50 Fragen an Dominic Deville

Die schlechteste Grimasse der Kleinkunstszene

Dominic Deville (Bild: jav)

Der Luzerner Kabarettist Dominic Deville findet sich selbst unreflektiert und die Stadt Luzern zu kitschig. Deshalb lebt er in Zürich, macht viel Theater und niemals Videos. Im 50-Fragen-Interview verrät er, weshalb er selten Pornos schaut und worüber er nicht lachen kann.

Wir treffen uns im «Meyer» am Luzerner Bundesplatz, Dominic Deville wartet bereits. Ganz konzentriert steht er in der Ecke und studiert die aktuellen Plakate und Programme der Luzerner Kulturhäuser.

Deville ist gerade 40 geworden, lebt mit seiner Familie in Zürich und hat in den letzten Jahren mit seiner Arbeit als Kabarettist und Bühnenschreck nationale Bekanntheit erlangt. Seine Arbeit als Kindergärtner hat er deshalb vor zwei Jahren aufgegeben. Und er scheint damit ganz gut zu fahren, schaut man sich die Terminplanung auf seiner Webseite an. 

Wir setzen uns nach draussen, die Autos rasen vorbei, er zieht den Aschenbecher in die Mitte und wir beginnen mit den 50 Fragen.

1. Die schönste Stadt der Schweiz?

Er atmet tief ein. Biel. Biel ist abgefuckt und weltoffen.

2. Aber Luzern… Was ist mit Luzern?

Luzern ist mehr kitschig als schön.

3. Aber Luzern ist doch schon auch schön, nicht?

Klar. Luzern hat ganz vieles auf einem Fleck: See, Berge, nette Leute, schöne Plätzchen, Party.

4. Warum haben Ihre Kinder eigentlich so seltsame Namen wie Rocco Napoleon und Nico Oona?

Warum seltsam? Das sind mir geläufige Namen. Künstlernamen zwar, doch sie haben einen schönen Klang. Aber es ist doch sowieso etwas Eigenartiges und Abstraktes ein Kind, einen Menschen zu benennen. Das kann man weder gut noch schlecht machen.

5. Was meinen Sie damit?

Ich dachte auch schon, wenn ich Geburtskarten geöffnet habe: Was für ein beschissener Name. Aber kaum sind ein paar Monate vergangen, ist der Name ganz normal geworden. Nehmen wir das Beispiel der Rolling Stones. Ein grauenvoller Bandname. Aber das interessiert heute niemanden mehr. Der Mensch macht den Namen und nicht umgekehrt.

«Ich bin eher der Typ, der macht, und weniger der, der reflektiert.»

6. Apropos: Beatles oder Rolling Stones?

Da müsste man meinen Vater fragen. Ich finde beide Bands sind überbewertet.

7. Dann halt etwas anderes: Sex Pistols oder – Dada Ante Portas?

Schwierig. Die einen kenne ich, die anderen höre ich. Also Sex Portas.

8. Was singen Sie unter der Dusche?

Momentan – meine eigenen Lieder.

9. Auf der Bühne können Sie ganz schön aufdrehen. Wie aufbrausend sind Sie privat?

Ich kann sehr aufbrausend werden. Ich bewege mich da immer in ziemlich kurzen Zeitintervallen von ruhig und ausgeglichen zu laut und wild.

10. Was finden Sie überhaupt nicht lustig?

Vieles, sehr vieles. Obwohl ich immer versuche, über ganz schlimme Dinge zu lachen und mich darüber lustig zu machen. Aber bei der Flüchtlingspolitik Europas geht das nicht mehr. Sonst habe ich echt keine Probleme damit, aber hier ist es auch bei mir vorbei.

11. Wie wählen Sie?

Mutig.

12. Wer ist unabsichtlich lustig?

Mein Sohn. Er mag es überhaupt nicht, lustig zu sein oder im Mittelpunkt zu stehen, aber er ist nun mal lustig.

13. Würden Sie uns Ihren Lieblingswitz erzählen?

 

14. Was verschlägt Ihnen die Sprache?

Solche Interviews. Also eigentlich, wenn ich über mich selbst sprechen soll. Ich bin eher der Typ, der macht, und weniger der, der reflektiert. Ich bin niemand, der festhält, es gibt kaum Videos von mir oder schriftliche Dokumente von meinen Programmen.

15. Ihre beste Grimasse?

 

Das wäre dann die Grimasse. (Bild: jav)

Das wäre dann die Grimasse. (Bild: jav)

16. Was würden Sie gern mal auf einem roten Teppich tun?

Staubsaugen. Nach meinen bisherigen Beobachtungen zu urteilen, scheint das eine sehr anspruchsvolle Aufgabe zu sein.

17. Seit zwei Jahren arbeiten Sie nicht mehr als Kindergärtner. Dabei stand Ihnen dieses Thema auf der Bühne so gut.

Ich glaube, dass ich alles abgehandelt, auch alles verarbeitet habe, was aus dieser Zeit besonders lustig war. Jetzt finde ich meine Inspiration anderswo.

18. Zeichnen Sie bitte Ihr Lieblingstier für uns.

19. Gibt es Dinge, die Sie bereuen?

Jaja. Vielleicht mal die eine oder andere Äusserung. Die eine oder andere Partygesellschaft, die ich zu sehr unterhalten habe. Aber es sind keine belastenden Dinge. Solche, die man am Morgen beim Aufwachen bereut und am Mittag ist es wieder vergessen.

20. Ist Ihnen eigentlich jemals etwas peinlich?

Definitiv nicht.

21. Coop oder Migros?

Migros. Aber ohne diese kleinen Plastiksehenswürdigkeiten, die einem in letzter Zeit an der Kasse angedreht werden bitte.

