Was macht eigentlich ... Hermann Beyeler?

«Ich träume und spinne gerne»

Mit seinem Buch «Bozzetto» ist Hermann Alexander Beyeler nun auch unter die Schriftsteller gegangen. (Bild: Marcel Osztrowszki)

Erst der TV-Auftritt, dann der Wegzug seiner Galerie – seither ist es ruhig um Hermann Alexander Beyeler. Dabei ist in der Zwischenzeit viel passiert. Nun will der exzentrische Luzerner Multimillionär gar Hollywood erobern.

Als «Zar von Reussbühl» wurde er durch die SRF-Sendung «Reporter» schweizweit bekannt – ein exzentrischer Millionär, der sich auf der Suche nach den Wurzeln seiner Herkunft befand. Die Rede ist von Hermann Alexander Beyeler, dem Immobilienunternehmer, Kunstsammler und Mäzen, dessen Vermögen mittlerweile auf über 300 Millionen Franken geschätzt wird.

Vor gut einem Jahr ist er mit dem Kunst- und Kulturzentrum Luzern-Littau und der dazugehörigen Stiftung nach Pratteln bei Basel gezogen, wo sich nun auch seine Galerie «Beyeler Collection» befindet. Er sei enttäuscht von der mangelnden Unterstützung, die er in Luzern erhalten habe, sagte er damals. Seither ist es in Luzern ruhiger um ihn geworden, obwohl er noch immer im Stadtteil Reussbühl wohnhaft ist.

Was ist in der Zwischenzeit passiert? zentral+ hat den Geschäftsmann im Schweizerhof, seiner «Kantine», wie er das Fünf-Sterne-Hotel mit einem Augenzwinkern nennt, getroffen. «Ich habe mich bewusst zurückgezogen», sagt der 63-Jährige. Im Hintergrund sei er aber nach wie vor auch in der Zentralschweiz sehr aktiv. Jüngst hat er sich von seinem 15’000 Quadratmeter grossen Grundstück in der Unter Spichermatt vis-à-vis des Länderparks Stans getrennt. Zudem trat er als Hauptsponsor des 175-Jahr-Jubiläums des Luzerner Theaters auf.

Aus dem operativen Geschäft zurückgezogen

Es seien wieder Projekte in Luzern geplant, doch worum es dabei geht, will er noch nicht verraten. «Alles zu seiner Zeit», lacht er. Momentan halte er sich viel im Ausland auf, erzählt er. Natürlich in Russland, zu diesem Land pflegt er bekanntlich eine besondere Beziehung. Geschäfte mache er jedoch keine dort; es sei seine Leidenschaft, die Kunst, die ihn immer wieder in den Osten führe. Regelmässig stelle er bedeutsame Werke aus seiner Sammlung in renommierten Museen und Galerien aus.

«Mein Leben ist nicht normal verlaufen, nie, in keiner Art und Weise.»

«Ich brauche die Kunst wie die Luft zum Atmen», sagt er. Wie viel er jährlich in die Kunst investiert, kann er nicht genau beziffern. Sicher sei, dass es die Millionengrenze überschreite. Die Kunst sei sein privates Vergnügen, sein Hobby. Sein tägliches Brot verdient er mit Immobilien, mittlerweile hat sich der 63-Jährige jedoch aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. «Ich bin nur noch bei strategischen Entscheiden dabei», sagt er. Nebenbei habe er genügend Projekte, die seine Aufmerksamkeit brauchen würden.

Hollywood hat an die Tür geklopft 

So ist Beyeler nun auch unter die Schriftsteller gegangen. «Bozzetto» heisst sein Erstlingswerk, das er gemeinsam mit Gerd J. Schneeweis verfasst hat (siehe Box). Und wie das bei Hermann Alexander Beyeler so ist, gibt er sich da mit vollem Elan hinein. Das Buch wurde im Oktober 2014 zum Start der Frankfurter Buchmesse veröffentlicht. Es bekam den grössten Stand, der je für einen einzelnen Buchtitel an der Messe zu finden war.

Auch dem Vatikan stehe Beyeler sehr nahe. Wie er erzählt, unterstütze er dort einige Projekte und pflege eine freundschaftliche Beziehung zur Schweizer Garde.

