Mullbau protestiert gegen Ausladung der Kollegen

Seerose: Viel Ärger statt eitel Sonnenschein. (Bild: lwo)

Die Ausladung des Luzerner Trios «Canaille du Jour» auf der Seerose in Stansstad ist noch nicht verdaut (zentral+ berichtete). Luzerner Kulturschaffende solidarisieren sich jetzt mit den ausgeladenen Kollegen.

Das Mullbau-Team wirft den Gästival-Leuten «ein Kulturverständnis aus der Gründerzeit des Innerschweizer Tourismus vor» und verlangt eine angemessene Entschuldigung. Nachfolgend der an die Organisatoren des Gästivals und die Projektleiter adressierte Offene Brief des Mullbau-Teams:

«Ihr möchtet die Zentralschweiz von ihrer besten, weltoffenen und gastfreundlichsten Seite präsentieren. Die neuesten Vorkommnisse zeichnen ein anderes Bild. Der Mullbau hat von Euch den Auftrag bekommen, Kinderkonzerte auf der Seerose zu gestalten. Euer Vertrauen hat uns sehr gefreut. Als Mitwirkende am Gästival und auch als Veranstalter in Luzern sind wir aber sehr enttäuscht und besorgt über die jüngsten Ereignisse und den Vertrauensentzug in Eure Künstlerinnen und Künstler, sowie in Euren Umgang mit ihnen.

Zur Aufgabe eines Veranstalters gehört es, die passenden Inhalte zu den richtigen Leuten zu bringen, bzw. umgekehrt, das passende Publikum ans richtige Konzert. Wir verstehen die Notwendigkeit und Problematik der Sponsorenanlässe. Es gibt jedoch gute Wege und kreative Lösungen, wie man mit eingeladenem Publikum umgehen kann. Dass hier eine unkonventionelle oder besser – unprovinzielle– Band wie Canaille Du Jour gebucht wurde, macht Sinn, wenn man auch ein kulturinteressiertes und neugieriges Publikum zu so einem im Grunde eher konservativen (und seitens Kulturschaffenden kritisch betrachteten) Grossereignis locken möchte. Respekt vor dem durchaus mutigen Entscheid, eigenwilligen Nischen – wie auch beispielsweise dem Mullbau – eine Plattform zu bieten. Ihr schreibt Euch Kultur auf die Fahne, prahlt mit Zentralschweizer Kulturschaffenden, vergebt eine Carte Blanche. Doch dann kuscht ihr vor den Sponsoren und verrät so Eure eigene Idee. Wir haben gehofft, Ihr setzt Euch tatsächlich für die Zentralschweizer Kultur ein. Und wir sind davon ausgegangen, Euer Kulturverständnis stamme nicht aus der Gründerzeit des Innerschweizer Tourismus.

Denn wer eine Carte Blanche vergibt, sollte auch zu den Künstlern stehen. Wo waren Eure Leute, als die Luzerner Aufführung von Canaille Du Jour von respekt- und anstandslosen Gratisticketbesitzern gestört wurde? Es ist die Verantwortung des Veranstalters, für eine möglichst ideale Bühnensituation zu sorgen. Ausserdem zeichnet es einen guten Gastgeber aus, störende Gäste freundlich und höflich darauf hinzuweisen, dass andere gerne die Aufführung geniessen möchten und damit eine gute Stimmung für alle zu bewahren.

Stattdessen wird Canaille Du Jour das Vertrauen entzogen und ihr nächstes Konzert in Stansstad kurzfristig abgesagt. Ein Programm, das von Euch in Auftrag gegeben und extra für dieses Ereignis konzipiert wurde, darf nicht gezeigt werden, weil es den Sponsoren zu eigenwillig sein könnte. Beim ersten Gegenwind seitens der Sponsoren wird der künstlerische Kurs gewechselt. Anstatt als Veranstalter hinter dem eigenen Programm zu stehen, für dieses einen guten Rahmen zu finden und es zu verteidigen, auch wenn es aneckt (was gute Kultur übrigens immer macht oder machen sollte), wird der Inhalt verraten. Auch die Künstler und Künstlerinnen sind Gäste auf der Seerose und Christov Rolla und Max Christian Graeff (und nicht zu vergessen die Maisonettes) wurden ausgeladen. Die Maske ist gefallen: Nur der zahlende Gast ist König. Versagt haben hier einzig die Veranstalter und Federführenden, die höchst unprofessionell ihre Verantwortung den Künstlern und vor allem dem Publikum gegenüber nicht wahrgenommen haben. Das Gästival hat gerade nicht nur an Charme, sondern auch an Glaubwürdigkeit verloren. Auch wir Mullbauer sind als Mitwirkende davon betroffen. Wir verurteilen diesen Schnellschussentscheid, der uns als Kunstschaffende und als Veranstalter gleichermassen erschüttert.

Wir wünschen uns, dass ihr eine angemessene Entschuldigung gegenüber den Kulturschaffenden findet.»

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