«Wedding Planning» in der Zuger Altstadt

Wie geheiratet wird, bestimmt meistens die Frau

Simone Glarner bei ihrer eigenen Hochzeit. Sie und ihr Mann Pirmin Wismer heirateten 2014 im Dirndl und in der Lederhose. Einfach so. (Bild: Nicolas Gruring/zvg)

Simone Glarner organisiert für verliebte Paare ihren «schönsten Tag des Lebens». Von der Hochzeit im kleinen Rahmen bis zur glamourösen Expats-Trauung mit allen eingeflogenen Verwandten aus den USA kann sie vieles auf die Beine stellen. Vor Kurzem hat sie ihr eigenes Geschäft «Liebesding» in der Zuger Altstadt eröffnet.

Der neue Laden an der Ober Altstadt 7 fällt durch sein leicht und luftig dekoriertes Schaufenster auf. Das Hochzeitskleid im Schaufenster gibt einen Hinweis, worum es gehen könnte. Um die Liebe.

Simone Glarner bietet eine Dienstleistung an, die hierzulande noch wenig verbreitet ist. Der Wedding Planner – auf Deutsch Hochzeitsplaner – ist in England und in den USA als Berufsgattung bekannt. «In der Schweiz sind wir erst rund ein Dutzend, die das hauptberuflich machen», erklärt Glarner. Sie absolviert momentan berufsbegleitend eine Ausbildung zum Wedding Planner beim «Verband Unabhängiger Schweizerischer Hochzeitsplaner» (VUSH).

Im Kanton Zug sei sie die einzige Unternehmerin, die sich komplett dem Thema Hochzeiten verschrieben hat. Heiraten sei wieder trendig, stellt sie fest. «Es gab eine Zeit, wo es einmal nicht so populär war.» Sie erklärt es sich so, dass man sich gerade in Krisenzeiten wieder nach Sicherheit und Verankerung sehnt.

PR- und Eventspezialistin

Die 31-jährige diplomierte PR-Fachfrau, die in Unterägeri aufgewachsen und mit ihrem Partner in Baar lebt, erfüllt sich mit dem eigenen Geschäft einen lange gehegten Traum. Zuletzt arbeitete sie in Zürich als Mediensprecherin des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG. Davor sammelte sie viele Erfahrungen in PR-Agenturen und im Eventbereich.
All das kommt ihr jetzt zugute. Denn in dieser Arbeit ist Simone Glarner Regisseurin, Zeremonienmeisterin, Kommunikatorin. Und manchmal muss sie ruhig Blut bewahren, wenn es ein Problem gibt. «Schon manche Ehe ist an Fragen zur Organisation der Hochzeit gescheitert», sagt sie.

Frauen haben klare Vorstellungen

Glarners Arbeit beginnt mit dem Heiratswunsch zweier Liebenden. Dabei ist es die Frau, die meistens sehr genau weiss, was sie will. «Wir Frauen haben oft schon als kleines Mädchen vom Hochzeitstag geträumt und uns ausgemalt, wie dieser sein müsste.»
Glarner bietet Gesamtplanungen an. Sie berät Paare aber auch in Teilbereichen, hilft zum Beispiel bei der Suche nach einer passenden Location. Gibt Tipps zu

Rund ums Thema Heiraten

zentral+ hat den ungewöhnlichen Hochzeits-Laden in der Zuger Altstadt zum Anlass genommen, sich ein wenig mit dem Thema der ewigen Liebe auseinanderzusetzen. In Teil 1 sprechen wir mit Simone Glarner. In Teil 2 gehen wir der Frage nach, welches die prickelndsten Hochzeits-Orte im Zugerland sind. Rund um das Thema findet in Zug übrigens am 8./9. November zum vierten Mal eine Messe statt. «Hochzeitswelten» richtet sich an Brautpaare, ihre Entourage und alle, die geschäftlich mit dem Thema zu tun haben wie Simone Glarner. Sie wird dort sein, hat aber keinen Stand und nutzt den Anlass fürs Networking.

Hochzeitszubehör, das viele Leute aus Kostengründen aus dem Ausland importieren wollen, was aber oft Fallstricke birgt.

Von 20 bis 80 Jahre

Ihre Kundschaft ist, wie Zug, international. Es sind Paare jeden Alters. Da sind die ganz Jungen zwischen 20 und 25 Jahren. Glarner: «Vor allem in südlichen Ländern ist die frühe Heirat immer noch verbreitet.» Dann gebe es diejenigen, die sich mit 35 bis 40 noch vermählten. Und die älteren Verliebten, die es «nochmals wissen wollen». Sie bewegten sich bei den Ausgaben eher im höheren Preissegment.

Ein gleichgeschlechtliches Paar hatte die Zugerin noch nie zur Beratung. «Ich bin aber offen und unterstütze das», sagt sie. Einmal habe sie eine Hochzeit zweier Männer aus Zürich mitorganisiert, mit denen sie befreundet sei und die mittlerweile in die USA ausgewandert seien. «Die Bedürfnisse sind die gleichen», sagt die Wedding Planerin. Einzig die rechtliche Situation sei ein wenig anders bei einer eingetragenen Partnerschaft. Und manchmal gäbe es Probleme, wenn der eine Partner aus einem Land komme, wo die gleichgeschlechtliche Partnerschaft oder Ehe verboten ist oder nicht anerkannt wird.

