Was macht eigentlich... Kudi Müller?

Ein Pionier mit Markenzeichen

Der 67-jährige Kudi Müller ist Inhaber eines gleichnamigen Sportgeschäfts und Botschafter des FCL.

(Bild: esa)

Mit seinen markanten Koteletten half Kudi Müller dabei, die Frauenquote unter den Zuschauern auf der alten Allmend zu erhöhen – und erzielte für den Luzern einige wichtige Tore. zentral+ erzählt er auf einem Rundgang durch das neue Stadion, wie er zum ersten Schweizer Fussball-Exportschlager wurde.

«Fussball ist meine Lebensaufgabe, seit ich klein bin», sagt Kudi Müller. Als Inhaber eines Sportgeschäfts steht beim 67-jährigen Luzerner das runde Leder noch heute im Zentrum seines beruflichen Schaffens. Der ehemalige Spitzenstürmer war schon in jungen Jahren ein Fan des FC Luzern und ist heute noch dessen offizieller Botschafter. Sinnigerweise empfängt er zentral+ im Fanshop der Swissporarena. Von dort aus geht es zu einem Rundgang bis hoch hinauf ins Innere des Stadions.

Eine steile Karriere

Kudi Müllers Karriere ging steil aufwärts. Mit 24 hatte er bereits viereinhalb Jahre als Stammspieler beim FCL und dem Zürcher Grasshopperklub hinter sich. Er war Nationalspieler und die Blütezeit seiner fussballerischen Schaffenskraft begann. Dann ergab sich die Gelegenheit, seinen Traum vom Fussballprofi endgültig zu erfüllen – er erhielt im Winter 1972 einen Vertrag für die Deutsche Bundesliga. Ab der Rückrunde der Saison 1972/73 spielte er fortan für die «alte Dame» Hertha BSC Berlin.

«Ich wollte ein zweites Standbein haben im Falle eines Falles, wenn es nicht funktionieren würde.»

Kudi Müller war der erste Schweizer Fussballexport, der sich nachhaltig in der Deutschen Bundesliga durchsetzen konnte. Was heute fast schon selbstverständlich erscheint, war damals sensationell. Doch trotz gut dotiertem Vertrag bei Hertha ging er auf Nummer sicher: «Ich habe damals schon gewusst, dass man irgendeine dumme Verletzung auflesen kann. Klar ist man zum Teil mit Versicherungen abgesichert. Aber ich wollte ein zweites Standbein haben im Falle eines Falles, wenn es nicht funktionieren würde.»

Durchbruch in Deutschland

Nachdem Kurt «Kudi» Müller (1948) alle Juniorenstufen des FC Emmenbrücke durchlief und eine Ausbildung zum Schriftenmaler abschloss, wechselte er 1968 zum FC Luzern. Drei Jahre darauf folgten die Grasshoppers Zürich, in der Saison 1972/73 wechselte er zu Hertha BSC nach Berlin. Mit den Berlinern wurde Kudi Müller 1975 Vizemeister. Weitere Stationen waren Servette Genf und BSC Young Boys.

Im Dezember 1970 wurde er zum ersten Mal in die Schweizer Nationalmannschaft berufen. Bis 1977 spielte er insgesamt 41 Partien für die Nati und erzielte dabei sieben Treffer. Obwohl er mit Hertha fast Meister wurde und in mehreren Cupfinals stand, gewann Kudi Müller, abgesehen vom Ligacup mit Servette, nie einen bedeutenden Titel. Ab 1980 war er Spielertrainer bei Kriens, Emmenbrücke, Altdorf, SC Obergeissenstein und Kickers Luzern. Nach seiner fussballerischen Laufbahn wurde er Nachwuchstrainer beim FC Luzern, wo er 1997 kurzzeitig auch Trainer der Profimannschaft war.

Seit 1973 betreibt Kudi das Kudi-Müller-Sportgeschäft in Luzern. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Söhnen und einer Tochter. Seit sieben Jahren ist Kudi Müller offizieller Botschafter des FC Luzern und in dieser Funktion zu 60 Prozent beim Verein angestellt.

Dieses zweite Standbein fusste in einem Schuh. «Wir haben mit der Künzli Sportartikel Firma zusammengearbeitet, die in Windisch im Kanton Aargau beheimatet ist und heute nur noch Gesundheitsschuhe produziert. Aber damals gab es noch den Künzli Fussballschuh. Die habe ich sogar in Berlin aus der Schweiz heraus verkauft. Und dann ist die Idee aufgekommen, dass wir in Luzern so ein Künzli Geschäft eröffnen könnten.» Dies war die Geburtsstunde des heutigen Kudi-Müller-Sportgeschäfts.

Bedürfnis nach Sicherheit

«Die ersten fünf Jahre waren wir ganz klein. Dann konnten wir bei der jetzigen Lage in der Winkelriedstrasse ein Sportgeschäft von Ryser Sport übernehmen. Mein Bruder Ferdinand, selbst ein passionierter Sportler, hat das Geschäft am Anfang geführt, während ich als Profifussballer unterwegs war.» Er selbst wurde zu einem Aushängeschild für Künzli. «Sie haben einen speziellen Schuh mit meinem Namen gemacht und der ist natürlich zig Mal verkauft worden», betont er und untermalt das «zig Mal» mit glänzenden Augen. «Kudi-Müller-Schuhe – ein Schwarzer mit gelben Streifen. Also mit fünf Streifen, nicht drei wie Adidas.»

