Totalumbau Hotel «Anker»

Trotz Asbest – Umbau ist auf Kurs

Auch der einst so schöne alte Saal erhält ein umfassendes Facelifting. (Bild: dvm)

Der Umbau ist in vollem Gange, der «Anker» von innen kaum wiederzuerkennen. Das denkmalgeschützte Hotel wird nach der Gesamterneuerung völlig anders daherkommen. Insbesondere der bekannte grosse Volkssaal. Schwierigkeiten bereitete vor allem der reichlich vorhandene Asbest.

Hinter dem mit Plastik verkleideten Baugerüst wird mit Hochdruck gearbeitet. Bohrmaschinen hämmern, Fräsen kreischen und Maurer stapeln Backsteine.

Seit über einem Jahr schon wird am Haus an der Obergrundstrasse 5 umgebaut, was das Zeug hält. Damit hat die Moderne nun auch einen der letzten grossen Zeugen des vergangenen Jahrhunderts erfasst, den städtebaulichem Fixpunkt am sich schnell verändernden Pilatusplatz.

Aus dem geschichtsträchtigen alten Volkshaus, einer regelrechten Institution, wird bis in rund einem Jahr ein «chic umgebautes Hotel» mit «stilvollem Restaurant». Man schaffe «einen neuen Ort der Begegnung im Herzen der Stadt», so die Ankündigung auf der Hotel-Homepage.

Unvorhergesehene Probleme

Auch wenn einiges noch offen sei, beim Baufortschritt komme man Schritt für Schritt voran, sagt Stefanie Knuchel, Projektassistentin der Remimag Gastronomie AG. Das sieht man inzwischen auch von aussen. Im April hat das 102-jährige Gebäude ein neues Dach erhalten. Im Innern stehen die neuen Fenster zum Einbau bereit. Momentan stehen die Fassadenrenovation und die Spitz- und Bohrarbeiten für die modernen Hausinstallationen an.

Tag der offenen Baustelle

Wer die Bauarbeiten rund um das historische Hotel aus nächster Nähe miterleben will, bekommt am Samstagvormittag, 20. Juni 2015, Gelegenheit dazu. Interessierte können von zehn bis zwölf Uhr einen  Blick hinter die Fassade des altehrwürdigen Gebäudes werfen. Der «Anker» befindet sich derzeit im Rohbau und wird im Frühsommer 2016 eröffnet.

Nach turbulenten Zeiten hat der alte «Anker» am 1. Mai 2014 seine Tore für immer geschlossen (siehe Box unten). Danach haben die umfassenden Bauarbeiten begonnen. «Alte Gemäuer warten immer mit Überraschungen auf», so Knuchel.

Alles müsse immer wieder neu überprüft und beurteilt werden, zum Beispiel, ob das Holzwerk noch halte oder nicht. «Zudem kommt viel Unvorhergesehenes dazu. Das erschwert die Planung, ist zeitraubend und macht alles teurer», erläutert Knuchel. Insbesondere, was Altlasten betreffe.

Hotel war voller Asbest

«Alleine der Rückbau war wegen der Asbestsanierung viel aufwändiger als geplant», erwähnt Knuchel. Im ganzen Gebäude sei in Schutzanzügen und mit Unterdruck gearbeitet worden, damit der hochgiftige Asbeststaub nicht nach draussen gelangen konnte.

Im Januar dieses Jahres habe man dann mit den Betonier- und Rohbauarbeiten beginnen können. Problematisch seien dabei vor allem die aus heutiger Sicht ungenügend stabilen Decken und Wände gewesen. «Deswegen sind viele statische Ergänzungsarbeiten, wie zum Beispiel mit Stahlträgern, notwendig», erklärt Knuchel.

Schwierigkeiten bereite auch der Bauplatz selbst. «Die Transportlogistik ist auf so einer Baustelle recht kompliziert. Es hat halt wegen der Hauptstrassen kaum Platz um den ‹Anker›.»

Ein Drittel mehr Zimmer

Insgesamt rund 18 Millionen Franken investiert die Remimag in das ehemalige «Volkshaus». Die Gastronomiegruppe will den «Anker» nächstes Jahr wiedereröffnen – als Budget-Design-Hotel mit Restaurant, Bar und Lounge.

Vierzig Zimmer wird das Hotel haben, zwölf mehr als vorher. Diese werden – das Gebäude darf äusserlich nicht verändert werden – auf ganz spezielle Weise in der bestehenden Gebäudehülle untergebracht. Der als schützenswert eingestufte Saal im ersten Obergeschoss wird zwar in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Dennoch wird er künftig nicht mehr als Saal dienen, zumindest im üblichen Sinne.

In die Mitte des grossen und hohen Raumes kommen nämlich freistehende Boxen mit insgesamt neun Hotelzimmern. Das sei einmalig in der Region, erklärt Stefanie Knuchel. Die Gäste würden ihre Zimmer durch den Saal betreten. 

Der «Volkssaal» im ersten Stock des «Anker»: Künftig wird er umgenutzt.

