«Johnny Burn» kommt auf die Welt

«Und dabei hatte ich nie grosse Ambitionen»

Mav Bun alias «Johnny Burn» bei einem Auftritt auf der Seerose des Gästivals. (Bild: zvg)

Im letzten Jahr erklomm Mav Bun alias Johnny Burn die Karriereleiter im Eiltempo. Der Luzerner Komiker hat aber auch privat einen grossen Schritt getan. zentral+ hat ihn zum Kaffee getroffen und dabei auch das Thema Flüchtlinge aufgegriffen.

Auf dem Hocker zwischen Beat Schlatter und Hanspeter Müller-Drossaart, im Studio von Giaccobo Müller oder auf dem Designerstühlchen bei Aeschbacher: Der Komiker Johnny Burn aus Südost-Malters hat es im vergangenen Jahr zu nationaler Bekanntheit gebracht. Und auch privat hat es eingeschlagen.

zentral+: Was ist so passiert die letzten Monate?

Mav Bun: Es ist schwer in Worte zu fassen. Besonders privat. Ich bin jetzt seit zwei Wochen Vater. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, miterleben zu dürfen, wie ein kleiner Knirps schreiend in unsere Welt geboren wird. Echt abgefahren! Und abgefahren auch, wenn du auf den ersten Blick siehst, dass es dein eigenes ist. Ich bin echt nochmals auf die Welt gekommen. Alles im positiven Sinne gemeint. Die Geburt ist wie ein kleines Wunder.

zentral+: Ungefähr vor einem Jahr hast du im 50 Fragen-Interview bei uns von geplanten zwölf Kindern gesprochen.

Bun: Er lacht. Der Start ist gelungen. Nur noch elf.

zentral+: Und wie sieht es beruflich aus?

Bun: Es lief so viel. Dieses Jahr hatte viele Highlights. Die Karriere hat jetzt Schub aufgenommen und ich habe mittlerweile eine nationale Reichweite erreicht. Über Fernsehauftritte zum Beispiel – und ich habe neue Fans gewonnen. Wichtig ist aber vor allem die Unterstützung, die ich durch Berufskollegen erhalten habe.

zentral+: Inwiefern?

Bun: Gerade über die Show im Madeleine bilden sich viele gute Kontakte zu anderen Komikern und diese Beziehungen lassen das Netzwerk und damit die Auftrittsmöglichkeiten wachsen. Heute arbeite ich mit national und international bekannten Künstlern zusammen. Hätte mir das jemand vor zwei, drei Jahren gesagt, hätte ich ihn ausgelacht.

zentral+: Was hat sich dadurch bei deiner Arbeit verändert?

Bun: Für mich nicht viel. Ich mache immer noch dasselbe. Es sind einfach mehr Auftritte. Ich bin immer noch daran, mein Hobby als Job zu festigen. Ich hatte ja eigentlich nie grosse Ambitionen. Und gerade deshalb ist es so grossartig, dass sich alles so ergeben hat – immer einen Schritt weiter – das macht mich echt glücklich.

«Ich halte der Gesellschaft gerne mal den Spiegel vor.»

zentral+: Komiker mit Migrationshintergrund wie Bendrit Bajra geniessen in der Schweiz derzeit viel Aufmerksamkeit. Gleichzeitig ist in Europa das Thema Flüchtlinge so präsent wie nie zuvor. Inwiefern thematisierst du das in deiner Arbeit?

Bun: Ich beschäftige mich privat mit diesen Themen. Aber ich finde nicht, dass es meine Aufgabe ist, zu missionieren. Ich halte der Gesellschaft gerne mal den Spiegel vor und die einen merken es, die anderen nicht. Was ich tun kann und was mir wichtig ist, ist Gemeinsamkeiten der Menschen hervorzuheben und Berührungsängste zwischen ihnen abzubauen.

zentral+: Merkst du konkret, wenn das der Fall ist?

Bun: Ich merke, ob die Leute an «multikulturellen Austausch» gewöhnt sind, oder nicht. Ich habe auch Auftritte an Orten, wo die Leute erstaunt darüber reagieren, dass ich Mundart spreche. Crazy, oder? Da wird dann oft auch an anderen Stellen gelacht. Das so anzunehmen und offen zu lassen funktioniert für mich besser, als auf einem Thema herumzureiten. Aber die Herkunft ist bei Comedy eigentlich immer schon ein Thema gewesen. Ein Beispiel sind die Türken in Deutschland.

zentral+: Darf man das nur mit Migrationshintergrund?

Bun: Natürlich ist es von Vorteil, wenn man aus der Kultur kommt, über die man sich lustig macht. Es kann aber auch der Entlebucher sein, der sich über die Marrotten in seinem Tal auslässt. Auch das kann eine andere Kultur sein. Aber es ist eine heikle Sache, ein schmaler Grad.

zentral+: Auf welchem auch du dich bewegst.

Bun: Natürlich bediene ich auch Klischees. Gerade sprachlich. Aber es sollte nie beleidigend sein. Das braucht Fingerspitzengefühl, denn es kann schnell kippen und dann auch nach hinten losgehen. Doch auch das ist wichtig. Man muss manchmal anecken und Fehler machen, um dazu zu lernen. Und Künstler sind auch nur Menschen, man sollte ihnen Fehler verzeihen können. Er lacht. Aber den Balkanslang, den hat man doch echt langsam gehört.

«Solange mich nur betrunkene Menschen anlallen, wenn ich privat unterwegs bin, ist alles im grünen Bereich.»

zentral+: Wie geht es beruflich weiter?

Bun: Derzeit trete ich noch auf der «Seerose» auf. Das läuft. Wir sind eigentlich immer ausgebucht und die Feedbacks sind sehr gut. Es ist aber auch ideal: Jeder Künstler kann seine perfekten 25 Minuten zeigen. Und zusätzlich laufen bereits die Proben für mein neues Programm mit dem Wokestra. Dazu kommen einige Auftritte bei Galas etc. Der Sommer ist glücklicherweise etwas ruhiger, aber ab Herbst zieht es wieder richtig an.

zentral+: Dann sieht man dich auf den roten Teppichen?

Bun: Beim Teppichschäumen. Nein, ist ja toll solche Bestätigungen zu erhalten. Das kann niemand bestreiten. Aber ich gehe diesen Weg Schritt für Schritt. So haut es mich auch nicht gleich aus den Socken. Ausserdem bewegt sich die Aufmerksamkeit noch in einem guten Mass. Solange mich nur betrunkene Menschen anlallen, wenn ich privat unterwegs bin, ist alles im grünen Bereich. Er lacht.

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