Wer 2014 vom Lotteriefonds profitierte

Wie Zug fünf Millionen verteilt

Die Stierenwärter erhielten 2014 eine Entschädigung aus dem Lotteriefonds. (Bild: dor)

Jedes Jahr verteilt der Kanton Zug Millionen aus dem Lotteriefonds. Nicht weniger als 474 Vorhaben wurden 2014 unterstützt. Eine Analyse zeigt, dass vor allem die Kultur profitiert. So wurde für 200’000 Franken etwa ein Bilderzyklus angeschafft. Unter den Beiträgen befinden sich aber auch Kuriositäten wie 35 Stierenwärter. 

Mehr als fünf Millionen Franken zahlte der Kanton Zug 2014 aus dem mit Swisslos-Geldern gespeisten Lotteriefonds. Kulturelle Projekte profitierten mit 3,1 Millionen Franken am meisten vom «Topf». Es folgt das Sozialwesen mit rund 1 Million Franken und Projekte im Bereich «Jugend und Erziehung» mit 481’000 Franken. Die restlichen Gelder verteilen sich auf Projekte im Bereich Gesundheit (170’000), Bildung und Forschung (32’000), Umwelt und Entwicklungshilfe (176’000) und übrige gemeinnützige Projekte (86’000).

Viele kulturelle Institutionen profitieren

Die Liste der Kulturbeiträge 2014 umfasst insgesamt sechs von zehn Seiten. Zuständig für diese Gesuche ist die Zuger Bildungsdirektion. In der Liste finden sich diverse Betriebsbeiträge an Zuger Institutionen: Die IG Galvanik Zug, das Kinder-und Jugendtheater Zug und die IG Kultur Zug erhielten zum Beispiel Geld aus dem Fonds. Aber auch Chöre, der Verein «Rock the Docks», die «Innerschweizer SchriftstellerInnen» oder das Tanzatelier Zug. Auch einzelne Künstler wurden unterstützt.

27 Bilder vom Sonnenaufgang am Zugersee

Ins Auge gestochen sind zentral+ im Kulturbereich einige grosse Beträge: So sind 200’000 Franken für das Werk «Sonnenaufgang am Zugersee» von Jean-Frédéric Schnyder aufgelistet. Der Regierungsrat erwarb das Werk des Zuger Künstlers und Fotografen Schnyder für die kantonale Kunstsammlung. Dazu muss man wissen: Es handelt sich nicht um ein Bild, sondern um eine Serie von 27 auf Leinwand gemalten Ölbildern im Format A4. Sie zeigt den Sonnenaufgang aus der Perspektive südlich des Strandbads Hünenberg, gemalt in der Zeitspanne von Juli bis Dezember 1996.

Caviezel: «Tiefer Betrag für Künstler dieses Formats»

Beitrag an Planungskosten Parkplatz

Das Kassieramt der Korporation Oberägeri erhielt laut der Liste der Lotteriefondsvergaben 10'000 Franken für «Planungskosten Sanierung Ratenparkplatz». Der Betrag ist unter «Kultur» aufgelistet. Eine Nachfrage bei der Bildungsdirektion Zug ergibt, dass diese aber nichts damit zu tun hat. Es handelt sich gemäss Auskunft der Zuger Baudirektion um einen «Solidarbetrag zur Tourismusförderung».

Schnyder gilt als herausragender Schweizer Künstler, lebte lange im Ausland und ist seit 1996 wieder in Zug. Er hatte kürzlich eine Ausstellung im Kunsthaus Zürich. Zum Preis der Bilderserie meint Aldo Caviezel, Kulturbeauftrager des Kantons Zug, es sei «ein tiefer Betrag für ein Werk eines Künstlers dieses Formats». Ziel sei es, das Werk Schnyders einmal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bis dahin ist die Bilderserie aber sicher im Kunsthaus Zug eingelagert.

Seit 40 Jahren daran

Fragen wirft auch ein Beitrag von 54’000 Franken an das Departement Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau auf. Das Projekt heisst «Erschliessung Zurlaubiana 2014». Wird da ein anderer Kanton quersubventioniert? Nein. «Die Zurlaubiana ist das Archiv des ausgestorbenen Zuger Geschlechts Zurlauben und von grosser Bedeutung für die Zuger und Schweizer Geschichte», klärt Caviezel auf, «es handelt sich um ein Projekt, das vor 40 Jahren begonnen wurde und im Jahr 2014 abgeschlossen werden konnte.» Der letzte Spross der einst mächtigen Händlerfamilie, Fidel Zurlauben, hinterliess einen riesen Fundus historischer Dokumente. Diese wurden erfasst und aufgearbeitet. Auch andere Kantone zahlten Beiträge daran.