Hermann Alexander Beyelers Leidenschaft für den Vatikan kam auch an der Frankfurter Buchmesse zum Ausdruck. (Bild: Marcel Osztrowszki)

Hermann Alexander Beyelers Leidenschaft für den Vatikan kam auch an der Frankfurter Buchmesse zum Ausdruck. (Bild: Marcel Osztrowszki)

Beyeler wäre nicht Beyeler, wenn er in Gedanken nicht bereits bei der Fortsetzung der Geschichte wäre. «Es wird eine Trilogie», verrät er. Auch von einer Verfilmung ist die Rede. Ein bekannter deutscher Fernsehsender und sogar eine namhafte Produktionsfirma aus Hollywood hätten schon vorsichtig angeklopft.

«In Gedanken bin ich immer schon beim nächsten Schritt», sagt Beyeler über sich. So erstaunt es auch nicht, dass er die Filmmusik bereits geschrieben hat und diese von den Budapester Philharmonikern eingespielt wurde. Unterstützt wurde er durch Arman Howard, Dirigent des Luzerner Theaters. Die Kosten dafür hat er selbst getragen. 

Der «Bozzetto» soll verfilmt werden. Die Musik zum Film wie auch einen Tailer zum Buch hat Beyeler bereits produzieren lassen. (Bild: Marcel Osztrowszki)

Der «Bozzetto» soll verfilmt werden. Die Musik zum Film wie auch einen Tailer zum Buch hat Beyeler bereits produzieren lassen. (Bild: Marcel Osztrowszki)

Erfinder von Weinnasengläsern und Schoggi-Diamanten

Auch einen kleinen Trailer zum Buch hat er produzieren lassen. Des Weiteren hat er einen Schoggi-Diamanten, der in der Erzählung eine wichtige Rolle spielt, mit der dazugehörenden Verpackung entwickelt. Diesen gebe es in der Confiserie Bachmann zu kaufen. «So bin ich einfach», lacht Beyeler. «Wenn ich eine Idee habe, dann muss ich diese sofort in die Tat umsetzen.»

Auf der Suche nach dem «Bozzetto»

Beyelers Erstlingswerk trägt den Namen «Bozzetto» und handelt vom sagenumwobenen Entwurf von Michelangelos Jüngstem Gericht, das in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan zu finden ist. Ob dieser Entwurf tatsächlich existiert und von Michelangelo stammt, ist unter Kunsthistorikern umstritten. Ganz im Sinne von Dan Browns Thrillern mischen sich in Beyelers Geschichte Fiktion und Realität, obwohl in diesem Fall wesentlich mehr davon wahr sei, als der Leser denken mag, wie Beyeler versichert.

Wie im Buch befinden sich nämlich auch Beyeler und sein Co-Autor bereits seit Jahren auf der Suche nach dem «Bozzetto» und wissen angeblich auch, wo dieser sich derzeit befindet. Ihr Ziel: Den «Bozzetto» dem Vatikan zu schenken, um den Fluch, der angeblich auf dem Holzgemälde liegt, zu brechen. Für ihr Buch haben die Beiden die Geschichte des «Bozzetto» bis in die Zeit der italienischen Renaissance zurückverfolgt – und wissen daher: Jedem, der dieses wertvolle Gemälde je besessen hatte, wurde seine Gier nach Macht und Reichtum unerbittlich zum Verhängnis. 

So sei es auch bei seiner Erfindung, dem «Weinnasenglas», einem Glas mit einer speziellen Ausbuchtung für das Riechorgan, gewesen. Stolz zeigt er die selbst kreierten Weingläser, die er nun vertreibt und deren Prototypen in einem der Schaukästen im Hotel Schweizerhof ausgestellt sind.

Mit Gewissheit von adligem Geblüt

Über den DNA-Test, der seine Abstammung von der russischen Zarenfamilie beweisen soll, will er nicht mehr sprechen. Die Resultate seien eindeutig gewesen, sagt er. Damit sei das Kapitel für ihn abgeschlossen, er habe seine Bestätigung – und spüre diese auch von russischer Seite. 

