jantscher wollte nicht in dieselbe Situation geraten, in der er sich in den zwei Jahren davor wiederfand. Damals war lange unklar, wohin sein fussballerischer Weg führt.

Auf Facebook teilt Jantscher gerne seine Emotionen mit den Fans. Hier nach dem Spiel in St. Gallen Anfang November:

Nach dem geilen Match am Mittwoch heute leider eine unnötige Niederlage!!! Die Latte in St. Gallen wird wohl nicht mehr mein bester Freund!

Posted by Jakob Jantscher on Sonntag, 1. November 2015

 

Frühe Traumerfüllung

Für «Köbi» war schon früh klar, dass er gerne einmal Fussballer werden möchte. «Ich war von klein auf immer sehr ballverliebt. Mit fünf Jahren hat man mich in einen Fussballklub gesteckt. Ich war ein grosser Sturm-Graz-Fan – ja die ganze Familie fieberte mit und nahm mich als kleinen Jungen mit ins Stadion.» Sein grosser Traum, einmal für Sturm Graz zu spielen, hat sich für Jantscher bereits mit 18 Jahren erfüllt. «Das war ein sehr sehr schönes Erlebnis.» Weitere Traumvereine, bei denen er unbedingt landen wollte, gab es für Jantscher nicht. Gleichwohl kam für ihn bald einmal die Zeit, weiterzuziehen. Nach der Saison 2009/10, in der Jantscher Stammspieler im Nationalteam war und mit Sturm Graz österreichischer Cupsieger wurde, wechselte er zu Red Bull Salzburg. Mit Salzburg gewann Jantscher 2011 das Double aus Meisterschaft und Cup und wurde zu einem der begehrtesten Fussballer zwischen den Alpen und der Adria.

«Natürlich ist es so, dass ich nicht den Rest meiner Fussballkarriere in Luzern verbringen möchte.»

Der Schritt ins Ausland war im Spätsommer 2012 die logische Folge, Russland wurde auf Leih-Basis zu Jantschers nächster Station. «Dynamo Moskau war schon ein Thema, bevor ich zu Salzburg gegangen bin. Nach der Saison in Salzburg war es der richtige Zeitpunkt, um etwas zu wagen.» Es habe auch andere Angebote gegeben, aber da haben sich die Clubs nicht gefunden, erzählt Jantscher. «Obwohl sich der Transfer zu Dynamo Moskau hinzog, ging es am Ende relativ schnell. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe.»

Jakob Jantscher fühlt sich wohl beim FC Luzern. Ewig bleiben will er trotzdem nicht.

Jakob Jantscher fühlt sich wohl beim FC Luzern. Ewig bleiben will er trotzdem nicht.

(Bild: esa)

Steiniger Weg im Nationalteam

Nach seinem Weggang aus Österreich kam für Jakob Jantscher eine schwierige Zeit. Dynamo Moskau gab den Flügelspieler nach nur einem Jahr wieder an Salzburg zurück. Dort aber wollte Jantscher nicht bleiben. Er liess sich ein weiteres Mal ausleihen – diesmal nach Holland. Zwischenzeitlich wurde er immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Seinen Platz im österreichischen Nationalteam musste er abgeben. Erst nachdem er im Sommer 2014 zum FCL wechselte und einschlug, ging es für ihn wieder aufwärts. Ausgerechnet gegen die Schweiz durfte er im vergangenen November wieder einmal von Anfang an für die Nationalmannschaft spielen. «Es war nichts Besonderes, nur weil es gegen die Schweiz war. Für mich war es schön, nach längerer Absenz wieder im Nationalteam zu spielen.»

Für Jantscher überwiegt deshalb das Positive in diesem Jahr. «Die Leistung war ganz in Ordnung dafür, dass es immer schwierig ist, in eine funktionierende Mannschaft reinzukommen.» Er hofft, in den nächsten Spielen auch wieder zu Einsätzen zu kommen, schätzt jedoch seine Chancen auf einen Stammplatz an der Euro 2016 in Frankreich nüchtern ein – Österreich hat sich erstmals sportlich für eine EM-Endrunde qualifiziert. «Die elf Spieler, die bei uns im Nationalteam sehr oft gespielt haben, haben das Ganze erreicht.» Es sei natürlich schwer, an diesen vorbeizukommen. «Aber sollte jemand angeschlagen, verletzt oder nicht so in Form sein, bin ich nah dran und werde versuchen, meine Qualitäten einzubringen.»

