«Luzerner Designtage» ziehen Bilanz

Verwirrung um Mieten in der Kornschütte

Samuel Reichmuth aus Meggen stellt selber verschiedene Ledertaschen her. (Bild: Manuel Gautschi )

Trotz einer erfolgreichen siebten Ausgabe von «DesignSchenken» hinterfragen die Organisatoren die Zukunft der Veranstaltung – und bringen sogar alternative Austragungsorte ins Spiel. Einer der Gründe ist die angebliche Verdoppelung der Miete in der Kornschütte. 

Das Wochenende vom 2. bis 4. Dezember hat es eindrücklich gezeigt: Die Luzerner Designtage besitzen eine grosse Anziehungskraft. Rund 4’800 Eintritte wurden an den beiden Hauptstandorten registriert. Der Andrang beim «etwas anderen Weihnachtsmarkt» war entsprechend gross. Lokal produzierte Modeartikel, Lederwaren und Accessoires sind angesagt und beliebt.

Sehr gut kam bei den Besuchern deshalb auch der neue zweite Hauptstandort an der Rössligasse an. «Die Aussteller haben hier gute Umsätze erzielt», sagt Organisatorin Franziska Bründler erfreut. Und sie fügt in Bezug auf die siebte Ausgabe an: «Wir sind mit der Veranstaltung zufrieden und sehr dankbar für die vielen positiven Rückmeldungen.» Auch die Nähe der Rössligasse zur Kornschütte hätten die Besucher sehr geschätzt, so Bründler.

Verordnung der Stadt unklar

Doch die Kosten für den traditionellen Hauptstandort der Messe – die Kornschütte – sorgt beim Organisationsteam für Irritation: Die Stadt Luzern habe angeblich die Raummiete für die Veranstalter im Vergleich zur letztjährigen Ausgabe beinahe verdoppelt. Für die dreitägige Messe schuldet Bründler der Stadt für Mieten, Bewilligungen und die Nutzung von öffentlichem Grund neu insgesamt rund 15’000 Franken. Für Bründler ein erstaunlich hoher Betrag. Die Höhe der Miete sei laut Bründler nicht so geplant gewesen.

«Die Verdoppelung resultiert aus unterschiedlichen Interpretationen der bisherigen Regelung.»

Friedericke Pfromm, Stadtbaumeisterin

Die Stadt habe diese für die Kornschütte aber nicht angepasst, erklärt Stadtbaumeisterin Friederike Pfromm. «Die Verdoppelung resultiert aus unterschiedlichen Interpretationen der bisherigen Regelung.» Das Ganze sei ein Missverständnis. Während Bründler davon ausgeht, dass sie aufgrund der viertägigen Mietdauer 3600 Franken Miete oder 900 pro Tag entrichten müsse, verlangt die Stadt dagegen 4800 Franken. Für zwei Tage wurden 1500 Franken und für zwei Tage 900 Franken erhoben.

Streitpunkt Öffnungszeiten

Neben der Miete in der Kornschütte sind auch die Öffnungszeiten ein Zankapfel. Die privaten, mit der Messe assoziierten Geschäfte, die Satelliten, müssen am Sonntag geschlossen bleiben. Dies gilt nicht für die offiziellen Standorte der Messe. Dazu zählen neben der Kornschütte und der Rössligasse zehn weitere Partnergeschäfte in der Luzerner Alt- und Neustadt.

Bründler hat gedacht, dass sie für jeden Tag nur den den tiefen Betrag bezahlen muss. Der entsprechende Passus in der Verordnung über die Vermietung von Räumlichkeiten der Stadt Luzern ist tatsächlich unklar formuliert. Pfromm sagt deshalb: «Im Sinne einer einheitlichen Regelung werden wir nun ab vier Tagen für alle vier Tage je 900 Franken in Rechnung stellen.» Ein neues Reglement solle Klarheit bringen, kündigt die Stadtbaumeisterin an.

