Verdrängungskampf in Krienser Partyszene

Prime Club hat ausgefeiert

Nach Partystimmung sieht das nicht gerade aus; weil der Club leer bleibt, setzt der Prime Club nun eher auf seine Shisha-Lounge. (Bild: zvg)

Grosses wurde im August dieses Jahres in Kriens angekündigt – ein Hip-Hop-Club der Extraklasse, komfortabel, luxuriös. Zwei Monate später ist die Luft beim Prime Club bereits draussen. Auch das Vegas und der Avalon Club in der Nachbarschaft müssen kreativ sein, um überleben zu können.

Die pompöse Eröffnungsparty des Prime Clubs an der Nidfeldstrasse stieg am 22. August (zentral+ berichtete) – mit zahlreichen internationalen Acts wie Kevin Lyttle und Kay One, mit Lokalprominenz wie Bendrit Bajra und: mit grossen Versprechungen. Von «Luxusclub» und «Komfort der hohen Klasse» ist auf der Webseite die Rede; der Club fasst 500 Leute. Doch der kostspielige Eröffnungsköder hat sich offenbar nicht ausbezahlt – vorläufig hat es sich im Prime Club ausgetanzt.

Gähnende Leere

Die letzte Party fand am 26. September statt, seither herrscht im digitalen Veranstaltungskalender des Clubs gähnende Leere. «Wir müssen den Club noch aufbauen», windet sich Besitzer Yetis Tokay. Ist ihm möglicherweise sein Konzept der glamourösen Eröffnungssause zum Verhängnis geworden? Die ausländischen Künstler mussten immerhin eingeflogen und in guten Hotels untergebracht werden. Abgesehen davon, dass die Eröffnung ungeheuerlich viel gekostet habe, hätte sie laut einem Szenekenner auch hohe Erwartungen beim Publikum geweckt, die im Normalbetrieb nicht mehr erfüllt werden konnten. Tokay hingegen vermutet, dass die Eintrittspreise ein Grund für das Ausbleiben der Gäste waren: Freitags betrat man den Club zwar gratis, doch samstags kostete der Einlass stolze 28 Franken.

Teure Durststrecke

Partys werde es erst im Winter wieder geben, wann genau, ist ungewiss. «Wir wollen zuerst ein gutes Programm aufstellen und den Leuten etwas bieten», erklärt Tokay. Das bedeutet im Klartext: Wiederum teure Künstler und Tänzerinnen anheuern, um den Club zu füllen.

Künftig werde es nur noch einmal pro Monat Partys geben. Dazwischen ist geplant, die Räumlichkeiten für Events zu vermieten. Yetis Tokay gibt sich trotzdem zuversichtlich. Schliesslich betreibe er in den Clubräumen auch noch eine Mittagskantine und eine Shisha-Lounge. «In der Kantine verkaufen wir etwa 50 bis 60 Menüs pro Tag», sagt Tokay. Die Shisha-Lounge habe wegen des heissen Sommers nur mässig rentiert. Doch dass all das zu finanziellen Engpässen geführt habe, bestreitet Tokay.

Avalon Club setzt auf Albanien

Dass Kriens ein schwieriges Pflaster für Partybetreiber ist, ist bekannt. Auch der 1’500 Quadratmeter grosse Avalon Club an der Industriestrasse, der Nachfolger des Mad Wallstreets, musste diese Erfahrung machen. Im März wurde der Club eröffnet; das damals gesetzte Ziel von 1’000 Besuchern pro Partynacht blieb eine Utopie. Seit kurzem laufe es aber wieder besser, sagt Marketing-Verantwortlicher Noli Ibrahimi. Man wolle jetzt vor allem ein albanisches Publikum mit «modernen» Hip-Hop-Acts anlocken. Es scheint zu funktionieren: Ibrahimi spricht von momentan 700 bis 800 Gästen pro Abend. Wie der Prime Club betreibt auch der Avalon Club eine Shisha-Bar.

«Ein breit ausgerichteter Club, der immer denselben Mainstream-Sound bringt, kann sich nicht durchsetzen.»

Alex Flach, Club-Promoter

Cars bringen die Gäste

Viel selbstbewusster gibt sich da der unterirdisch gelegene Vegas Club an der Ringstrasse: «Wir sind trotz der grossen Konkurrenz der bestlaufende Club in Luzern», behauptet Inhaber Philipp Waldis. Bereits seit rund drei Jahren gibt es die Partystätte. Neuerdings organisiert der Vegas Club auch Carfahrten, um Besucher aus Bern, Basel, Winterthur und anderen Städten nach Kriens zu holen. Eine Verzweiflungstat? «Einige Abende waren plötzlich nur noch leidlich gut besucht, und heute organisiert der Club Carfahrten, um Gäste aus dem Umland ins Vegas zu karren», argwöhnt der Zürcher Club-Promoter und Kolumnist Alex Flach in einem «Züritipp Stadtblog» des Tages-Anzeigers. Waldis bestreitet dies: «Wir bieten die Carfahrten an, weil eine grosse Nachfrage da war.» Für Flach ist jedoch klar: Die Zielgruppe eines Clubs sollte primär regional sein. 49 Franken kostet die Carfahrt hin und zurück inklusive Eintritt. 1’000 Leute fasst der Vegas Club – an guten Samstagen sei diese Kapazität durchaus ausgelastet, sagt Philipp Waldis. Freitags jedoch betrage die durchschnittliche Besucherzahl nur knapp die Hälfte.

Mit solchen Bildern wirbt der Vegas Club für seine schweizweiten Carfahrten.

Mit solchen Bildern wirbt der Vegas Club für seine schweizweiten Carfahrten.

(Bild: zvg)

 

Ausrangierte Konzepte

Das Club-Geschäft sei überall hart umkämpft, sagt Alex Flach, Clubsterben sei auch in anderen Städten wie zum Beispiel Basel ein Thema. «Kriens hat zwar ein grosses Einzugsgebiet, doch auch in Luzern gibt es schon viele Clubs», sagt er. In einem überschaubaren Vorort Clubs für 1’000 Leute zu eröffnen, hält er für unsinnig. Viele Club-Betreiber würden im Vornherein keine Abklärungen treffen, ob die Nachfrage überhaupt da ist. Ausserdem gewinne man mit musikalischen Gemischtwarenläden kein Stammpublikum: «Ein breit ausgerichteter Club, der immer denselben Mainstream-Sound bringt, kann sich nicht durchsetzen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von digiradio
    digiradio, 18.10.2015, 13:27 Uhr

    In Zeiten der Digitalisierung sind auch Clubs nicht mehr das, was sie einmal waren. Tinder @ Co. lassen grüssen…

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