25 Jahre Kunsthaus Zug

Die Unterwasserwelt zum Nulltarif

Ein bisschen wie im Zoo – Grossandrang vor den Fischen.

Einmal den Zugersee vom Grund her betrachten? Können Sie Egli von Hasli unterscheiden? Die Treppe in den See ist nun eröffnet – machen Sie es der Vorstadt gleich und versinken Sie im See.

Der Künstler Roman Signer steht im Ruf, Dinge explodieren zu lassen. Sein neuester Streich in Zug zeigt den Ostschweizer Künstler jedoch von einer ganz anderen Seite. Die geschlossene Treppe, welche in den See führt und mittels welcher man den Fischen beim Fischsein zusehen kann, ist eine äusserst beruhigende Angelegenheit. Es ist quasi ein Aquarium, nur dass der Mensch, und nicht der Wasserbewohner, eingebuchtet ist.

Nach wochenlanger Bauarbeit steht sie nun da, die Treppe, auf der man trocken in den nassen Untergrund steigen kann. Ab Samstagnachmittag ist sie zu gewissen Tageszeiten für jedermann zugänglich und ermöglicht es, ohne Badehose abzutauchen und Unterwasserfahrung zu sammeln, und das zum Nulltarif. Die Egli, die sich im schummrigen Grün des Zugersees tummeln beweisen: Es gibt tatsächlich haufenweise Fische hier.

450’000 Franken kostet die Installation, die – vorläufig – für zehn Jahre an der Seepromenade steht. Für die Kosten kommt das Kunsthaus mit Hilfe von Kanton und Stadt Zug sowie Stiftungen, Sponsoren, Firmen und privaten Mäzenen auf.

Das Kunsthaus feiert

Am Samstag um 16 Uhr wird die Skulptur «Seesicht» bei der Seepromenade unterhalb der Rössliwiese mit einer Aktion eröffnet. Bis am 14. Juni finden mehrere Veranstaltungen und Führungen zur «Seesicht» und zum Jubiläum statt. Signers Skulptur ist jeweils von 12 - 20 Uhr für die Bevölkerung geöffnet. Zu den selben Zeiten ist auch das Kunsthaus Zug Mobil offen, welches sich ebenfalls an der Seepromenade befindet.

Signer plante fünf Jahre an dem Werk. Der Künstler erklärt: «Ich habe zum ersten Mal in meiner Jugend im Französischunterricht von Zug gehört. Wir sprachen über die Katastrophe, welche sich 1887 ereignete.» Damals versank ein Teil der Vorstadt wegen des schlechten Untergrunds im See. Elf Menschen starben. Mit Signers Projekt kann man es der Vorstadt nun gleichtun. Einfach ohne Dramatik. Es gibt noch einen weiteren, ironischen Hintergrund für die «Seesicht». Matthias Haldemann, der Kurator des Projekts sagt: «Seesicht ist in Zug ein wichtiges Thema. Die Häuser schiessen in die Höhe, jeder möchte Seesicht haben, und die hat ihren Preis. Hier an der Promenade ist die See- und Alpensicht am allerbesten. Und genau hier führt Signer die Besucher unter die Wasseroberfläche.»

Projekt «Seesicht», hier mit Bergsicht

Projekt «Seesicht», hier mit Bergsicht

(Bild: wia)

Diese «Seesicht» unterhalb der Rössliwiese ist die Hauptattraktion des 25-Jahr-Jubiläums des Zuger Kunsthauses. Insgesamt hat das Kunsthaus drei Schwerpunkte gelegt, um ihr Vierteljahrhundert zu feiern. So werden neben Signers Skizzen und zwei Installationen im Kunsthaus auch Zeichnungen eines fast gänzlich unbekannten Zuger Künstlers gezeigt.

Philipp Anton Etter war der älteste Sohn des früheren Bundesrates Philipp Etter und eine unauffällige Gestalt. Zu zeichnen begann er erst im hohen Alter und schuf eine Sammlung, von der offenbar selbst seine Familie kaum wusste. Die Zuger Sujets, die Etter in leuchtenden Farben mit Filzstift zeichnete, wiederholen sich. Meist sind es Ausschnitte der Stadt, welche Etter in den immergleichen Farben aufs Blatt brachte. Das Kunsthaus Zug ist die erste Institution, die sich der ausführlichen Sammlung Etters annimmt. «Künstlerisch ist der Dilettant ein Solitär, ein Phänomen, dem man nur selten begegnet», schreibt das Kunsthaus zum entdeckten Künstler.

Philipp Anton Etters Werk zeichnet sich durch wiederkehrende Sujets aus.

Philipp Anton Etters Werk zeichnet sich durch wiederkehrende Sujets aus.

(Bild: wia)

Der dritte Fokus des Kunsthauses liegt auf der Kunstvermittlung – einem Thema, welches in Zug seit Jahrzehnten sehr hohen Stellenwert geniesst. Unter dem Motto «Die Sammlung auf Wunsch» entstand eine kunterbunte Mischung von Lieblingsstücken interessierter Privater und Gruppen aus der gesamten Kunsthaussammlung. An verschiedenen Anlässen während der Jubiläumsphase erzählen sie davon, was sie mit den gewählten Werken verbindet. Per Video, Vortrag, Gespräch oder andersweitig. Die Kunstvermittlerin Sandra Winiger erklärt: «Die jüngste Teilnehmerin, welche im Rahmen des Montessori Kindergartens mitmacht, ist vier Jahre alt, der älteste über 80. Es machen Ärzte mit, aber auch Putzfrauen. Insgesamt sind es 110 Involvierte, welche insgesamt gut 100 Werke ausgewählt haben.» Am Samstag erzählt unter anderem der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller von seinem Lieblingswerk. Bis am 13. Juni stellen mehrmals wöchentlich Menschen ihre gewünschten Kunstwerke vor.

Am 14. Juni ist der Jubiläums-Spuk vorbei. Der Kunsthausalltag geht weiter. Nur Abtauchen und Fischegucken, das kann man noch immer.

Was halten Sie von Signers Kunstwerk? Sinnvoll oder oder zum versenken? Teilen Sie uns Ihre Meinung in einem Kommentar mit!
 

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