Thema 1: Der Standort

Simone Glarner sucht die passende Location für das Liebespaar. Die einen wollen in Zug heiraten. Andere im Ausland, vor allem binationale Paare. Oder eine Kombination von beidem wird auch oft gewünscht. Für das Hochzeitsfest sehr beliebt ist die Villette in Cham (dort kann man sich auch standesamtlich trauen lassen). Aber auch das Hotel Waldheim in Rotkreuz, das Landhaus Risch, das Hafenrestaurant oder das Restaurant Schiff in Zug werden nachgefragt. Gefragt ist auch Heiraten im Biohof Zug oder in der Ziegelhütte in Baar.

Schwieriger wird es in Zug, wenn der schönste Tag des Lebens mit einem Riesenfest gefeiert werden soll. «Ein grosses Fest in Zug aufzustellen, ist fast nicht möglich. Das ist ein Platzproblem», weiss die Wedding Planerin, «da muss man rasch nach Luzern oder andere Orte ausweichen, wo es grössere Lokalitäten gibt.» Es gebe nicht viele öffentliche Orte mit grossem Park oder Garten in Zug. Und die wenigen Schlösser wie St. Andreas in Cham sind in Privatbesitz.

Was die Planung im Kanton Zug dagegen erleichtert, ist laut Simone Glarner, dass die Standesämter Zug, Baar und Cham den Termin schon ein Jahr im Voraus bestätigen können. Zug ist fortschrittlich. In Zürich, wo Glarner manchmal auch tätig ist, ist das erst seit kurzem möglich.
Apropos Standesamt und kirchliche Hochzeit. Oft finde beides statt. Doch bei der religiösen Frage würden Brautpaare immer öfters alternative Zeremonien der traditionellen kirchlichen Trauung vorziehen.

Thema 2: Die Kleider

Bei den Kleidern sind momentan eher die Männer die Paradiesvögel. Kauften sie früher für die Hochzeit einen schönen Anzug, den sie auch fürs Geschäft brauchen konnten, wagen sie heute mehr. «Sie kombinieren zum Beispiel verschiedene Farben. Caro-Hosen habe ich auch schon gesehen.»
Die Bräute bleiben meist beim weissen Brautkleid. Hochweiss sei momentan etwas aus der Mode, aber Kleider in Eierschalenfarben liegen weiter im Trend.

Thema 3: Das liebe Geld

Ein intereressantes Thema ist das Geld. Wird in Zug luxuriöser und aufwendiger geheiratet als an anderen Orten in der Schweiz? Die Hochzeitsplanerin stellt einen Unterschied zwischen Einheimischen und Paaren aus dem angelsächsischen Raum fest. «Engländer oder Amerikaner zelebrieren die Hochzeit traditionell mehr als wir. Schweizer heiraten eher zurückhaltend und bescheidener.»

Die Frage ist, ob Expats ihre Verwandtschaft aus dem Ausland einladen und in Hotels übernachten lassen. Und wie schick und edel das Ganze sein soll. Das geht natürlich alles ins Geld. Für eine «günstige» voll durchgeplante Hochzeit muss man mit Kosten von 20’000 bis 30’000 Franken rechnen. Rund 50’000 bis 70’000 Franken lassen sich im Durchschnitt einheimische Paare den schönsten Tag kosten. Für eine Luxushochzeit müsse man schnell 100’000 bis 150’000 Franken aufwerfen. Und nach oben ist die Skala natürlich offen.

Anekdoten hat Simone Glarner noch nicht so viele auf Lager. Doch sie kann sich an eine schicke Hochzeit von Freunden erinnern in einer Villa in Zug, direkt am Zugersee. «Meine Freunde kannten den Besitzer, die Villa stand leer, weil sie später umgebaut wurde. Wir durften dort ein wunderbares Fest feiern.»

Thema 4: Der Film

Und was meint sie zum Film «Wedding Planner», in dem Jennifer Lopez die Hauptrolle spielt? «Auf jeden Fall ist der Film sehr schön kitschig und lässt natürlich auch träumen», sagt die Zugerin. Jennifer Lopez organisiere die Hochzeit im Film bis ins letzte Detail mit sehr viel Leidenschaft und Freude. «Damit kann ich mich sehr gut identifizieren.» Das Budget für die Hochzeit im Film dürfte aber weit über dem sein, was man normalerweise sieht. «Und dass sich der Wedding Planner in den Bräutigam verliebt, ist in der Realität sehr unwahrscheinlich …», sagt die Zugerin zum Schluss.

Simone Glarner ist selber glücklich verheiratet. Sie und ihr Mann heirateten in Dirndl und Lederhose, in den österreichischen Bergen. Einfach so, weil sie mal etwas anderes wollten.

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