Frischekur für das Luzerner Theater

Eine «Box» fürs Volk

Der zukünftige Intendant und die zukünftige Stiftungsrätin des Luzerner Theaters, Benedikt von Peter und Birgit Aufterbeck, präsentieren die «Box». (Bild: Ingo Höhn)

Das neue Team des Luzerner Theaters hat ein Ziel: Das Theater radikal zu öffnen. Das wollen sie auch mit dem neuen Bau «Box» tun, welcher schon im Sommer gebaut werden soll. Der künftige Intendant Benedikt von Peter präsentiert überraschende Ideen.

Vorfreude herrscht im Luzerner Theater an diesem Mittwochmorgen. Der designierte Intendant Benedikt von Peter stellt nicht nur sein künstlerisches Team vor, er darf auch eine zusätzliche Spiel- und Arbeitsstätte des Hauses präsentieren. Eine provisorische Spielstätte – «ein kleines, modulares Ding» – wird das Theater ergänzen.

Eine 200-Quadratmeter grosse «Box» (siehe Box) wird eine erste sichtbare Massnahme der neuen Theater-Ära sein. «Es ist ein besonderer Tag für mich», betont von Peter. Viele Treffen mit zahlreichen Ideen sind dieser Präsentation vorausgegangen.

Das künftige Team besteht nun aus einigen altbekannten Gesichtern wie der Leiterin der Sparte Tanz, Kathleen McNurney, aber auch zahlreichen neuen und jungen Gesichtern. Die Stimmung sei schon sehr familiär, freut sich von Peter.

«Wir werden auch darin arbeiten, man wird uns und den Darstellern bei der Arbeit zuschauen können. Und man kann uns auch besuchen.»
Benedikt von Peter, designierter Intendant Luzerner Theater

Von Peter spricht von einer «radikalen Öffnung» des Theaters: «Wir haben dafür zahlreiche Ideen. Doch die Box wird das Herzstück. Wir wollen das Theater ins Zentrum des Stadtlebens rücken, es soll wieder mehr gesellschaftsbildend sein.» Punkte, die von Peter seit Bekanntgabe seiner Intendanz betont (zentral+ berichtete).

«Insgesamt soll dieser neue Raum nicht nur Veranstaltungsort, sondern vor allem ein Ort der Begegnung sein», ergänzt er. «Ein kleiner Marktplatz der Ideen, des Denkens und Fühlens und der Kunst. Offen für alle Menschen.» Er und sein Team sehen sich dabei als Gastgeber. «Wir werden auch darin arbeiten, man wird uns und den Darstellern bei der Arbeit zuschauen können. Und man kann uns auch besuchen – vielleicht auch mal nach Feierabend ein Bierchen trinken.»

Das Luzerner Theater kommt aus seinem grossen Haus raus auf die Strasse. «Nur eine kleine Stufe und man ist in der Box», sagt von Peter. Die Hürde also, das Theater und die Leute dahinter zu besuchen und kennenzulernen, soll für alle so klein wie möglich werden.

Die Wände der «Box» werden beweglich – sie können entfernt, verschoben oder auch durch Glas ersetzt werden. (Bild: zvg)

Die Wände der «Box» werden beweglich – sie können entfernt, verschoben oder auch durch Glas ersetzt werden. (Bild: zvg)

Was kommt rein?

Benedikt von Peter und sein Team werden in dem räumlich wandelbaren Spielort nicht nur experimentelle Theaterformen, sondern auch Werke des klassischen Repertoires oder neue Formate wie Tanzaperos zeigen. Kooperierende Kultur-Partner aus Luzern sollen für Aufführungen und Veranstaltungen hier ebenfalls Raum finden.

Die Box

Die Box wird 200 Quadratmeter gross sein, 200 Stehplätze oder 150 Sitzplätze bieten. Technisch wird sie minimalst ausgestattet.

Garderoben, Toiletten und Kasse werden sich weiterhin im Haus – gleich über die Strasse – befinden. «Zuschauer und Schauspieler werden jeweils über die Strasse pilgern», erklärt von Peter mit einem Schmunzeln.

Der neue Bau soll das Luzerner Theater nicht nur öffnen, sondern auch räumlich entlasten. «Im Haus ist derzeit alles haarscharf durchgetaktet. Ich habe eine solche Dichte bei der gleichzeitigen Raumknappheit noch nie erlebt», betont von Peter. Die Box soll hier die Möglichkeit bieten auszuweichen.

Der Innenraum der Box wird wandelbar – die Bühnensituationen wie auch die Zuschauertribüne. Auch zur Stadt und zum Markt hin wird man sie öffnen können: Durch bewegliche Wandelemente und Schienensysteme können die Wände verschoben, die Fronten geöffnet oder in den kälteren Monaten Glaselemente eingesetzt werden.

800’000 Franken, maximal fünf Jahre

Der temporäre Bau kostet rund 800’000 Franken und wird von theaterzugewandten Gönnern privat finanziert. Er soll auf der Rasenfläche zwischen dem Luzerner Theater und der Jesuitenkirche zu stehen kommen. Der Stadtrat ist bereit, die Wiese bei der Jesuitenkirche zur Verfügung zu stellen. Die Nutzung ist jedoch klar befristet. «Bisher sprechen wir von maximal fünf Jahren», so von Peter. Die Details werden momentan zusammen mit der Stadt geklärt, das Baubewilligungsverfahren läuft. Der Bau soll im Juli, August beginnen. Eingeweiht wird die Box dann an der Spielzeiteröffnung vom 9.9.2016, um 9 Uhr.

Das Innere der «Box» kann als Begegnungsraum, als Spiel- oder Probeort, aber auch als Büro genutzt werden. (Bild: zvg)

Das Innere der «Box» kann als Begegnungsraum, als Spiel- oder Probeort, aber auch als Büro genutzt werden. (Bild: zvg)

Entworfen und entwickelt wurde das Gebäude von TGS-Architekten Luzern in Zusammenarbeit mit dem neuen Intendanten sowie dem technischen Direktor des Luzerner Theaters, Peter Klemm. «Er schuftet derzeit Tag und Nacht», bedankt sich von Peter.

Neue Stiftungsratspräsidentin

Stiftungsratspräsident Kurt W. Meyer hat ebenfalls Grund zur Freude, darf er doch seine Nachfolgerin Birgit Aufterbeck vorstellen. «Wir sind in einer Phase des Aufbruchs, des Übergangs», sagt Meyer und dafür sei Aufterbeck die ideale Nachfolge.

Als Präsidentin des Stiftungsrats leitet Birgit Aufterbeck Sieber ab Anfang Jahr das strategische Führungsgremium des Luzerner Theaters. Sie folgt auf Kurt W. Meyer, der das Amt acht Jahre ausgeübt hat und in dieser für das Luzerner Theater sehr wichtigen Zeit für die Zukunft wegweisende Impulse setzen konnte.

 

Die künftige Leitung des Luzerner Theaters. (Bild: Ingo Höhn)

Die künftige Leitung des Luzerner Theaters. (Bild: Ingo Höhn)

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