Luzerner Studentin macht's nachhaltig

Etwas Schickes aus Bisonresten?

Aus Bisonfellresten macht Sabina Brägger ihre eigenen Designs. (Bild: Montage jav)

Sabina Brägger hat gerade an der Hochschule Luzern abgeschlossen und macht ihrem Studiengang Textildesign alle Ehre. Denn sie designt nicht nur, sie nutzt scheinbar wertlose Reste so, dass nachhaltige Produkte entstehen. Und damit räumt sie nicht nur Preise ab.

Bereits 2013 stand die Studentin Sabina Brägger im Fokus der Medien. Denn bereits damals hat sie ein Resteprodukt – Fischhaut – genutzt, um ein edles, ungewöhnliches Material herzustellen. Und schon damals hat die Textildesign-Studentin der Hochschule Luzern mit ihrer Arbeit den Nachhaltigkeitspreis der Hochschule Luzern bekommen.

Jetzt hat Sabina Brägger ihre Masterarbeit vorgelegt. Darin hat sie sich der Bisonwolle gewidmet und damit den Nachhaltigkeitspreis erneut abgeräumt. Zu Recht. Brägger hat sich mittlerweile als Materialscout und Resteverwerterin selbstständig gemacht.

«In der Textilbranche wird so viel zerstört und ausgenutzt.»
Sabina Brägger, Textildesignerin

Die 26-jährige Bernerin hat sich komplett dem nachhaltigen Design verschrieben, der Verwertung von Restmaterial. «Mich stört das fehlende Bewusstsein der Konsumenten bezüglich der Herkunft und der oftmals fragwürdigen Art der Produktion», so Brägger. «In der Textilbranche wird so viel zerstört und ausgenutzt, die Natur und auch die Arbeitskräfte, die Menschen.» Es ist Brägger ein persönliches Anliegen, das wird schnell klar. Aber es sei eine schwierige Gratwanderung, den verschwenderischen Umgang mit Ressourcen zu vermeiden und gleichzeitig als Designerin im Markt zu bestehen. «Mit den Restmaterialien aber habe ich meine Nische gefunden», ist sie sich sicher.

Vom Abfall zum Edelprodukt

Bei fast jeder Produktion entstehen Abfälle. Diese werden in der Regel entsorgt, ohne dass man sich deren Wert überhaupt bewusst ist. Brägger will herausfinden, wie viel Potenzial in den vermeintlich wertlosen Materialien steckt.

Bei ihrer Bachelorarbeit stand Fischhaut im Zentrum. Nun, zu ihrem Masterabschluss, widmete sie sich dem Bisonfell.

Sabina Brägger beim Wolle-Sammeln in Avenches.(Bild: zvg)

Sabina Brägger beim Wolle-Sammeln in Avenches.(Bild: zvg)

Bisher nicht verwendete Wolle

Auch in der Schweiz werden Bisons gehalten, aber nur ihr Fleisch wird genutzt, weil es gut und selten ist. Die Haut der Tiere wird meist zu Leder verarbeitet. Das Fell der Bisons findet jedoch bisher kaum Verwendung, obwohl es sehr leicht ist und von hoher Qualität. Es wird beim Gerbvorgang aufgelöst und entfernt. Oder es windet über die Weiden der Tiere davon.

Sabina Brägger aber ist über die Weiden gestapft und in die Schlachtereien hinein – und hat genau diese Bisonwolle gesammelt. Und daraus hat sie ein edles, einzigartiges Material gewonnen: «Bison – Premium Wool Swissmade» nennt sie ihr Produkt. Sie verarbeitet die Wolle mit verschiedenen Methoden: Filzen, Pressen, Spinnen und dann Weben oder Stricken.

Die Reinigungsarbeit der Wolle ist eine der wichtigen Arbeiten, das zeigte sich nach dem Sammeln auf den Wiesen. Auch bei dem Fell, welches Brägger in Schlachtereien von der frisch entfernten Haut scheren darf, ist die Verschmutzung durch Staub und schliesslich auch durch Blut ziemlich gross. Doch auch die anderen Verarbeitungsschritte seien sehr aufwendig, so Brägger.

Grosses Interesse der Bauern

«Um an eine genügende Menge Wolle zu kommen, habe ich mit zwei Bisonbauern Kontakt aufgenommen», erklärt die 26-Jährige. Einerseits Christian Plattner aus Avenches und anderseits Laurent Girardet aus Les Plaines de Rosière im Kanton Genf, beide mit grossen Herden.

Die beiden kontaktierten Bisonzüchter seien sofort sehr interessiert gewesen und auch für das kommende Jahr sind die beiden weiterhin dabei.

«Nun geht es ums Produzieren und darum, die konkreten Aufträge auszuhandeln.»

Von den Bauern erhielt Brägger Unterstützung beim Fernhalten der Bisons, mit Gefährten, um auf den Wiesen effizienter und schneller zu sammeln, und auch mit neuen Ideen. «So meinte Herr Girardet zum Beispiel, dass wir Holzgestelle mit Noppen auf den Weiden aufstellen könnten, an denen sich die Bisons reiben können. Auf diese Weise würde mehr Wolle an einem Ort anfallen und sie müsste von weniger weit her zusammengesucht werden.» 

Wer soll das kaufen?

Für die junge Textildesign-Studentin (siehe Foto rechts) war es nicht nur einfach, Verhandlungen mit Schlachthöfen, Gerbereien und Landwirten zu führen. «Ich habe gelernt, wie ich mit den verschiedensten Menschen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern umgehen und kommunizieren muss, um meine Ziele zu erreichen», sagt Brägger. Erfahrungen, die sie weiterhin brauchen wird, denn die junge Designerin hat bereits ein nächstes Restmaterial ins Auge gefasst: Yack-Haar.

Und für wen produziert sie? Brägger definiert: Personen, denen Qualität wichtiger ist als Quantität. «Ästheten, die die Natur wertschätzen. Die in einem reduzierten, aber hochwertigen Umfeld leben und durchdachtes und langlebiges Design bevorzugen.»

Luxus bedeute für diese Leute nicht Kaviar und Diamanten, sondern vielmehr der Einkauf beim Bauern, ein Besuch im Kunstmuseum oder ein Essen mit Freunden in den Bergen. «Sie haben ein Auge fürs Detail, sind informiert über das Weltgeschehen und bilden sich eine eigene Meinung.»

Die ersten Anfragen seien bereits da, erklärt Brägger: «Nun geht es ums Produzieren und darum, die konkreten Aufträge auszuhandeln.»

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