«Ehe für alle» ist auch in Luzern Thema

«Es ist der perfekte Zeitpunkt»

Zahlreiche Menschen zeigen auf Facebook ihre Solidarität und Unterstützung für die Queer-Community. (Bild: Collage jav)

Nachdem Irland und die USA die Ehe für Homosexuelle legalisiert haben, geht eine Welle der Solidarität durch die Bevölkerung. Auch hier bei uns färbten sich vergangenes Wochenende hunderte Profilbilder mit der Regenbogenflagge. Flagge zeigen müsse nun auch die Schweiz, finden die Veranstalterinnen des «Queerbad» in Luzern.

Einen Monat ist es her, seit Irland die Ehe für Homosexuelle im Gesetzt verankerte. In den USA erstrahlten vergangenes Wochenende diverse wichtige Staatsgebäude in Regenbogenfarben. Denn auch in den USA ist nun die Ehe für alle Gesetz. Regenbogenprofilbilder überfluten währenddessen Facebook. In diversen Städten finden nun auch die Gay-Prides und Christopher Street Days statt.

Beim Queerbad, dem wöchentlichen Dienstagstreffpunkt für die queere Szene in Luzern, ist Politik kaum Thema. Doch wenn es aufkommt, diskutieren plötzlich viele mit. Am vergangenen Dienstag ist Einiges los beim Treffen.

Nicht erwartete Solidarität

Jasmin Imboden und Yasemin Salman vom Queer Office sitzen auch dabei. Die beiden freuen sich nach diesem Wochenende über die Solidaritätswelle auf Facebook. «Ich war extrem überrascht», sagt Salman. «Es haben so viele Leute aus meiner Freundesliste ihr Profilbild geändert, von welchen ich es teilweise überhaupt nicht erwartet hatte und die nichts damit zu tun haben, aber trotzdem ihre Solidarität zeigen. Das ist toll.»

Und auch Imboden sagt: «Es ist wirklich erstaunlich und sehr schön zu sehen.» Und die grosse Unterstützung zeige, wie die Leute eingestellt seien. «Über 70 Prozent der Bevölkerung stehen hinter der Ehe für alle», betont Imboden.

Jetzt zusammenschliessen

Doch das alles findet tausende Kilometer entfernt, oder dann digital statt. Was hat die lokale Queer-Szene davon? «Es gibt Motivation unsere Belangen noch mehr zu pushen. Es ist der perfekte Zeitpunkt. Jetzt müssen wir an einem Strick ziehen, uns mit anderen Organisationen zusammenschliessen und Druck auf die Politik machen. Mit Queeroffice sind wir in der Zentralschweiz zwar vernetzt, aber um grossflächiger wahrgenommen zu werden, müssen wir mit anderen zusammenspannen», erklärt Salman.

«Die Leute sind bereit. Die Gesellschaft ist doch meist schneller als die Politik.»
Jasmin Imboden

Es sei Einiges zu tun. «Denn so fortschrittlich und aufgeklärt wie wir uns immer geben, sind wir als Staat noch lange nicht. Wir hinken hinterher», erklärt Imboden. «Und ja, wir wissen, viele Leute haben die Schnauze voll: Schon wieder die Homos. Und sie fragen sich: Warum muss ich mich schon wieder damit auseinandersetzen? Aber Fakt ist, man muss sich noch damit auseinandersetzen, weil wir rechtlich noch nicht an dem Punkt sind, an welchem wir sein sollten.» In der Bevölkerung sei das Thema viel mehr angekommen, als in der Politik.

Aber die ganze Solidaritätswelle, egal wie schnell sie öffentlich wieder abflache, sei ein Zeichen. «Wenn man einen Blick auf Facebook wirft, dann sieht man – die Leute sind bereit. Die Gesellschaft ist doch meist schneller als die Politik», betont Imboden. Und so sei es auch jetzt.

Ausland ist Thema

Yasemin Salman

Yasemin Salman

Und auch das Ausland sei diesmal eindeutig schneller. «Auf das so konservative Irland folgte nun die USA und auch der Druck in Deutschland wächst. Es zeigt, wie stark die Bewegung ist.» Doch nicht nur positive Schlagzeilen sind für die Queer-Community derzeit Thema.

Die Vorkomnisse an der Gay-Pride in Istanbul kommen zur Sprache, wo die Polizei erstmals und unvorhergesehen mit Wasserwerfern auf die Parade losging. Yasemin Salman, die selbst türkische Wurzeln hat, beobachtet die Vorkommnisse aufmerksam.

Jasmin Imboden

Jasmin Imboden

«Ich finde es extrem schade, dass viele das Gefühl haben, queer zu sein und religiös zu sein, schliesse sich gegenseitig aus. Die Leute brauchen so viel Mut in einem Land wie der Türkei für ihre Rechte auf die Strasse zu gehen. Dann ist dieses Abblocken von Seiten der Regierung einfach nur brutal. Aber jede Form von Gruppierung wird dort als gefährlich wahrgenommen», sagt Salman.

Die Situation ärgere sie. «Aber ich bin natürlich auch in einer bequemen Position. Ich habe meine Partnerin, die zuhause willkommen ist, und kann auch sonst frei leben.» Das alles wäre in der Türkei schwieriger, ist Salman überzeugt.

Doch hier habe sie die Chance und wolle nun richtig Gas geben. «Jetzt müssen wir auf die Welle aufspringen. Es muss vorwärtsgehen.»

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