Von Luzern bis in den Aargau

Mit dem Gummiboot auf die Reuss: So geht’s

Füsse hochlagern und Seele baumeln lassen: Dies klappt auf dem Gummiboot fantastisch.

(Bild: zvg)

Nebst wandern, im See planschen oder einer ausgiebigen Velotour ist es die Sommer-Ausflugsmöglichkeit für Abenteuerlustige: eine Tour mit dem Gummiboot auf der Reuss. zentralplus ging an Bord und hat die Seele baumeln lassen. Lesen Sie hier, wie man eine solche Reise in Angriff nimmt.

Es sei der «ultimative Badespass schlechthin». Unsere Redaktion erreichten Fotos von Lesern, wie sie gemütlich auf der Reuss in Richtung Aargau gondeln. Auf einer solchen Flussfahrt könne man herrlich schwimmen und entspannen. Ein wirklich schönes Sommererlebnis, ein gute Idee – wenn man es richtig macht. Grund genug, etwas Zeit in eine Recherche zu investieren. Hier die Route und die wichtigsten Tipps für unterwegs.

1. Gutes Material besorgen

Bis zu sechs Stunden kann das Abenteuer mit dem Gummiboot dauern, je nach Wasserstand und gewählter Strecke. Bei der Ausrüstung fängt es an: Das Boot sollte mindestens drei Kammern haben. So steht es im «Gummibootsführer Schweiz», dem Schweizer Standardwerk schlechthin. Hat die Hauptluftkammer nämlich ein Leck, ist das Boot nicht mehr tragfähig und die Reise kann ziemlich schnell ungemütlich werden. Gute Boote findet man in grösseren Sportgeschäften oder im Detailhandel. Abzuraten ist von Discount- oder Gratismodellen, weil sie schneller kaputtgehen und stetig Luft verlieren.

Mit der richtigen Ausrüstung steht dem Abenteuer nichts mehr im Weg.
Mit der richtigen Ausrüstung steht dem Abenteuer nichts mehr im Weg. (Bild: zvg)

Ebenfalls ins Gepäck gehören eine Pumpe, zwei Paddel, Schwimmwesten, genügend Getränke, Sonnencrème und eine Kopfbedeckung. Guter Sonnenschutz ist unverzichtbar, da man Stunden auf dem reflektierenden Wasser verbringt. Paddel aus Plastik brechen bei kräftigem Rudern relativ rasch. Deshalb sollten die Paddel aus stabilem Material, zum Beispiel Aluminium, hergestellt sein. Die persönlichen Sachen packt man am besten in Kehrrichtsäcke ein und schnürt sie gut zu, damit alles trocken bleibt.

Ein guter Ort für den Start: Das Ufer beim Gasthof Tell in Gisikon-Root.
Ein guter Ort für den Start: Das Ufer beim Gasthof Tell in Gisikon-Root. (Bild: mal)

2. Den Einstieg richtig wählen

Die Fluss-Regeln

Natürliche Gewässer sind gefährlich. Diesen Sommer sind zwei Menschen in der Aare ertrunken. Damit die Reise mit dem Gummiboot entspannt verläuft: Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) hat für Flüsse, Weiher und Seen folgende Regeln aufgestellt: 

  • Gummibootfahrer müssen mit einer Rettungsweste ausgerüstet sein.
  • Die auf dem Boot angegebene Nutzlast darf nicht überschritten werden. 
  • Boote nicht zusammenbinden. Sie sind nicht mehr manövrierfähig. 
  • Unbekannte Flussabschnitte müssen vor der Fahrt zuerst erkundet werden.
  • In freie Gewässer (Flüsse, Weiher und Seen) wagen sich nur gute und geübte Schwimmer. 
  • Unterkühlung kann zu Muskelkrämpfen führen. Je kälter das Wasser, umso kürzer der Aufenthalt im Wasser.

Wichtig ist auch, den Wetterbericht genau zu studieren. Eine Reusstour ist nur an gewitterfreien Tagen zu empfehlen.

Bevor es losgeht, noch eine Warnung: Man liest oder hört hie und da, man könne mitten in der Stadt mit dem Abenteuer beginnen. Das ist aber nicht empfehlenswert. Im Gegenteil. Die Treppe beim Kasernenplatz in Luzern, unterhalb des Naturmuseums, ist keine gute Idee für den Einstieg. Nach 30, spätestens aber 40 Minuten ist beim Wehr in Rathausen Schluss. Die Strömungen um das Wasserwerk der CKW dürfen nicht befahren werden. Es besteht Lebensgefahr.