Das Geschäft mit den Schuhen sorgte für zusätzliche Sicherheit. Ein Bedürfnis, das er schon im Elternhaus mit auf den Weg bekam. «Wir kamen aus einer Familie mit acht Kindern. Der Vater hat sehr hart gearbeitet und die Mutter hat die Kinder erzogen. Wir sind im Bewusstsein aufgewachsen, dass später einmal eine gewisse Sicherheit vorhanden sein muss. Man hat damals als Profi sicher gut Geld verdienen können. Aber nicht in dem Ausmass, wie es in den letzten zehn bis 15 Jahren statt gefunden hat. Heute hat man Millionen-Saläre. Das hat es zu unserer Zeit nicht gegeben.»

Als Marke vermarktet

Während des Stadionrundgangs zeigt Kudi Müller zuerst den VIP-Bereich. Die Logenplätze sind weniger luxuriös als gedacht. Wo sich in der naiven Vorstellung Edelhölzer mit glänzendem Stein vereinen, herrscht in der Realität viel Plastik. Nur wer noch ein paar tausend Franken drauf packt, findet sich einen Stock höher «Blue Box» oder «Presidents Lounge», wo die Stühle ein ledernes Polster haben. In diesem Bereich ist Kudi Müller heutzutage unterwegs.

Schon als Fussballprofi hat er es verstanden, in neue Sphären vorzudringen. «Ich war ein Pionier in dem Sinn, dass wir schon vor 45 Jahren den Fussballschuh Künzli als Marke lanciert haben.» Mit seinem Wiedereinstieg in das Sportgeschäft, das noch heute seinen Namen trägt, dessen Logo noch immer seine Unterschrift ist und dessen Emblem von seinem 70er-Jahre Gesicht geziert wird, ging ein Wandel einher. «Vor 20 Jahren haben wir uns nur noch auf Fussball spezialisiert.»

«Die grossen Sportgeschäfte sind nicht so flexibel wie wir in Sachen Fan-Artikel.»

Dieses Konzept ging bisher auf. «Die grossen Sportgeschäfte vertreten auch alle Marken, aber sie sind nicht so flexibel wie wir in Sachen Fan-Artikel.» Neben den Clubs aus den grossen Ligen sorgt vor allem das FCL-Sortiment für Umsatz. Kudi Müller: «In Sachen Leibchen ist Luzern nach wie vor an der Spitze. Es ist natürlich auch eine Herzensangelegenheit, dass man Luzern immer am besten verkaufen will.»

Beziehungen spielen lassen

Beim Stadionrundgang zeigt Kudi auch die Beiz für den «Club der 200». Die Donatorenvereinigung wurde vom ehemaligen FCL-Präsidenten Walter Stierli ins Leben gerufen. Stierli war es auch, der für Kudi Müller eigens den Posten des FCL-Botschafters geschaffen hat. Wenn es sich ergibt, verbindet Kudi auch mal seine geschäftliche Erfahrung mit den Beziehungen im Verein. So klopft er während des Rundgangs kurz an die Spieler-Garderobe, um mit Dario Lezcano ein Problem mit dessen Fussballschuhen zu erörtern.

Als Botschafter für den FC Luzern sei er quasi das ganze Jahr über erreichbar. «Ich gehe an verschiedene Anlässe. Auch wenn zum Beispiel ein FCL-Mitglied stirbt, erweise ich die letzte Ehre. Und wenn es Kunden-Anlässe gibt, bin ich präsent.» Präsent ist Kudi auch an den Heimspielen: «Ich habe eine Blue Box zuoberst oben mit 50 Leuten. Dort bin ich jeweils zwei Stunden vor Matchbeginn und nach dem Match sitzt man zusammen und dann wird geplaudert.»

Daneben begleitet er die Spieler an Autogrammstunden, wo Kinder die Chance haben, den Spielern Fragen zu stellen. Bei diesen Gelegenheiten wird Kudi selbst auch ab und zu angesprochen. «Sie kennen zwar den Namen Kudi Müller, haben mich aber noch nie spielen sehen.»

Mit sich zufrieden

Den Rundgang durch das Stadion beendet er im Medienraum. Dort, wo sich Presse und Mannschaftsverantwortliche austauschen. Den Kontakt zu seinen ehemaligen Vereinen pflegt Kudi Müller nach wie vor – wenn auch nicht überall mit gleicher Intensität. In Emmenbrücke hat er sich einen Kommentar über den Abstieg erlaubt. Das kam nicht gut an.

«Mein Leben ist geregelt. Ich habe gute Investitionen gemacht.»

Finanziell hat Kudi Müller keine Sorgen. Als Profifussballer habe er damals zwar mehr verdient, als dass er es heute tut, dennoch ist er zufrieden mit sich. «Mein Leben ist geregelt. Ich habe gute Investitionen gemacht. Geld allein beruhigt zwar, aber es macht dich nicht glücklicher. Entscheidend ist, wie du durchs Leben gehst, wie du deine Kinder erziehst, wie dein Verhältnis zur Frau ist.»

Auch als 67-Jähriger hat Kudi noch Ziele, wenn auch nicht so konkrete. «Wenn irgendwie eine Möglichkeit besteht, irgendwie etwas Neues anzufangen, dann wäre ich sicher wieder dabei. Ich bin immer bereit für eine neue Aufgabe.» Vielleicht wieder eine Pionierleistung.

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