Jungregisseur startet am Luzerner Theater

«Luzern ist Berns versaute kleine Schwester»

Maxime Mourot hat mit 21 Jahren das erste Mal als Regisseur am Luzerner Theater inszeniert. (Bild: jav)

Der 21-jährige Maxime Mourot hat am Luzerner Theater Regie geführt – als Jüngster in der Geschichte des Hauses. zentral+ hat er erzählt, wie es überhaupt dazu kam und weshalb er dabei ganz schön auf die Welt gekommen ist.

Ein jüngerer Mensch hat noch nie am Luzerner Theater Regie geführt. Maxime Mourot aus Koblenz hat Jahrgang 1994 und inszenierte bereits sein erstes Stück an unserem Stadttheater. «Bin nebenan» wurde im «UG» uraufgeführt und hat bei den Zuschauern wie auch den Kritikern gut abgeschnitten. Wir haben den Regieassistenten im Theater getroffen und ihn als ambitionierte, aber trotzdem realistische Person kennen gelernt.

zentral+: Die erste eigene Inszenierung ist vorbei. Wie haben Sie sich geschlagen?

Maxime Mourot: Ich hatte selbstverständlich grossen Respekt und oft Herzklopfen. Aber auch super Bedingungen. Andreas Herrmann und die Dramaturgin Carmen Bach haben mich stark unterstützt und begleitet. Sie haben mit mir die Grundpfeiler gesetzt und auch Leute für die Zusammenarbeit vorgeschlagen. Gleichzeitig hatte ich beim Stück und der Wahl der Schauspieler grosse Freiheiten. Carmen Bach war mein Anker. Und auch die beiden Schauspieler, der Kostümbildner und die Assistenz haben viel reingegeben. Ich hatte wirklich Glück.

zentral+: Woran arbeiten Sie gerade?

Mourot: Wir proben gerade für das Kinderstück «Undine – Die kleine Meerjungfrau». Eine tolle Produktion. Ich mache dabei die Assistenz.

«Ich habe es bitter gelernt: Dahinter steckt viel mehr.»

zentral+: Wie ist es denn jetzt, wieder der Assistent zu sein?

Mourot: Gut. Im ersten Moment denkt man, es gehe einen Schritt zurück, aber es ist genau das Gegenteil. Es ist eine luxuriöse Position. Man kann beobachten und trägt weniger Verantwortung. Am Anfang ist man als Assistent auch mal hochmütig und glaubt, man habe ja genauso gute Einfälle. Aber dass es das Schwierigste ist, den Grundstein zu legen, die Basis, das weiss man noch nicht. Damit kam ich ganz schön auf die Welt.

zentral+: Wie kamen Sie zum Theater?

Mourot: Nach dem Abitur wollte ich, wie so viele, Schauspieler werden. Ich habe schliesslich überall vorgesprochen und brauchte in der Zwischenzeit etwas. Durch eine Bekannte konnte ich in Bern am Konzert Theater hospitieren. Während dieser Zeit habe ich bemerkt, dass mir das erstens sehr gefiel und zweitens, dass es bei dem Vorsprechen einfach nicht stimmte. Ich habe es bitter gelernt: Dahinter steckt viel mehr, als man sich vorstellt. Und meine Stärke ist es nicht.

«Luzern ist Berns versaute kleine Schwester

zentral+: Und wie schafft man es ohne Studium als Assistent an ein Stadttheater? Kommen Sie aus einer Theaterfamilie?

Mourot: Glück. (Er lacht.) Nein, meine Familie hat mit Theater gar nichts zu tun. In Luzern ist damals kurzfristig jemand abgesprungen, und sie suchten dringend Ersatz. Da hat Bern mich empfohlen, und beim Vorsprechen hat es einfach gepasst. Also: Glück. Und ich habe mich in Bern wohl ganz gut angestellt.

zentral+: Sie waren zuerst ein Jahr in Bern, wie lebt es sich jetzt in Luzern?

Mourot: Ich liebe Luzern. Bern war auch toll, ist aber vor allem hübsch. Aber in Luzern fühle ich mich mehr zuhause – vor allem in der Neustadt. Sie hat auch ihre schäbigen Ecken, und ich fand schnell meine Stammkneipen. Für mich ist Luzern Berns versaute kleine Schwester. (Er lacht.)

Zur Person

Nach seinem Abitur verbrachte Maxime Mourot eine Spielzeit am «Konzert Theater Bern». Dort war er als Regiehospitant bei Stephan Rottkamps Inszenierung von «Maria Stuart». Ebenfalls in Bern übernahm er die Regieassistenz in Mario Matthias’ Inszenierung von LaButes «Tief in einem dunklen Wald».

Seit der Spielzeit 2014/15 ist er Regieassistent am Luzerner Theater. In dieser Spielzeit inszenierte er «Bin nebenan» von Ingrid Laus als Schweizer Erstaufführung im UG.


zentral+: Wie geht es nach der Assistenz in Luzern nächsten Sommer für Sie weiter?

Mourot: Ich bin dabei, mich bei vielen Regieschulen zu bewerben. Ich habe gemerkt, dass mir das Inszenieren sehr gefällt und gut liegt. Aber ich will das Handwerk richtig lernen.

zentral+: Und dann als Regisseur arbeiten?

Mourot: Ganz klar. Ich will nicht berühmt werden, aber viel arbeiten können – an verschiedenen Häusern, mit verschiedenen Leuten. (Er schmunzelt.) Aber man muss dafür auch etwas Erfolg haben, um sich Produktionen aussuchen zu können. Und das braucht viel Zeit.

«Ich will das Handwerk richtig lernen.»

zentral+: Die Voraussetzungen stehen aber jetzt bestimmt nicht schlecht?

Mourot: Um an einer Schule angenommen zu werden, wahrscheinlich nicht. Aber dann fängt die Arbeit erst an.

zentral+: Zum Schluss: Was soll dieses goldene Klebetattoo auf deinem Arm? Wild gefeiert?

Mourot: (Er lacht.) Das ist eine Art Freundschaftsbändchen von der Derniere meiner Inszenierung «Bin nebenan». Die zwei Gast-Schauspieler, die Dramturgin und ich tragen nun ein solches. Wir haben uns tränenreich getrennt. Es war fast kitschig.

Ein goldenes Aufklebetattoo als «Freundschaftsband»

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