Geheimtipp «Old Town Store»

Langsam steigt die Vinylkurve

Der neue Geschäftsführer Adrian Seeberger zeigt eine seiner Vinylplatten. (Bild: P. Bossart)

Der neue «Old Town Store» in der Luzerner Altstadt ist immer noch der alte: Im Zentrum steht die Rockmusik. Der neue Geschäftsführer Adrian Seeberger will vor allem das Vinyl-Sortiment ausbauen. Und den Beweis antreten, dass das grosse Plattenladensterben in Luzern nur dummes Gerede ist.

Hoppla – das sieht ja aus wie damals, als wir sporadisch im «Old Town Store» das Vinyl durchwühlten. Der Laden an der Hertensteinstrasse hat sich unter dem neuen Geschäftsführer Adrian Seeberger (noch) kaum verändert. Die Gestelle stehen, wo sie schon immer standen. Und sie sind praktisch mit der gleichen Ware gefüllt, wie sie der Vorgänger und Old-Town-Store-Gründer Erich Rothacher zurückgelassen hat. Aber das wird sich ändern. Seeberger nickt. «Ich habe bis kurz vor der Eröffnung noch in meinem alten Job gearbeitet. Da blieb noch kaum Zeit, um neue Platten zu bestellen. Zudem musste auch Erich zuerst seine Kontakte und Verbindungen abschliessen.»

«Gut vertreten ist die Sektion Heavy mit Bands wie Iron Maiden, Judas Priest, Kiss, Metallica, Korn oder Krokus.»

Pirmin Bossart, Musikjournalist

Es dominiert der klassische Rock

Wer den «Old Town Store» kennt, kann also blindlings seine bevorzugten Sortimente ansteuern. Aber auch die neuen Kunden können sich schnell orientieren. Beim Eintreten in den eigentlichen Laden stehen links die Regale mit den Vinylscheiben. Es dominiert der klassische Rock von 1965 bis 2000, dazu gibt es einzelne Fächer mit Blues, Rock′n′Roll, Reggae, Trip Hop und Jazz. Gut vertreten ist die Sektion «Heavy» mit Bands wie Iron Maiden, Judas Priest, Kiss, Metallica, Korn oder Krokus. Oben in der Wand thront eine dicke Vinylbox mit den ersten fünf 180 Gramm-Vinyl-Alben von The Grateful Dead (ohne Live-Dead) zum Preis von 169 Franken.

Gespannt gehen wir durch das Fächli «Neu», das erst zart am Aufblühen ist: Dort stehen die aktuelleren Scheiben von Sufjan Stevens, Ron Sexsmith, The Libertines, Morrissey, Son Volt oder Hot Chip. Auch Phall Fatale sind vertreten, allerdings noch mit dem ersten Album. Da müsste Fredy Studer dringend noch zwei, drei Scheiben des aktuellen Albums «Moonlit Bang Bang» vorbeibringen.

Die Kundschaft wühlt eifrig im breiten Angebot an Musik, das man im Old Town Store findet.

Die Kundschaft wühlt eifrig im breiten Angebot an Musik, das man im Old Town Store findet.

(Bild: pb)

Neu ist, dass im Old Town Store jetzt neben den CD-Playern auch wieder ein Plattenspieler steht, auf dem man sich die schwarzen Scheiben anhören kann. «Nach und nach werden jetzt die neuen Vinylplatten eintreffen. Ich gebe laufend Bestellungen auf», sagt Seeberger. Diese prangen Tage später bereits von der News-Wand im Laden: Zum Beispiel die neu aufgelegten Alben von Scorpions oder von Black Sabbath, aber auch The Gaslight Anthems, The Roots, Nick Cave & The Bad Seeds, Damon Albarn.

Es riecht wie im gruftigen Keller

Der eigentliche Laden ist nach wie vor prall mit CDs gefüllt. Der Bereich Pop/Rock dominiert, daneben gibt es eine stattliche Anzahl von Heavy-Metal-CDs, auch World Music, Jazz, Blues, Funk und Soul sind in kleinerem Masse vertreten. Wer die kleinen Silberscheiben liebt, wird hier vieles entdecken. Das Gängige ist vorhanden, auch das Speziellere ist mit etwas Glück zu finden.

Mitten im CD-Laden steht ein weiteres Gestell, das mit Vinylscheiben aus einer Sammlung bestückt ist. Wenn man die Platten aus dem Cover nimmt und in den Händen dreht, riecht es wie aus einem gruftigen Keller. Beim Durchblättern wird es uns warm ums Herz. Viel englischer Folk, alte französische Celtic-Rockbands, Bluesiges und Folkiges, das erste Album von Maggie Bell, aber auch Liedermacher von Franz-Josef Degenhardt über Aernschd Born bis hin zum Luzerner Rolf Probala.

Wir kaufen das erste und längst vergriffene Album der Zofinger Mittelalter-Folk-Band Hoity Toity aus dem Jahr 1976, das wir schon länger im Visier hatten. Zobi ist einer der Hoity-Toity-Musiker, sein Gesicht auf dem Cover wird von viel Bart und Haar eingerahmt. Wir haben ihn – ohne Bart – kürzlich in Zofingen getroffen, wo er seit Jahren das heitere Open Air mitprogrammiert und noch viel länger – Achtung Schleichwerbung – den Plattenladen Why Not führt. Auch so ein Relikt, das überdauert hat.

Lokale Bands im Angebot

Seeberger will in den nächsten Wochen und Monaten das Angebot an Vinylplatten laufend ausbauen. Wurde noch vor zwei Jahren das grosse Plattenladensterben ausgerufen, gibt es jetzt alleine in Luzern mit dem «Co-Mix Remix», dem «Radio 3fach Vinylshop», dem Secondhand-Laden «Music & Art» und dem«Old Town Store» wieder vier Läden, die wesentlich auf Vinyl setzen. Was uns vor Augen führt, dass die Nischen noch lange nicht in der Gruft verschwunden sind.

Musikfan und DJ Adrian Seeberger, der in den letzten Jahren als Informatiker bei der kantonalen Steuerverwaltung in Zug gearbeitet hat, wird den «Old Town Store» nun sanft und sukzessive weiter ausbauen und dabei vermehrt wieder lokale Bands ins Angebot aufnehmen. Um den Laden in der Szene à jour zu halten, sucht er die Zusammenarbeit mit Veranstaltern und weiteren Protagonisten der Musikszene. Ein erster Anlass ist ein Konzert mit Tobi Gmür, das der Old Town Store in Zusammenarbeit mit der Schüür veranstaltet. Es findet am Samstag, 21. November, statt. Wer den Old Town Store besucht, erhält bei einem guten Einkauf einen Gratiseintritt.

 

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