Müllberg Rössliwiese

Das abrupte Ende der Abfalldemo

Eine ruhige Nacht: Einsame Vodkaflasche auf der Rössliwiese. (Bild: Christian H.Hildebrand )

Auf der Rössliwiese ein Bier trinken und die Flasche einfach liegen lassen? Besser nicht an diesem Samstag: Denn dann bekommt der Müll endlich eine Stimme – und demonstriert gegen seine Verursacher.

Wenn der Abfall sprechen könnte, der sich jeden Samstagabend auf der Rössliwiese ansammelt – er würde von jugendlichem Leichtsinn und von durchfeierten Nächten auf der Zuger Wiese erzählen. Aber auch von der Faulheit ihrer Besucher. Der Müll muss in den Kübel. Dass er da aber nicht immer landet, stellen die Mitarbeiter des Werkhofs jeden Samstag und Sonntag Morgen fest, wenn sie noch in der Dunkelheit die Reste des nächtlichen Stadtlebens entsorgen.

Aber nicht diesen Samstag: Diesen Samstag erhält der Müll eine Stimme. «Wir machen eine Abfalldemonstration», sagt Roger Naef von der Fachstelle Littering. Der Müll bleibt liegen und bekommt Demonstrations-Plakate in die Hand gedrückt: «Wäääh», skandiert die Pizzaschachtel, «So nicht!», der Kebab-Rest, «Ich will in den Kübel», die Bierdose.

«Vielleicht gibt es ja eine Gegendemo»

Ob das was nützt? «Wenn wir auf einem Platz ein Anti-Litteringplakat aufstellen, dann kapieren das die Leute und werfen ihren Müll tatsächlich öfter in den Kübel», sagt Naef. Es ist aber kein blosser Aufstand der Werkhofmitarbeiter, die Müll-Aktion sei aufgrund von Rückmeldungen aus der Bevölkerung entstanden. Man solle wieder ein Mal zeigen, was da zustandekommt. Da spielt vielleicht auch eine gewisse Faszination für den Müll mit: Es hat etwas urbanes, als Stadt so zugemüllt zu werden. Deshalb rückt Naef dem Abfall auch mit urbanen Mitteln zu Leibe – mittels einer Demonstration. «Vielleicht gibt es ja auch eine Gegendemo», sagt Naef und lacht.

Nur dürften die Müll-Verursacher von der Aktion herzlich wenig mitbekommen – wer am Freitagabend feiern geht, steht am Samstag wohl kaum früh auf. «Die Aktion dauert ja bis am Abend. Und man muss einfach immer wieder sensibilisieren, damit die Leute verstehen, dass das so nicht normal ist. Dass man den Müll in den Eimer werfen muss, und nicht einfach auf die Wiese.»

Rössliwiese nicht mehr Müll-Fleck der Stadt

Und dann die Enttäuschung: Offenbar hat sich in der «Littering»-Lage der Stadt etwas geändert – am frühen Samstag Morgen ist die Rössliwiese fast müllfrei. Ein Mitarbeiter des Werkhofs klärt auf: Die Rössliwiese sei schon lange nicht mehr der Güsel-Fleck der Stadt – der habe sich auf die Schützenmattwiese verlagert. Die Leute fühlten sich hier auf der Rössliwiese nicht mehr wohl, sagt er, da sie hier zu fest beobachtet würden.

Die Müllsäcke mit den Resten von der Schützenmattwiese sind allerdings schon da – ihr Inhalt wird zur Veranschaulichung hier auf der Rössliwiese deponiert. Die Mülldemo bekommt Nachschub. Wie’s auf der Rössliwiese tatsächlich aussieht, nach einer Freitagnacht, zeigt unsere Bildstrecke in der Slideshow.

Und die Demo? Die ist ins Wasser gefallen: «Ein Mann hat die ganze Rössliwiese vom Abfall befreit und die gelben Demonstrationsschilder fein säuberlich auf den Boden gelegt», schreibt Naef. «Was die Absichten des Mannes waren, war leider bei meiner Rückkehr auf die Rössliwiese nicht mehr zu eruieren.» Offenbar hat die Demo ganz handfeste Ergebnisse gebracht -jemand hat aufgeräumt. Aber Naef läst sich nicht entmutigen: «Wir werden die Abfall-Demo voraussichtlich in den Sommermonaten nochmals wiederholen, dann aber mit permanenter Bewachung des Abfalls.»

 

Und weils so gut aussieht, hier ein Video der «Zug-bliibt-suber»-Kampagne:

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