Auf Facebook teilte Jantscher seine Freude über den Auftritt im Nationaltrikot von Mitte November gegen die Schweiz. Hier im Zweikampf mit Valon Behrami:

Schade, dass es gestern für einen Sieg nicht gereicht hat! Trotzdem sehr stolz auf das erfolgreiche Jahr! Das Nationalteam

Posted by Jakob Jantscher on Mittwoch, 18. November 2015

 

Spekulation über die Zukunft

Beim FCL sind die Qualitäten Jantschers immer noch sehr gefragt. Bis im Sommer 2017 ist er vertraglich an den Verein gebunden. Ob er auch wirklich so lange da bleibt, ist fraglich. «Man muss ein Stück weit respektieren, was der Verein will.» Der finanziell klamme FCL ist auf lukrative Spielerverkäufe angewiesen. Jakob Jantscher gehört zu den Kandidaten, die einen beträchtlichen Transfererlös erzielen könnten. Seine festgeschriebene Ablösesumme beträgt 1,4 Millionen Euro, sein derzeitiger Marktwert wird auf über zwei Millionen Franken geschätzt. «Natürlich ist es so, dass ich nicht den Rest meiner Fussballkarriere in Luzern verbringen möchte. Ich möchte schon mal noch weiter.»

«Ich habe kein Wunschziel und bin für alles offen.»

Doch bevor es weiter geht, wird Jantscher wohl noch mindestens ein Halbjahr beim FCL bleiben. «Für mich ist das primäre Ziel, im Frühjahr gute Leistungen zu zeigen und dann zur Euro zu fahren. Dann wird man sehen, was passiert.» Über eine Vertragsverlängerung wurde bisher noch nicht gesprochen, und für Jantscher ist dies derzeit auch kein Thema. «Als Fussballer hast du die Möglichkeit, andere Kulturen zu sehen, und ich möchte, solange es geht, noch einiges mitnehmen. Ich habe kein Wunschziel und bin für alles offen.» Auch einen Wechsel innerhalb der Schweiz, zum Beispiel zu Basel oder YB, schliesst Jantscher nicht kategorisch aus.

Anfang Dezember hat sich Jakob Jantscher einen Handbruch zugezogen:

Hoffe, ihr hattet alle einen schönen Nikolo, ich war anscheinend nicht so brav. Habe mir beim Spiel einen Handbruch zugezogen. ✌ Hauptsache, 3 Punkte und Platz 4 in der Tabelle verteidigt!

Posted by Jakob Jantscher on Montag, 7. Dezember 2015

 

Abschied mit Titel?

Über seine sportliche Zukunft mag Jakob Jantscher nicht spekulieren. Dennoch ist er optimistisch, was die Luzerner Titelträume angeht: «Es wäre übertrieben, wenn man jetzt die Meisterschaft anpeilt. Aber es gibt noch die Möglichkeit mit dem Cup, und das ist schon sehr realistisch für uns.» Nach dem 4:3-Sieg im Viertelfinal gegen Aarau folgt nun Anfang März ein Heimspiel gegen den FC Lugano. Aus Graz und Salzburg hat sich Jantscher jeweils mit einem Titel verabschiedet. Man würde es ihm wohl nicht allzu übel nehmen, wenn er das auch beim FC Luzern tun würde.

Es läuft rund derzeit beim FCL. Jantscher feiert auf Facebook den Einzug ins Cup-Halbfinale:

Bravo Jungs, Einzug ins Cup Halbfinale!!! Loooozärn 🏼POR, HUN, ISL = EM Gruppe. Das Nationalteam

Posted by Jakob Jantscher on Samstag, 12. Dezember 2015


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