Keine Lust mehr auf die Koch-Lehre

Luzerner Koch-Lehrmeister kämpfen um ihr Image

Unattraktiv und als Lehre unbeliebt: Köche bei der Arbeit. (Bild: zvg)

Luzerner Köche bekunden Nachwuchsprobleme. Die Branche habe einen schlechten Ruf und sei deshalb für Jugendliche unattraktiv. Imagepflege soll helfen. Aber auch eine ungewöhnliche Massnahme wird diskutiert.

Es waren klare Worte, die am 12. Mai an der 115. Delegiertenversammlung von GastroLuzern im Verkehrshaus gesprochen wurden. «Die Zahl der Kochlernenden geht deutlich zurück», mahnte Vorstandsmitglied und Ausbildungsverantwortlicher Hannes Baumann. «Wir haben rund 50 Lehrlinge weniger als letztes Jahr», konkretisiert er auf Nachfrage. Während sich 2013 noch 175 Jugendliche für eine gastronomische Lehre enschieden haben, waren es 2014 nur noch 125. «Der Rückgang hat im Jahr 2012 eingesetzt und hält seither an», ergänzt Ruedi Stöckli, Verbandspräsident von GastroLuzern.

Das äussere Marktumfeld spiele dabei eine entscheidende Rolle. «Je schlechter die ökonomischen Rahmenbedingungen, desto weniger Auszubildende», bringt es Baumann auf den Punkt. Viele Gastronomiebetriebe seien nicht bereit dazu, in wirtschaftlich angespannten Zeiten Ausbildungsplätze anzubieten. «An dieser Stelle muss etwas getan werden», ist Baumann überzeugt.

Präsident Ruedi Stöckli äussert sich verhalten zu den Ursachen: «Vielleicht hat der Rückgang damit zu tun, dass immer mehr studieren und weniger Schulabgänger einen Beruf erlernen. Es kann aber auch daran liegen, dass immer weniger Ausbildner Lehrlinge wollen.» GastroLuzern sei dabei, eine entsprechende Umfrage zu starten, sagt Stöckli.

«Betriebe, die nichts mit der Lehrlingsausbildung zu tun haben, sollten solidarisch daran zahlen müssen.»

Ruedi Stöckli, Verbandspräsident von GastroLuzern

Keine Mindestquoten, aber Sanktionen

Um eine Trendwende einzuleiten, plant GastroLuzern, künftig jene Betriebe zu belangen, welche keine Lernenden ausbilden. «Betriebe, die Ausbildungsplätze anbieten können, sollen auch ausbilden», fordert Baumann. Es gehe dabei aber nicht darum, für alle verbindliche Mindestquoten einzuführen. Die Betonung liege auf dem «Können». Wenn es die betrieblichen Umstände nicht zuliessen, wolle man ihnen auch keine Lehrlinge aufdrängen, führt er aus.

Betriebe sanktionieren, weil sie keine Lehrlinge ausbilden? Das klingt nach einer ungewöhnlichen Massnahme. Wie sieht der entsprechende Sanktionskatalog aus? Unter welchen Voraussetzungen werden Betriebe als fehlbar angesehen? «Wir befinden uns noch in der Planungsphase», sagt Baumann ausdrücklich. «Ich kann noch nichts Konkreteres dazu sagen.» Zunächst gelte es, den Sachverhalt verbandsintern zu besprechen und die nötigen Schritte einzuleiten. «Wir werden das aber definitiv angehen», hält Baumann fest.

«Köche haben gute Arbeitsbedingungen.»

Hannes Baumann, Koch und Gastgeber (Schönlokal bim buume, Wikon)

Kochen lernen in Luzern

G’ART, das gastgewerbliche Ausbildungszentrum Reussport Luzern, ist eine Stiftung der Trägerverbände GastroLuzern, Luzern Hotels sowie GastroNidwalden und führt im Auftrag der Kantonalen Fachkommission Luzern, Ob- und Nidwalden die Einführungskurse für Koch- und Servicelehrlinge durch. Die überbetrieblichen Kurse (üK) stehen dabei unter der Aufsicht der Erziehungsdirektion und sind im schweizerischen Berufsbildungsgesetz geregelt. Mit ihnen wird bezweckt, die Lernenden in grundlegende Arbeitstechniken einzuführen und sie so auf den praktischen Ausbildungsbeginn im jeweiligen Betrieb vorzubereiten. Die Stiftung verfolgt den Zweck, das Bildungswesen im Gastgewerbe in den Kantonen Luzern, Nidwalden und Obwalden zu fördern.

Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums wurde das Gastgewerbliche Ausbildungszentrum baulich einer umfassenden Renovation unterzogen. Der interne Umbau konnte im Frühjahr 2015 abgeschlossen werden.


Präsident Stöckli wird etwas konkreter: «Ich werde im Kantonsrat einen politischen Vorstoss eingeben. Dieser verlangt, dass alle Betriebe, die keine Lehrlinge ausbilden, einen Beitrag oder höhere Beiträge zu entrichten haben, welche der Lehrlingsausbildung zugutekommen.» Sie seien zwar noch immer in der Abklärung des Vorstosses, dieser solle aber in der Juni- oder Septembersession eingereicht werden. «Der Grund ist offensichtlich: Betriebe, die nichts mit der Lehrlingsausbildung zu tun haben, sollten solidarisch daran zahlen müssen», sagt Stöckli. Sonst werde es so weit kommen, dass die Kosten für jene Betriebe, welche noch Lehrlinge haben, derart ansteigen würden, dass auch diese keine mehr wollten.

Aktive Imagepflege

Missstände sind indessen nicht nur auf der Angebots-, sondern auch auf der Nachfrageseite auszumachen. «Der Kochberuf erscheint vielen grundsätzlich als unattraktiv. Die Sonntagsarbeit oder die vermeintlich tiefe Entlohnung beispielsweise haben auf die jungen Leute eine abschreckende Wirkung», sagt Baumann.

Dieses negative Bild müsse ins richtige Licht gerückt werden. Imagepflege sei vonnöten. Denn: «Der schlechte Ruf der Branche trifft in Wirklichkeit nicht zu. Köche haben gute Arbeitsbedingungen», konstatiert der Gastronom. «Die Löhne sind gerecht und regelmässige Arbeitsplatzwechsel machen den Beruf ungemein spannend und abwechslungsreich.»

«Der schlechte Ruf der Branche trifft in Wirklichkeit nicht zu.»

Hannes Baumann, Vorstandsmitglied von GastroLuzern

Für die Richtigstellung von verzerrten Ansichten erhöhe GastroLuzern die Werbeanstrengungen, um so die Jugendlichen für das Gastgewerbe zu begeistern. «Wir müssen für unseren Beruf an der Zentralschweizer Bildungsmesse (ZEBI), aber auch in der Tageszeitung aktiv Werbung machen. Wir werden eine neue Broschüre und eventuell ein attraktives Video machen», erläutert Präsident Stöckli. Daneben bestehe die Idee, Lehrstellensuchende und Schulklassen in das renovierte Ausbildungszentrum G’ART einzuladen und ihnen den Kochberuf schmackhaft zu machen.

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