Michael Elsener: Video zur Parteienfinanzierung

«Mehr Transparenz und weniger Bananenrepublik»

Lustig, aber mit ernsthaftem Hintergrund: Michael Elsener in einem frisch aufgeschalteten Youtube-Film. (Bild: Quelle: youtube)

Eigentlich ist der Zuger Comedian Michael Elsener bekannt für seine Imitationen von Roger Federer. Nun erklärt er auf einem Youtube-Video, wie Parteien mit Millionen durch Interessenverbände gekauft werden und warum sie sich gegen jegliche Transparenz wehren. Der 30-Jährige zeigt sich für einmal ungewohnt bissig – ganz schlecht kommt dabei vor allem eine Partei weg.

Auch ein Kabarettist muss nicht immer nur rumblödeln – er darf durchaus auch mal pointiert politisch sein. Genau das hat Michael Elsener in seinem Youtube-Video «mediengeil – Parteienfinanzierung» getan. Trotz ernstem Inhalt ist das sechsminütige Video durchaus witzig und unterhaltsam.

«Hallo Schweiz, am 30. November ist es so weit: Dann trifft sich das neue Parlament zur ersten Session. Das Parlament, das wir vor einem Monat gewählt haben.» So beginnt das Youtube-Video von Michael Elsener. In Politologenmanier erklärt der Zuger in der Folge, wie uns die Parteien jeweils mit Werbung eingedeckt haben – und schon gibts den ersten Seitenhieb: Vor allem von einer Partei habe man Unmengen an Broschüren erhalten, sagt er, schiebt gleichzeitig ein gelbes «Sünneli» zur Seite und fügt an, dass er jetzt keine Namen nennen wolle.

In der nächsten Einstellung trägt Elsener eine SVP-Kochschürze und erzählt, wie toll die Wähler mit Geschenken, Gratisbier und Würsten eingedeckt worden seien. Gleich darauf tanzt er zum SVP-Wahlsong «Wo e Willy isch, isch ou a Wäg», fällt samt Bier auf die Nase und kommt zum Schluss, dass all die Kampagnen natürlich «sauteuer» seien.

100 Millionen für den Wahlkampf 2015

Und nun tischt Elsener knallharte Zahlen auf: Bereits 2011 habe ein Zürcher Parlamentarier im Schnitt über 200’000 Franken für den Wahlkampf ausgegeben, eine Titelseite auf «20 Minuten» koste 130’000 Franken. «Alles in allem haben die Parteien 2015 für den Wahlkampf weit über 100 Millionen Franken ausgegeben», sagt er und zeigt auf, dass die Geldgeber natürlich dafür eine Gegenleistung haben möchten.

Er erfindet dafür die Firma «Sprengli Granaten AG», welche für ihre «Spenden» von der FDP möchte, dass sie in Bern die Gesetze zum Waffenexport lockert. Und erzählt von den Gewerkschaften, welche wollen, dass die Linke dafür schaut, dass den Angestellten in der Rüstungsbranche die Überstunden bezahlt werden, weil es «in dieser Branche zur Zeit voll abgeht». Schliesslich erwähnt Elsener noch den «Pensionär B. aus H.», der sein Geld der SVP gibt, damit die etwas gegen die vielen Flüchtlinge tun, welche zu uns kommen, weil bei ihnen zu Hause alles in die Luft fliegt. «Mit Granaten von der Sprengli AG.»

Wäre es nicht sinnvoll, dass die Wähler wüssten, wer von wem Geld erhält im Wahlkampf, fragt Elsener rhetorisch. Klar! Und zeigt ein Filmchen von Christoph Blocher, der sagt, er sei dafür, dass man weiss, wer welche Interessen vertritt. «Super!» ruft Elsener dazwischen und fragt, wie viel Geld er 2007 für den Wahlkampf ausgegeben habe. Und wieder ein Filmchen mit Blocher: «Weiss ich nicht mehr. Und wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht sagen.»

«Auf dem Niveau einer Bananenrepublik»

Elsener entlarvt auf witzige, aber durchaus faktenbezogene Art die doppelbödige Haltung einiger Politiker und kommt zum Schluss: Seit Jahrzehnten verhindern die grossen Parteien eine Offenlegung der Wahlkampfspenden. Über ein Dutzend Vorstösse für mehr Transparenz bei der Parteienfinanzierung seien von diesen in den letzten Jahren versenkt worden. Dabei sei diese Transparenz in den meisten anderen Ländern längst üblich – sogar in Russland. Er zitiert den Politologen Louis Perron: «Bei der Transparenz der Parteienfinanzierung bewegt sich die Schweiz auf dem Niveau einer Bananenrepublik.»

Warum das Gemauschel in der Schweiz, fragt sich der Comedian weiter. Und er widerlegt das Argument, wonach die Spendengelder zurückgehen würden, wenn sie offengelegt werden müssen, am Beispiel England. Dort hätten sich die Spenden verdoppelt, nachdem sie Transparenz geschafft haben, zeigt Elsener auf.

Auch der Bundesrat bekommt sein Fett weg: Transparenz bei der Parteienfinanzierung passe nicht zur Schweiz, habe dieser letztes Jahr gegenüber dem GRECO (Gruppe der Staaten, die sich gegen Korruption wehren) argumentiert. Darauf zeigt Elsener Christa Rigozzi, die sagt: «So eine Gugus.» Das Tessin kenne die Offenlegung der Parteienfinanzierung seit 1998.

«Ich habe Politwissenschaften studiert und schon lange vorgehabt, einen informativ-lustigen Überblick über die intransparente Parteienfinanzierung zu machen.»

Michael Elsener

Kämpferischer Tonfall

Gugus findet dies auch Michael Elsener und wirbt für eine entsprechende Initiative der SP, welche die Partei nun – endlich – lanciere. «Für mehr Transparenz und weniger Bananenrepublik», schliesst Elsener in fast schon kämpferischem Tonfall.

Huch, denkt man da, was ist denn in den sonst so «gmögigen» Kabarettist gefahren? Weshalb zeigt er fast schon auf analytische Weise auf, warum wir für die Offenlegung der Parteienfinanzierung sein sollten? «Ich habe Politwissenschaften studiert und schon lange vorgehabt, einen informativ-lustigen Überblick über die intransparente Parteienfinanzierung zu machen», sagt der Zuger auf Anfrage.

Warum aber urplötzlich dieses politische Engagement? Warum nicht, entgegnet dieser und fügt an, dass er alles sauber recherchiert habe. «Es ist eine journalistische Comedy. Vielleicht erzielt man mit Humor mehr Wirkung als mit all den versenkten, ernsthaften Vorstössen.»

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