Spielplan-Präsentation Freier Theaterschaffenden

Die Freie Szene reisst Zäune ein

Vorstandsmitglied Annette Windlin (links) und Präsidentin Ursula Hildebrand – zwei starke Repräsentatinnen der Freien Szene der Zentralschweiz. (Bild: jav)

Die Freie Theaterszene der Zentralschweiz steht zusammen und stellt zum dritten Mal einen gemeinsamen Spielplan vor. Im vergangenen Jahr hat die Szene einen Riesenschritt gemacht, betonen Vertreter von Kanton und Stadt. Und dass sie sich auch auf Motz-Mails freuen.

«Nichts macht weniger einsam als Theater.» Mit diesem Satz eröffnet Ursula Hildebrand, Präsidentin von ACT Zentralschweiz, die Spielplan-Präsentation der hiesigen Freien Szene am Donnerstag. Im Südpol haben sich zu diesem Anlass zahlreiche Vertreter der freien Theaterschaffenden, der Politik und der Kulturvermittlung zusammengefunden.

Mit dem neuen Spielplan, in welchem sich dutzende Produktionen von lokalen freien, professionellen Theaterschaffenden finden, macht die Sektion des Berufsverbands ACT einen weiteren Schritt. Einen Schritt zu mehr politischer und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit, aber auch einen zu mehr gemeinsamem Schaffen.

Mehr gemeinsames Auftreten

Die geladene Schauspielerin und Liedermacherin Uta Köbernick, die schon bald im Kleintheater auftreten wird, bringt dazu gleich zu Beginn das Lied: «Zäune bau’n». Mit Humor bringt sie damit nicht nur hochaktuelle gesellschaftskritische und politische Themen aufs Parkett, sondern platziert auch ein Stichwort für die Freie Theaterszene. Weg vom «Gärtlidenken» hin zu einem gemeinsamen Auftreten in der Öffentlichkeit.

Uta Köbernick brachte bei der Präsentation das Publikum im Südpol immer wieder auf andere Gedanken. Auf komische, aber auch auf tragische. (Bild: jav)

Uta Köbernick brachte bei der Präsentation das Publikum im Südpol immer wieder auf andere Gedanken. Auf komische, aber auch auf tragische. (Bild: jav)

Gerade deshalb ist es erfreulich, dass auch einige Laienproduktionen den Weg in den Spielplan der Freien Szene gefunden haben. «Es gibt in der Tradition der Laientheater in der Zentralschweiz viele Überschneidungen mit dem professionellen Schaffen», so Hildebrand. Und gerade bei der bisherigen politischen Unterstützung der Freien Szene sichere die Zusammenarbeit von Profis mit Laien oft deren finanzielles Überleben.

Risikoreiches, spontanes Schaffen

«Dieser Spielplan zeigt, welch bedeutender Teil des kulturellen Lebens in der Zentralschweiz von Seiten freier professioneller Theaterschaffender kommt. Wir werden immer mehr wahrgenommen und können mittlerweile über 100’000 Zuschauer pro Jahr verzeichnen», so Hildebrand.

Freie Theaterproduktionen seien jedoch nach wie vor eine sehr risikoreiche Angelegenheit, betont die Präsidentin. Und das mache einen gemeinsamen Spielplan nicht leichter. «Der Spielplan, so wie Sie ihn jetzt in den Händen halten, ist eine Momentaufnahme.» Es zeichne das freie Theaterschaffen aus, dass es spontan reagieren, kurzfristige neue und angepasste Produktionen entwickeln könne.

Der Spielplan in seiner neuen, handlichen Gestaltung bietet eine Übersicht über zahlreiche Produktionen: Vom Theater Improphil, über Zell:stoff, Ohne Rolf, Splätterlitheater, Grenzgänger oder Bunterbünter und viele mehr. Die verschiedenen Truppen und Darsteller treten auch an diversen Veranstaltungsorten in der Zentralschweiz auf.

Mehr Nähe zur Politik gesucht

Aber nicht nur Produktionen, auch Workshops und andere Gefässe werden im Spielplan beworben. Geplant ist neben einem Kulturparlament für den persönlichen Austausch zwischen Politikern und Kulturschaffenden auch ein Thaterstammtisch zu wechselnden Themenschwerpunkten, welcher erstmals am 2. November stattfinden wird.

«Ich freue mich auf inhaltliche und finanzpolitische Diskurse, auf Anregungen und Motz-Mails.»
Stefan Sägesser, Kulturförderer Kanton Luzern

Patrick Müller, der künstlerische Leiter im Südpol, stellt den Zuwachs im Südpol-Team vor und zeigt sich stolz über die wachsende Zusammenarbeit mit der Freien Szene. «Wir wollen diese Arbeit als eine unserer Hauptaufgaben wahrnehmen und als Katalysator dienen.»

Stefan Sägesser fühlt sich offensichtlich wohl

Der neue kantonale Kulturförderer Stefan Sägesser fühlt sich im Kreise der Szene offensichtlich wohl. Nach der Vorstellung seines Teams betont er, wie sehr er auf die Arbeit gespannt sei: «Ich freue mich auf eine gemeinsame Zeit mit euch, ohne Zäune, auf inhaltliche und finanzpolitische Diskurse, auf Anregungen und Motz-Mails.»

ACT

Der Berufsverband der Freien Theaterschaffenden wurde 1983 gegründet. Seit 2009 nennt sich der Berufsverband: «ACT – Berufsverband der Freien Theaterschaffenden». Ziel von ACT ist es, das freie Theaterschaffen zu fördern und dessen Rahmenbedingungen zu verbessern.

Der Verband will seine Mitglieder informieren und vernetzen. Auf kulturpolitischer Ebene vertritt er die Interessen von freien Theaterschaffenden und wenig subventionierten Bühnen.

Er hoffe darauf, die Anwesenden oft auf und neben der Bühne zu sehen. Dass er bei der Präsentation keine Blumen erhielt, müsse noch erwähnt sein, obwohl er selbst ja auch kein Geld mitgebracht habe. Die gute Beziehung zwischen Sägesser und der Freien Szene zeigte sich im humorvollen Umgang miteinander. Da musste Sägesser natürlich auch kurz noch einwerfen, dass seine Probezeit noch nicht vorbei sei. Ein kleiner Link zum überraschenden Abgang des letzten Kulturförderers.

Auch Rosie Bitterli, Chefin Kultur der Stadt Luzern, betonte: «Wir meinen es ernst.» Man wolle einen grossen Dank aussprechen und sie beobachte mit Freude, dass man zusammenstehe und sich gegenseitig stärke. Ein wichtiger Punkt, um gerade in der Politik kämpferisch auftreten zu können.

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