Heisse News zu Luzerner Stadtratswahlen

SVP nimmt GLP-Stadträtin ins Visier

Sie wollen ins Stadthaus: Thomas Schärli (von links), Marcel Lingg und Peter With. (Bild: zentral+)

Lingg, With, Schärli: Einer von ihnen wird von der SVP Anfang Dezember zum Kandidaten für die Stadtratswahlen nominiert. Ob es der SVP aber nächsten Frühling gelingt, die GLP-Stadträtin aus dem Amt zu kegeln, ist fraglich. zentral+ stellt die drei Kandidaten vor und orakelt über ihre Wahlchancen. Interessant dabei: Alle drei üben Kritik an der eigenen Partei.

Ausruhen gilt nicht: Nach den Kantons- und Regierungsratswahlen diesen März sowie den National- und Ständeratswahlen vom 18. Oktober finden nächsten Frühling im Kanton Luzern auch schon die Gesamterneuerungswahlen in den Gemeinden statt. Im Mittelpunkt des Interesses stehen sicher die Stadt Luzern und die Frage, ob die SVP mit dem landesweiten Schwung im Rücken auch in der Hauptstadt punkten kann. Und speziell: Ob sie es zum ersten Mal schafft, endlich einen Sitz im fünfköpfigen Stadtrat zu erobern.

Bislang war unklar, welche Kandidaten sich der Nomination stellen. zentral+ weiss es: Es sind Parteipräsident Peter With (43), Grossstadtrat Marcel Lingg (50) und Kantonsrat Thomas Schärli (35). Eine entsprechende Einladung zur Mitgliederversammlung vom 6. November wurde soeben verschickt. 

SP stellt auch drei Männer – und keine Frau

Die bisherigen Stadträte Stefan Roth (CVP), Martin Merki (FDP), Manuela Jost (GLP) und Adrian Borgula (Grüne) werden wohl alle wieder antreten – nur Bildungsdirektorin Ursula Stämmer zieht sich aus der Politik zurück. Für die SP als grösste Stadtpartei steigen ins Rennen um Stämmers Nachfolge: Beat Züsli, Giorgio Pardini und Daniel Furrer. Theres Vinatzer hat ihre Kandidatur zurückgezogen. Am 4. Dezember findet die Nominationsversammlung der SP statt. Folglich scheint schon klar zu sein, dass ab Herbst 2016 nur noch eine Frau im Stadtrat sitzt – vorausgesetzt, Manuela Jost wird nicht abgewählt, dann hätte nebst der Kantonsregierung auch die Stadt eine reine Männerexekutive …

SVP ist zweitstärkste Partei in Stadt

Eigentlich, sagen die meisten Politbeobachter, traut man der SVP auch 2016 den Sprung in den Stadtrat nicht zu. Denn dazu müsste wohl Manuela Jost abgewählt werden. Doch Gewählte werden selten abgewählt. Spannend wird die Wahl aber trotzdem. Denn bekanntlich befindet sich die Minipartei GLP im Sinkflug, dafür ist die SVP am Durchstarten. So wurden die Luzerner SVP-Nationalratskandidaten selbst in der Stadt Luzern von beachtlichen 18,6 Prozent des Stimmvolks gewählt – bei den letzten Stadtrats- und Grossstadtratswahlen 2012 kamen die Kandidaten bloss auf 14,6 Prozent.

Nur die SP liegt in diesem «18.-Oktober-Ranking» mit 22,8 Prozent weiter vorne. Deutlich dahinter liegen FDP mit 14,8 Prozent, CVP mit 13,6 Prozent und Grüne mit 12,3 Prozent. Die GLP erreichte 7,6 Prozent. Die SVP hat also am 18. Oktober im Wahlkreis Stadt Luzern mehr als doppelt so viele Stimmen geholt wie die GLP – aber einen Sitz im Stadtrat hat die zweitstärkste Stadtpartei nicht.

Das wollen die drei SVP-Herausforderer nun ändern. zentral+ hat mit allen ein Kurzinterview geführt.

Lingg, der rechte Polit-Dino

Beginnen wir mit dem ältesten Kandidaten, wobei dieser noch alles andere als alt ist: Marcel Lingg, 50-jährig, Betriebsökonom. Lingg ist aber klar der Polit-Dino. Er sitzt im Stadtluzerner Grossstadtrat seit 1996, ist dort Fraktionschef seit Januar 2012, dann war er Grossstadtratspräsident 2010, zudem ist er Mitglied der Parteileitung SVP Stadt Luzern und Delegierter SVP Schweiz. Lingg hat sich schon mal an der Stadtratskandidatur die Zähne ausgebissen. 2012 entschieden sich die SVP-Mitglieder jedoch in der internen Ausmarchung für Rolf Hermetschweiler – der dann bei der Wahl aber völlig chancenlos blieb.

Marcel Lingg bei einem öffentlichen Auftritt.

Marcel Lingg bei einem öffentlichen Auftritt.

(Bild: zVg)

zentral+: Marcel Lingg, warum möchten Sie Stadtrat werden?