Warum die ganze Übung? «Wir wollten den Saal in seiner Struktur erhalten. Für einen rentablen Betrieb eines Hotels dieser Grösse sind aber mindestens 40 Zimmer notwendig», begründet Knuchel die Massnahme.

Ausserdem habe der Saal eine kritische Grösse. «So einen Saal zu betreiben, ist an dieser Lage nicht einfach», hält Knuchel fest. Eine professionelle Bankett- und Catering-Infrastruktur sei für ein Haus dieser Grösse schwierig. Zudem sei der Saal für kleinere gesellschaftliche Anlässe zu gross und für Grossevents zu klein, so Knuchel weiter. Deshalb habe man sich in Absprache mit dem Denkmalschutz für die Umnutzung entschieden. «Die Umsetzung dieses Kompromisses ist eine spannende Herausforderung.»

Eine Überraschung für die Stadt

Geplant ist die Wiedereröffnung per Frühsommer 2016. Einen genaueren Zeitpunkt will die Remimag nicht nennen. Bis es so weit sei, gebe es allerdings noch einiges zu tun, wie Stefanie Knuchel sagt. So müssten die Konzepte für das Hotel und das Restaurant mit etwa 80 Plätzen erst noch ausgearbeitet werden. Und auch der Innenausbau sei vom Design her noch nicht fertig. «Materialien und Farben der Innenausstattung sind noch nicht definitiv», so Knuchel.

Sicher hingegen sei, in welcher Liga man spiele, hält Knuchel fest. Vom Standard her werde sich das neue Budget-Design-Hotel dereinst im Dreistern-plus-Bereich bewegen, erklärt Knuchel. Die Zimmerpreise würden bei rund 100 Franken starten und bis rund 250 Franken gehen, ja nach Saison und Lage des Zimmers.

Schöne Aussicht: Blick von der Dachterrasse auf den Pilatus.

Schöne Aussicht: Blick von der Dachterrasse auf den Pilatus.

(Bild: dvm)

Was im Restaurant dereinst auf den Teller kommt, daraus macht die Remimag noch ein Geheimnis. «Es wird etwas sein, das es in Luzern noch nicht gibt», verrät Knuchel lediglich. Etwas weniger zugeknöpft gibt sich das Unternehmen in Bezug auf die Ausstattung. Im Erdgeschoss befänden sich das Restaurant, die Bar und die Lounge mit circa 20 Plätzen und modernem Kamin nebeneinander. «Es soll ein Ort sein, wo sich die Luzerner treffen», verspricht Knuchel.

Auch Kulturveranstaltungen im kleineren Rahmen seien nicht ausgeschlossen. Und im Sommer werde auch draussen auf dem Boulevard aufgetischt. Auch wenn die dafür bewilligte Fläche sehr klein sei, wie Knuchel einräumt. Dennoch: «Jeder Tisch draussen lohnt sich – vor allem für den Anblick.» Gerne wolle man mehr als die bewilligten vier Tische aufstellen, so der Wunsch der Remimag. «Dazu sind wir mit der Stadt im Gespräch.»

Kein Neuland für Betreiber

Hinter dem in der Luzerner Hotellerie- und Gastronomie-Szene einzigartigen Grossprojekt steckt die Remimag Gastronomie AG. Die Remimag mit Sitz in Rothenburg gehört zu den Grossen auf dem Zentralschweizer Markt und betreibt auf beiden Seiten der Reuss ihre Geschäfte. 

Das Luzerner Familienunternehmen im Besitz und unter Leitung der Gebrüder Eltschinger führt 14 Gastrobeteriebe, darunter etwa das Zunfthaus «Pfistern» und das «Opus» in der Stadt Luzern. Den «Anker» will die Remimag in Eigenregie betreiben. Damit betritt die Remimag kein Neuland, sie führt bereits drei kleinere Hotelbetriebe als Pächterin.

Ein traditionsreiches Haus

Das im Jahre 1913 unter dem Namen «Volkshaus» eröffnete Hotel Anker am Pilatusplatz in Luzern ist ein Stadtoriginal.

Eine «rote» Vergangenheit

Das Haus ist das historische Zentrum und Stammquartier der Zentralschweizer Arbeiterbewegung. Der SP und zahlreichen Gewerkschaften diente es in der Vergangenheit als Ort für die regelmässigen Versammlungen.

Beim Generalstreik von 1918 war es das Luzerner Hauptquartier. 1974 allerdings wurde bei einem umfassenden Umbau der Name verabschiedet. Seither firmierten Hotel und Restaurant unter dem Namen «Anker».

Verkauf und Zwischennutzung

Dann wurde das Haus im Dezember 2012 an die Remimag Gastronomie AG verkauft. Die Volkshausgenossenschaft Luzern als vormalige Besitzerin sah sich aus wirtschaftlichen Gründen dazu gezwungen, sich von der Liegenschaft zu trennen (zentral+ berichtete).

Nach einer gründlichen Entrümpelung (zum Artikel) diente der «Anker» danach diversen Zwischennutzungen, unter anderen als Ausgehlokal (zum Artikel) und Studentenwohnheim (zum Artikel).

Mehr interessante Fotos vom Umbau sehen Sie hier in unserer Bildergalerie:

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