22. Auf was sind Sie besonders stolz?

Stolz? Ich bin letzte Woche 40 geworden und ich bin mit 40 so, wie ich es mit 20 wollte.

«Ich bin sehr gutgläubig.»

23. Was war der schlimmste Tag in Ihrem Leben?

Einen schlimmsten Tag weiss ich nicht, aber die schlimmste Minute im Tag. Das ist definitiv die Minute kurz vor dem Auftritt.

24. Weshalb?

In diesen Momenten erlebe ich Selbsthass, Hass auf die gesamte Menschheit, auf unsere Existenz, bin verbittert, habe Schwächeanfälle. Schlimm. Ich sag dir, wirklich schlimm.

25. Wann haben Sie zuletzt geweint?

Also Augenwasser hatte ich zuletzt bei der Siegerehrung an der Leichtathletik Europameisterschaft. Siegerehrungen berühren mich einfach immer sehr.

26. Der beste Tag in Ihrem Leben?

Abgesehen von der Geburt meiner Kinder? Nicken. Wahnsinn. Das sind solch essentielle Fragen. Es gibt so viele schöne Tage. Ich weiss es nicht. Vielleicht jeder Tag, an welchem ich nicht zum Zahnarzt muss.

27. Glauben Sie an Gott?

Nein. Aber ich bin sehr gutgläubig.

28. Wie lustig sind Sie zuhause?

Das ist sehr stark von der Tageszeit abhängig.

Dominic Deville live erleben!

Gewinnen Sie je 2x2 Tickets für Devilles Vorstellungen «Bühnenschreck – ein rohes Stück Kleinkunst» vom Mittwoch 23. September, Donnerstag, 24. September, Freitag 25. September, und Samstag, 26. September 2015, jeweils um 20 Uhr im Kleintheater Luzern.

Als registrierter User schreiben Sie bis Montagabend, 21. September, 23 Uhr, eine E-Mail an [email protected] mit dem Stichwort «Dominic Deville – Bühnenschreck». (Falls Sie noch nicht Mitglied unserer Community sind: Ein Klick auf «Registrieren» oben rechts; Profil erstellen; Bestätigungsmail erhalten; bestätigen.) Die Gewinner werden ausgelost und per E-Mail benachrichtigt.

29. Was stört Sie am meisten an Ihrem Körper?

Stören? Er scheint von der Frage verwirrt zu sein. Mein Knie ist verletzt. Das wäre es also.

30. Welches ist die speziellste Eigenschaft Ihrer Frau?

Wo soll ich da bloss anfangen. Sie ist extrem einnehmend.

31. Wie würde sie Sie beschreiben?

Er überlegt lange. 1.80 gross, dunkelhaarig, braun-grüne Augen, verbringt zu viel Zeit unter ärztlicher Aufsicht.

32. Haben Sie Drogen ausprobiert?

Ja. Viele legale und einige illegale.

33. Bier oder Wein?

Ähm. Rum Cola.

34. Ihr Lieblingsfluchwort?

Gopferdelisiech.

35. Was wollten Sie als Kind werden?

Er grinst triumphierend. Schauspieler und Lehrer. Beides abgehakt.

36. Wofür sparen Sie?

Er nuschelt: Ich konnte noch nie sparen. Aber ich spare eigentlich auch immer nur solange, bis ich das nächste Mal in meinem Comicladen bin. Dann ist alles wieder vergessen.

37. Sollen Homosexuelle heiraten und Kinder adoptieren dürfen?

Ganz bestimmt. Ja. Unbedingt. Er überlegt kurz. Am liebsten mich. Heiraten und adoptieren.

38. Schauen Sie sich oft Pornos an?

Nein. Ich bin nicht so Computer-affin und VHS-Kassetten sind leider aus der Mode gekommen.

39. Federer oder Wawrinka?

Ich hasse Fussball.

40. Das Schlimmste an Luzern?

Das ist gleichzeitig das Beste. Also siehe oben.

41. Hund oder Katze?

Katze. Das anarchistischste Haustier überhaupt.

42. Der lustigste Film?

Life of Brian. Geht immer.

43. Schon mal einen Dreier gehabt?

Nein. Das wär mir zu anstrengend.

«Ich versuche, vor nichts Angst zu haben.»

44. Mögen Sie Ihre Nachbarn?

Sehr. Ja, die mag ich sehr. Ob sie mich seit der letzten Party auch noch mögen, das weiss ich hingegen nicht. (Siehe Frage 19)

45. Was würden Sie tun, wären Sie einen Tag lang der König der Schweiz?

Lange ausschlafen und mich anschliessend von vorne bis hinten bedienen lassen.

46. Wovor haben Sie am meisten Angst?

Ich versuche, vor nichts Angst zu haben. Das möchte ich auch meinen Kindern beibringen. Nun ja.

47. Aber haben Sie vor etwas Angst?

Eigentlich hab ich vor dem Zahnarzt Angst. Obwohl ich einen sehr guten Zahnarzt habe. Ich hab einfach Angst.

48. Rösti oder Sushi?

Sushi.

49. Haben Sie irgendwo Hausverbot?

Ja. In ein oder zwei Theaterhäusern. Da sind teilweise Auftritte aus dem Ruder gelaufen. Im Casino Theater Burgdorf wurde das Hausverbot ausgesprochen, nachdem ich dort meinen ersten und bisher einzigen Kleinkunstpreis entgegennehmen durfte.

50. Wer sollte an Ihrer Beerdigung auf keinen Fall erscheinen?

Da sind alle ganz herzlich eingeladen.

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