Marcel Lingg: Ich bin ja schon vor vier Jahren angetreten. Wie damals bin ich auch heute noch bereit für dieses Amt. Ich fühle mich in der Lage, dieses gewissenhaft und kompetent auszuführen.
 
zentral+: Schafft es mit Ihnen die SVP erstmals, einen Stadtrat zu stellen?

Lingg: Ich bin da realistisch. Unsere Wahlchancen sind nun mal gering in der Stadt. Aber noch wichtiger, als zu gewinnen, ist für mich, dass ich bereit bin, mich als Wahllokomotive der Partei zur Verfügung zu stellen. Nach rund 20 Jahren Parlamentserfahrung verfüge ich über das nötige Rüstzeug.
 
zentral+: Sie haben es erwähnt: Vor vier Jahren unterlagen Sie an der SVP-Mitgliederversammlung Rolf Hermetschweiler, und zwar sehr deutlich. Wieso sollen Sie nun erste Wahl sein?

«Wir brauchen nun eine Kandidatur, die weitherum anerkannt ist, und keine Lachnummer oder einen Witzkandidaten.»

Marcel Lingg

Lingg: Ich will sicher nicht das Gleiche erleben wie damals. Damals war nun mal bekannt, dass Rolf Hermetschweiler für einige nicht wählbar war, etwa für die FDP und den Wirtschaftsverband. Dort war man nicht bereit, ihn zu unterstützen, weshalb auch er bei den Wahlen keine Chance hatte. Das möchte ich nun verhindern. Ich etwa bin Mitglied im Wirtschaftsverband. Wir brauchen nun eine Kandidatur, die weitherum anerkannt ist, und keine Lachnummer oder einen Witzkandidaten.
 
zentral+: Sie sind seit 20 Jahren bei der SVP und sollten es deshalb am besten wissen: Warum sitzt Ihre Partei noch immer nicht im Stadtrat?

Lingg: Tendenziell sind in der Stadt ja alle gegen die SVP. Zudem, das muss ich einräumen, hatten wir in der Vergangenheit oft Kandidaten, die etwas angeeckt sind. Das war früher fast Programm. Nun aber möchten wir den Kurs wechseln und Kandidaten mit Erfolgsaussichten bringen, Kandidaten mit Stil, so wie Paul Winiker.
 
zentral+: Die SVP hat in der Stadt neu erstmals in ihrer Geschichte, zumindest theoretisch, ein Wählerpotenzial von fast 20 Prozent, wie die letzten Wahlen gezeigt haben. Das ist doch eine gute Ausgangslage?

Lingg: Das trifft zu, es genügt aber nicht. Wir brauchen Partner, die uns unterstützen – Parteien, Verbände. Dann hätten wir Chancen, und dann ginge es um die Konkordanz. Der GLP-Sitz ist vom Wähleranteil her sicher nicht gegeben.

zentral+ orakelt zu Linggs Wahlchancen: Lingg ist ein richtiger Vollblutpolitiker. Der Mann lebt und liebt Politik. Aber ob er genug Format hat für einen Stadtrat, wird von Kennern der hiesigen Politszene teilweise stark bezweifelt. So sorgen etwa Linggs Voten im Stadtparlament schon mal für unfreiwillige Komik. Und dass er vor vier Jahren innerhalb der SVP klar nur zweite Wahl war, stärkt seine Position auch nicht.

With, der verschmähte Wogenglätter

Der zweitälteste SVP-Kandidat ist Peter With, 43, Geschäftsführer in seinem Littauer Familienbetrieb With Metallbau. 2003 trat der Familienvater der SVP Littau bei, wo er bald in die Parteileitung nachrutschte. Von 2004 bis 2009 sass With im Littauer Einwohnerrat, nach der Fusion mit der Stadt Luzern wurde er 2011 Stadtparlamentarier. In diesem Jahr wurde er auch in die Parteileitung der kantonalen SVP aufgenommen. Seit 2012 ist With zudem Parteipräsident. Einen herben Dämpfer erlebte der ambitionierte With, als er heuer von der Stadt-SVP nicht für die Nationalratswahlen nominiert wurde – er unterlag dem Jungspund Thomas Schärli klar. Erst die kantonale SVP verhalf ihm dann doch noch auf die Liste. Bei den Wahlen vom 18. Oktober landete With zu seiner eigenen Enttäuschung aber auf dem letzten SVP-Platz, wenn auch nur knapp. Im Wahlkreis Stadt-Luzern jedoch erreichte er auf der 10er-Liste den guten vierten Platz. Thomas Schärli landete auf Platz 6.

Peter With mit Yvette Estermann

Peter With mit Yvette Estermann

(Bild: zVg)

zentral+: Peter With, warum möchten Sie Stadtrat werden?

Peter With: Ich finde Stadt- und Gemeindepolitik extrem interessant. Deshalb habe ich mich auch schon früh im Littauer Einwohnerrat engagiert, danach im Grossen Stadtrat und auch als Präsident der städtischen SVP.
 
zentral+: Sie haben zuerst gezögert, Ihre Kandidatur bekannt zu geben. Warum?
 