Tanznetzwerk und Web-Archiv

«Réseau Danse Suisse» aus Zürich erhielt einen Beitrag von 13’000 Franken. Ziel dieses Projekts ist laut Aldo Caviezel, dem Kulturbeauftragten des Kantons Zug, der Aufbau eines gesamtschweizerischen Netzwerks für die Tanzförderung. «Alle Kantone beteiligen sich an den Kosten gemäss einem Verteilschlüssel», sagt Caviezel.

Die Kunstunion Zürich hat zudem für den Aufbau eines webbasierten Werkarchivs 5000 Franken erhalten. Gemäss Caviezel ist das ein einmaliger Startbeitrag an die Kunstunion. «Sie will das grösste digitale Kunstarchiv der Schweiz erstellen. Und zwar sollen Künstler ihre Werke scannen, fotografieren und online veröffentlichen können. Es handelt sich im Gegensatz zum geplanten Archiv des Bundes um ein Bottum-up-Projekt.»

Viele soziale Institutionen unterstützt

Im Sozialbereich werden verschiedenste Vereine, Organisationen und Institutionen unterstützt. So erhielt die Stiftung Evangelisches Kinderheim Lutisbach zum Beispiel 318’000 Franken an den Heimumbau bezahlt. Ein grösserer Beitrag sind auch 185’000 Franken an den Verein Kunst und Behinderung Innerschweiz für dessen Aufbauphase.

Im Ressort Gesundheit, für welche die Gesundheitsdirektion (GD) von Urs Hürlimann zuständig ist, findet man ebenfalls verschiedenste Jahresbeiträge. Die Senioren Gut Hirt Zug zum Beispiel erhielten einen Zustupf von rund 1000 Franken an ihr Jahrestreffen. Die Sektion Zug des Alzheimervereins feierte 25 Jahre (3000 Franken) und der Verein Netzwerk Gesundheit Zug konnte seine Machbarkeitsstudie Gesundheitskompass Zug durchführen (10’000 Franken).

Doch auch gesamtschweizerische Organisationen, wie die Schweizerische Stiftung Patientenschutz, die Stiftung zur Fördererung des Stillens, die MS-Gesellschaft oder die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe aus Zürich zum Beispiel, wurden bedacht.

35 Stierenwärter entschädigt

Exotisch wirkt auf den ersten Blick im Gesundheitbereich die Entschädigung in der Höhe von 9000 Franken der Wärter für den Stierenmarkt 2014. Die Erklärung: Es geht in diesem Fall um die Gesundheit respektive das Wohl der Tiere, ergibt eine Nachfrage. Und die Abteilung Veterinärdienst gehört zur GD. «Die Organisation des Stierenmarktes verursacht dem Zuchtverband Braunvieh Schweiz hohe Aufwendungen und generiert einen Verlust in beträchtlicher Höhe», sagt Vincenza Trivigno, Generalsekretärin der Zuger Gesundheitsdirektion. Für die Betreuung der Tiere brauche es 35 Stierenwärter. Trivigno: «Aus Sicht des Tierschutzes ist es äusserst wichtig, dass die Tiere optimal betreut werden. Darum wird Braunvieh Schweiz aus dem Lotteriefonds unterstützt.»

Auch die Imker bekamen Geld aus dem Fonds, der Zuger Kantonale Imkerverein 2500 Franken. Er stellte damit zu seinem 125-Jahr-Jubiläum eine Ausstellung im Zugerland auf die Beine und realisierte ein für die Öffentlichkeit zugängliches Bienenhaus. Der Imker Verein Ägerital erhielt ebenfalls 5700 Franken für die Fassadenerneuerung seines Lehrbienenstands aus dem Fonds.

Lotteriefonds Zug

Die Gelder des Lotteriefonds Zug können nur für wohltätige, gemeinnützige und kulturelle Zwecke verwendet werden. Beiträge werden gemäss Lotteriegesetz nur an Vorhaben mit einem direkten Bezug zum Kanton Zug oder an Projekte mit gesamtschweizerischer Bedeutung ausgerichtet. Ab einem Betrag von 10’000 Franken entscheidet in der Regel der Zuger Regierungsrat. Bei kleineren Vergaben beschliesst die zuständige Direktion. Für einen Beitrag muss ein Gesuch eingereicht werden. Dieses muss einen Projektbeschrieb, Infos zum Budget, einen Finanzierungsplan sowie Angaben zum Verein oder zu der Organisation enthalten.

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