Weiter unten ist das Vergnügen nahezu risikofrei. Die Reuss ist auf der Wildwasserschwierigkeits-Skala auf Stufe 1. Also ruhig und mit freier Sicht. Wer die Reise mit gesundem Menschenverstand antritt, hat nichts zu befürchten.

Am besten wählt man den Einstiegsplatz in Gisikon-Root hinter dem Gasthof Tell. Per Bus, Bahn oder Auto kommt man sehr gut dahin. Wenn man zwei Fahrzeuge zur Verfügung hat, fährt man entweder nach bis Unterlunkhofen oder, je nach gewählter Tour, sogar bis nach Bremgarten und stellt eines davon ab. Mit dem anderen fährt man nach Gisikon zurück. Die Parkplätze beim Gasthof Tell sind ausschliesslich für die Gäste reserviert. Wir empfehlen deshalb den öffentlichen Verkehr. Die Verbindungen sind wirklich ideal.

3. Seele baumeln lassen

Dann heisst es «Schiff Ahoi». Je nachdem wie viel Zeit zur Verfügung steht, kann die kleine Tour bis Unterlunkhofen oder die grosse (bis Bremgarten) in Angriff genommen werden. Die Strömung bei Gisikon-Root ist gemächlich. Vom linken Ufer her rauscht während der ersten Dreiviertelstunde die parallel verlaufende Autobahn.

Und bald wird es ruhig. Ideal um die Füsse hochzuheben und so viel wie gar nichts zu tun. Über dem rechten Ufer erstreckt sich der grüne Hügelzug vom Rooterberg. Danach kann man das Rigi-Massiv erblicken. «Einfach fantastisch», schreibt uns dieser zentralplus-Leser.

Das Gummiboot treibt gemächlich die Reuss hinunter.
Das Gummiboot treibt gemächlich die Reuss hinunter. (Bild: zvg)

Für eine kurze Abkühlung: Schwimmen im Wasser ist für Geübte unbedenklich. Vor Strömungen wird dennoch gewarnt. Die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) hat dazu sechs Regeln verfasst, welche es auf einem Fluss zu beachten gibt (siehe Box).

4. Wo steigt man wieder aus?

Nach Gisikon-Root schlängelt sich die Reuss Richtung Norden zwischen Oberrüti und Hünenberg nach Sins. Dort treibt man nach knapp acht Kilomtern unter der alten Zollbrücke durch. Wer die Tour bereits hier beenden möchte, kann 100 Meter rechts nach der Brücke eine Steintreppe anpeilen. Ansonsten wird das Boot von der Reuss sanft weiter bis zur Strassenbrücke Mühlau (13 Kilometer) getragen, dort werden die Bäume an den Ufern etwas höher. Nach 15 Kilometern treffen die Kantonsgrenzen von Aargau, Zug und Luzern zusammen. Beim Rüssspitz mündet rechts die Lorze.

Die schöne Holzbrücke in Sins...
Die schöne Holzbrücke in Sins… (Bild: mal)

Unzählige Stellen entlang der Reuss laden dazu ein, eine Pause einzulegen und zu grillieren. Unter der Strassenbrücke bei Rickenbach (17.5 Kilometer) herrscht im Sommer viel Bade- und Ausflugsbetrieb. Der Ort eignet sich zudem, um auszusteigen. Wer allerdings mit dem ÖV unterwegs ist, muss sich hier etwas gedulden. Eine Rückfahrt nach Luzern dauert in der Regel länger. Es lohnt sich eher, bis nach Bremgarten weiterzufahren.

Die meiste Zeit führt die Fahrt durch schönes, grünes und naturbelassenes Gebiet. Nach der Biegung in Mühlau wird «links halten» signalisiert. In der rechten Flusshälfte folgt das Streichwehr Ottenbach (18 Kilometer). Anschliessend wird die Strassenbrücke Birri-Ottenbach unterquert (19,4 Kilometer). Am Hang rechterhand liegt das Dorf Jonen. Die Strömung lässt beim Dorf Jonen dann stark nach.

Hier befindet man sich schon auf Aargauer Land, respektive Wasser.
Hier befindet man sich schon auf Aargauer Land, respektive Wasser. (Bild: zvg)

Der rund sieben Kilometer lange Rückstau stammt vom Wasserkraftwerk Bremgarten Zufikon. Mit dem Paddel kann bis nach Unterlunkhofen etwas nachgeholfen werden. Es folgen Oberlunkhofen und Unterlunkhofen. Die Fahrt von Gisikon-Root bis Unterlunkhofen dauert gut vier Stunden.