With: Ich wollte den richtigen Zeitpunkt nach den Nationalratswahlen abwarten. Die SVP als zweitgrösste Partei in der Stadt Luzern hat zudem einen Anspruch auf einen Sitz im Stadtrat. Dafür engagiere ich mich.
 
zentral+: Woran liegt es, dass es die SVP bislang nicht in den Stadtrat geschafft hat?

«Es waren zum Teil wohl einfach zu umstrittene Persönlichkeiten dabei.»

Peter With

With: Die Kandidaten kamen bei den anderen Parteien oft nicht sehr gut an. Deshalb konnten wir auch keine Allianzen mit anderen Parteien schmieden. Es waren zum Teil wohl einfach zu umstrittene Persönlichkeiten dabei. Als Exekutivmitglied muss man aber nach einem Konsens suchen. Diese Fähigkeit müssen unsere Kandidaten mitbringen.
 
zentral+: Sie haben an den Nationalratswahlen knapp den letzten Platz auf der SVP-Liste erzielt. Warum kandidieren Sie nun trotzdem als Stadtrat?

With: In der Stadt bin ich aber auf dem vierten Platz hinter den gewählten Nationalräten gelandet. Für die Stadtratswahlen ist das eine gute Ausgangslage, denn hier entscheiden ausschliesslich die Wähler in der Stadt Luzern.

zentral+ orakelt zu Withs Wahlchancen: With hat die einstige Rüpelpartei SVP als Präsident in ruhigere, skandalfreie Gewässer geführt. Das ist schon mal eine Leistung. Zudem gilt er als ambitionierter, schlauer Taktiker und hat unter anderem die erfolgreiche Stadtratslohnkürzungs-Initiative initiiert. Er geniesst auch in anderen Parteien ein gewisses Ansehen. Ob das aber genügt, um Stadtrat zu werden? Dass er bei den Nationalratswahlen auf dem letzten SVP-Listenplatz landete und er innerhalb der Partei offenbar nicht unumstritten ist, dämmt seine Chancen.

Schärli, der ehrgeizige Senkrechtstarter

Womit wir beim Junior-Kandidaten sind: Thomas Schärli aus Littau, 35. Der gelernte Elektromonteur ist Vater von vier Kindern und arbeitet bei Coop im Bereich Energieoptimierung. Er sitzt unter anderem im Vorstand der SVP Stadt Luzern. Von 2002 bis 2004 sowie von 2008 bis 2010 amtete er für die SVP als Littauer Einwohnerrat. Von 2010 bis 2011 agierte er im Stadtparlament. 2011 wurde Schärli in den Kantonsrat gewählt. Diesen März schaffte er die Wiederwahl. Auch an den Nationalratswahlen vom 18. Oktober nahm er teil. Er hat gegenüber zentral+ bereits Ende Mai seine Lust aufs Stadtratsamt bekannt gegeben (siehe Artikel).

Thomas Schärli an einer Standaktion.

Thomas Schärli an einer Standaktion.

(Bild: zVg)

zentral+: Thomas Schärli, warum möchten Sie Stadtrat werden?

«Ich kenne unter anderem die Probleme der ‹kleinen Leute›, die ich gerne vertreten möchte.»

Thomas Schärli

Thomas Schärli: Ich möchte die Stadt vorwärtsbringen. Und ich kenne unter anderem die Probleme der «kleinen Leute», die ich gerne vertreten möchte.

zentral+: Die SVP ist stark im Aufwind, hat an den Kantonsratswahlen im März und den Nationalratswahlen im Oktober zugelegt. In der Stadt ist sie theoretisch nach der SP mit fast 19 Prozent zweitstärkste Kraft. Können Sie davon profitieren im nächsten Frühling?

Schärli: Das hoffen wir natürlich. Aber in der Stadt Luzern war es schon immer sehr schwierig für uns, in den Stadtrat zu kommen. Zudem hatten wir bei den Nationalratswahlen eine starke Liste, die extrem viele Stimmen machte. Das kann man nicht einfach so auf Stadtratswahlen ummünzen.

zentral+: Wie sich an den letzten Wahlen gezeigt hat, wählen auch in der Stadt bis zu 19 Prozent der Bevölkerung SVP. Hat die SVP in der Vergangenheit also nicht einfach auf die falschen Kandidaten gesetzt?

Schärli: Das sagen die Medien und andere Parteien immer …, aber es könnte schon sein. Deshalb versuche ich es ja nun (lacht).

zentral+: Warum soll es mit Ihnen klappen?

Schärli: Ich bin sehr kommunikativ, sehr offen und stehe Neuem positiv gegenüber. Zudem verfüge ich über Führungsverantwortung.

zentral+ orakelt zu Schärlis Wahlchancen: Schärli ist jung, motiviert, unkompliziert – und somit tendenziell auch bei Stadtwählern nicht von vorneherein ein No-go. Aber Schärli hat politisch noch nicht viel vorzuweisen. In der Stadt weiss kaum einer, wofür der Littauer steht. Allein mit dem Jugendbonus dürfte es für ihn schwer werden. Aber vielleicht setzt die SVP genau da drauf — die kantonale FDP etwa fährt mit Ständeratskandidat Damian Müller (31) ja auch ganz gut.

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