Für die Höhe der Miete in der Kornschütte ist die Art der Veranstaltung entscheidend. Kommerzielle Events wie etwa DesignSchenken zahlen die in der Verordnung festgelegten Tarife. Kulturelle Veranstaltungen können dagegen von einem Gratiskontingent der Dienstabteilung Kultur und Sport profitieren. Ob die Luzerner Designtage in die Kategorie der kulturellen Anlässe fallen, entscheidet die Kulturabteilung der Stadt Luzern um Kulturchefin Rosie Bitterli.

«Ein neues Reglement soll Klarheit schaffen.»

Friederike Pfromm, Stadtbaumeisterin

Standorte bündeln – oder Umzug

Die Organisation der Luzerner Designtage beruht mehrheitlich auf ehrenamtlicher Arbeit. Der Aufwand ist aufgrund verschiedener Standorte allerdings enorm. Wenn die Designmesse in dieser Form weiterbestehen soll, was natürlich für die zahlreichen involvierten Fachgeschäfte von Vorteil wäre, sei eine Professionalisierung deshalb unausweichlich. Dafür brauche es aber andere Organisationsstrukturen, die finanziell im Moment nicht tragbar seien, sagt Veranstalterin Franziska Bründler. 

Wenn sie dazu die steigenden Mieten in der Kornschütte berücksichtige, kommt die Initiantin deshalb zum Schluss, gehe die Organisation von DesignSchenken finanziell langfristig nicht mehr auf (zentral+ berichtete). Bründler will und kann zum aktuellen Zeitpunkt keine konkreten Angaben zur zukünftigen Form der Luzerner Designtage machen. Zur Diskussion steht die Konzentration auf die beiden Hauptstandorte. Auch der Umzug in eine andere Stadt ist nicht ausgeschlossen. Zwei Schweizer Städte haben bei Bründler bereits angeklopft und grosses Interesse an DesignSchenken angemeldet.

Wie ernst diese Aussage gemeint ist, wird sich weisen. Denn gleichzeitig verfolgen der Förderverein von DesignSchenken zusammen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Luzern gemäss Bründler auch das langfristige Ziel, die Luzerner Designtage als Veranstaltung auf das Level des internationalen Comix-Festivals Fumetto zu bringen.

«Designprodukte gehören zwar zur Kreativwirtschaft, die wir fördern. Bei DesignSchenken handelt es sich aber um eine kommerzielle Messe.»

Rosie Bitterli, Vorsteherin der Kulturabteilung der Stadt Luzern

Fehlende Anerkennung?

Franziska Bründler

Franziska Bründler

Vor diesem Hintergrund wird eines klar: Bründler würde sich über mehr Anerkennung und finanzielle Unterstützung durch die Stadt Luzern freuen. Sie nennt etwa die Kulturabteilung. Rosie Bitterli, Vorsteherin der Kulturabteilung der Stadt Luzern, winkt aber bestimmt ab: «Designprodukte gehören zwar zur Kreativwirtschaft, die wir fördern. Bei DesignSchenken handelt es sich aber um eine kommerzielle Messe.»

Da die gewerbliche Tätigkeit im Vordergrund stehe, könne die städtische Kulturförderung diese Veranstaltung nicht berücksichtigen. Deshalb können die Luzerner Designtage zum Beispiel nicht von günstigeren Konditionen in der Kornschütte profitieren, so Bitterli.

Bründler entgegnet: «DesignSchenken entwickelte sich in den letzten sieben Jahren. Es ist heute weit mehr als eine Verkaufsmesse und hat mittlerweile sowohl einen Kultur- als auch einen Bildungscharakter.»

Auch die kantonale Kulturförderung unterstützt gemäss den eigenen Richtlinien ebenfalls keine primär kommerziell ausgerichteten Veranstaltungen, was auch auf die Luzerner Designtage als Messe zutrifft. Die Sparte Design wird gemäss Alessa Panayiotou aber von der kantonalen Kulturförderung über Werkbeiträge gefördert. 

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