Wer sich dazu entschliesst, bis nach Bremgarten weiterzufahren, bekommt dann noch mehr grüne Natur und Ruhe geliefert. Der Flachsee ist ein von Menschenhand geschaffenes Biotop und Naturschutzgebiet, welches seltenen und gefährdeten Vögeln eine Heimat bietet.

Die metallene Rottenschwiler-Brücke ist eine gut sichtbare Erinnerung, an dieser Stelle die Reuss zu verlassen, wenn man nicht weiter Richtung Bremgarten gehen will. Die Reuss steht dort praktisch still. Der Ausstieg ist nicht zu verfehlen. Links von der Rottenschwier-Brücke kann man per Bus bequem nach Muri/AG fahren, die anschliessende Zugfahrt nach Luzern dauert dann noch knapp 40 Minuten.

Das Kraftwerk in Bremgarten-Zofikon. Hier muss die Reuss kurz verlassen werden. Die Anfahrt auf das Kraftwerk zu ist jedoch völlig ungefährlich.
Das Kraftwerk in Bremgarten-Zofikon. Hier muss die Reuss kurz verlassen werden. Die Anfahrt auf das Kraftwerk zu ist jedoch völlig ungefährlich. (Bild: mal)

Falls es weitergeht: Auf der Höhe Zufikon muss wegen eines Wehres die Reuss kurz verlassen werden. Am besten macht man das auf der linken Seite, wo es einen idealen Anlegeplatz gibt. Das Wehr kann dann in einem fünfminütigen Fussmarsch umgangen werden.

Wieder zu Wasser, dauert es knapp zehn Minuten, bis man Bremgarten erreicht. Auf der rechten Seite zeigt sich die wunderschöne Altstadt und in Sichtweite die Reussbrücke. Den Fluss verlässt man auf der linken Seite. Allgemein empfiehlt es sich, nach dem Wehr auf der linken Seite zu bleiben, um für den endgütligen Ausstieg bereit zu sein. Hier ist Schluss. Die Reussbrücke in Bremgarten sollte auf keinen Fall mit dem Gummiboot unterquert werden.

Gut zehn Minuten von hier kann man mit der Strassenbahn nach Wohlen reisen. Von dort erreicht man mit dem Zug in 45 Minuten Luzern. Übrigens gibt es gute Restaurants in der Bremgartner Altstadt, um sich nach der langen Flussfahrt zu verpflegen.

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im August 2015. Er wurde aus aktuellem Anlass inhaltlich leicht überarbeitet und aktualisiert

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Axel Wagner
    Axel Wagner, 17.05.2021, 21:32 Uhr

    Der Fluss fliesst nach dem Wehr in Rathausen praktisch geradeaus und vor dem nächsten Wehr gibt es Links eine Auswasserstelle.
    Wodurch entsteht beim Wasserkraftwerk der CKW die Lebensgefahr???
    «Die Strömungen um das Wasserwerk der CKW dürfen nicht befahren werden. Es besteht Lebensgefahr.»

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  • Profilfoto von Christoph
    Christoph, 11.08.2019, 10:54 Uhr

    Beim Gasthof Tell kann man für 10.-CHF eine Tagesparkkarte kaufen. Beleg hinter Windschutzscheibe und los gehts.

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  • Profilfoto von Rene Gruber
    Rene Gruber, 14.08.2018, 10:53 Uhr

    Etwas wichtiges fehlt im Artikel und ist auch vielen Leuten nicht bekannt:
    Wenn Sie mit Schlauch-, Paddel- oder Strandboot auf See oder Fluss gehen, müssen diese mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse angeschrieben sein. Die Binnenschifffahrtsverordnung schreibt das vor.

    Dies gilt auch für SUPs und ähnliches. Damit soll verhindert werden dass abgetriebene herrenlose Boote aufwändige Suchaktionen auslösen, wenn nicht bekannt ist woher diese stammen und wo die Insassen sind.

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    • Profilfoto von Christian Hug
      Christian Hug, 14.08.2018, 12:15 Uhr

      Das ist tatsächlich so, und gilt selbst für Segelbretter. Siehe hierzu auch https://m.srf.ch/sendungen/kassensturz-espresso/gummiboote-ueber-2-50-meter-muessen-angemeldet-werden

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  • Profilfoto von Pirelli
    Pirelli, 14.08.2015, 18:42 Uhr

    Hervorragend getimter Artikel. 😉

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    • Profilfoto von Pneumannli
      Pneumannli, 21.07.2020, 11:42 Uhr

      Pirelli for President 🙂

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