Zur Erinnerung: Beyelers Mutter hatte der Familie fast ihr ganzes Leben lang verschwiegen, dass ihre Urgrossmutter, eine polnische Adlige, einst ein Techtelmechtel mit Kaiser Alexander III. unterhielt und daraus ein uneheliches Kind entstanden ist – Beyelers Grossvater war somit von adligem Geblüt. Somit auch Hermann Alexander Beyeler, der darauf besteht, dass auch sein Zweitname stets aufgeführt wird.

Abenteuerliche Flucht

Im Rahmen der Oktoberrevolution von 1917 flüchtete Beyelers Grossvater aus Angst vor den Vergeltungsmassnahmen gegen die Zarenfamilie mit zwei Töchtern nach Paris, wo dann Hermann Alexanders Beyelers Mutter geboren wurde. Nach der Besetzung von Paris im Jahr 1943 kam sie zunächst durch eine Verwechslung in ein KZ, wurde aber zu ihrem Glück bereits kurze Zeit später als Arbeiterin in verschiedenen Munitionsfabriken eingesetzt.

«Ich kann jedem in die Augen schauen, mit dem ich Geschäfte gemacht habe.»

So auch im österreichischen Bregenz, von wo sie in den Wirren des Kriegsendes in die Schweiz fliehen konnte und dort einen Schweizer heiratete. Das Ehepaar Beyeler liess sich an der Luzernerstrasse in Littau nieder, wo dann auch Hermann Alexander Beyeler als Sohn eines Autolackierers in sehr bescheidenen Verhältnissen aufwuchs. Sein Weg zum Erfolg klingt fast wie ein Märchen, das jedoch phasenweise von Tiefpunkten geprägt war, wie Beyeler betont. 

Vom Autolackierer zum Millionär

Beyeler erzählt eine Anekdote, die kennzeichnend für sein Leben als «Glückspilz», wie er sich selbst bezeichnet, sind. Einmal hätte das Geld nicht gereicht, um seinen Angestellten den Lohn zu bezahlen, genau 14’500 Franken hätten in der Kasse gefehlt. «Ich habe mir die ganze Nacht den Kopf zerbrochen, wie ich das Geld beschaffen kann», sagt Beyeler. Es sei ihm nichts anderes übrig geblieben als zu beten.

Und prompt: Am nächsten Tag erschien der italienische Konsul wegen eines Fiat-Oldtimers zu ihm in die Garage – und hätte diesen sofort gekauft. Für genau 14’500 Franken. Eine fast unglaubliche Geschichte, wie so manche im Leben des Hermann Beyeler. 

«Ich habe eine grosse Achtung vor Geld.»

«Ich habe eine grosse Achtung vor Geld», sagt der gelernte Autolackierer heute als Millionär. «Und ich werfe es nicht aus dem Fenster, sondern ich investiere es in Projekte.» Es sei ihm nie darum gegangen, das schnelle Geld zu machen. «Ich kann jedem in die Augen schauen, mit dem ich Geschäfte gemacht habe», meint er und sagt, dass er auf dem Weg zum Erfolg keine Leichen hinterlassen habe.

Träumer, Spinner, Visionär?

«Mein Leben ist nicht normal verlaufen, nie, in keiner Art und Weise», erzählt der Unternehmer. «Ich könnte alle Millionen verlieren, oder mir könnte man alles wegnehmen, und ich wäre innert kürzester Zeit wieder am selben Punkt und hätte alles wieder.» Er sei unter einem besonderen Stern geboren, ist er sich sicher.

Er ist ein Optimist, für ihn sind seine Visionen bereits dann Wirklichkeit, wenn sie sich noch in seinem Kopf befinden. Der Rest fügt sich dann irgendwie. «Ich habe mir alles hart erarbeitet», betont er jedoch. Stets mehr zu leisten als die anderen, das sei das Geheimnis seines Erfolgs. «Heute könnte ich mir alles leisten, was ich möchte.»

Was wünscht sich der 63-Jährige noch für seine Zukunft? «Ich will noch etwas bewegen», sagt er. Seine Trilogie fertigstellen, ein Kinderbuch verfassen. «Das Kreative liegt mir», sagt er. Vom Erfolg seiner Projekte ist er überzeugt. Was entgegnet er den Leuten, die ihn als Träumer oder gar Spinner abtun? «Ich träume und spinne gerne», lacht er. «Und letztlich spricht mein Leistungsausweis für sich.»

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