Stefan Sägesser tritt verwaistes Amt an

Neuer Leiter der Luzerner Kulturförderung

Stefan Sägesser ist zum neuen Leiter der Luzerner Kulturförderung gewählt worden. (Bild: PD)

Seit dem abrupten Abgang von Martin Jann Ende 2014 ist die Stelle beim Kanton Luzern verwaist. Nun steht der Nachfolger fest: Stefan Sägesser wird ab 1. August 2015 die Kulturförderung leiten. Wird er es länger aushalten als seine Vorgänger? Wir fühlten ihm und seiner künftigen Chefin auf den Zahn.

Nur vier Monate hat es der letzte Stelleninhaber ausgehalten, von September bis Dezember 2014. Als Gründe für seine Kündigung innerhalb der Probezeit gab Martin Jann die unterschiedliche Auffassung über die Rolle des Kulturbeauftragten und die Gestaltungsspielräume in der kantonalen Kulturförderung an (zentral+ berichtete). Auch seine Vorgängerin Nathalie Unternährer blieb nur gerade ein Jahr.

Aufgaben und Kompetenzen immer noch gleich

Die Leiterin der Dienststelle Hochschulbildung und Kultur, Karin Pauleweit, hat jetzt Stefan Sägesser zum Nachfolger von Jann gewählt, wie der Kanton mitteilte. Sägesser bringe eine breite Vernetzung in Luzerner Kulturinstitutionen mit. Das Stellenprofil ist nicht verändert worden. Es sei noch gleich, wie Ende des letzten Jahres, sagt Pauleweit gegenüber zentral+. «Es gab keinen Grund für Änderungen», fügt sie hinzu. Man habe aber in den Vorstellungsgesprächen intensiv über die vom Vorgänger aufgeworfenen Themen gesprochen.

Sägesser ist als Präsident der kantonalen Kulturförderungskommission Luzern bereits sehr gut vertraut mit dem kantonalen Kulturgeschehen. Es sei etwas anderes, als wenn jemand von extern komme. «Ich bin überzeugt, dass wir mit Stefan Sägesser eine gute Wahl getroffen haben, und er die Stelle sehr kompetent und gut ausfüllen wird. Ich wünsche mir, dass er sich bei uns wohl fühlt», sagt Karin Pauleweit.

«Fühle mich persönlich gerüstet»

Und was meint Stefan Sägesser selbst? Wird er länger bleiben als Jann? «Ich hoffe es», sagt Sägesser. Er fühle sich persönlich gerüstet und freute sich auf die Zusammenarbeit mit den Institutionen und Personen. Sein Aufgabengebiet sei grösstenteils vorgegeben durch den Planungsbericht Kultur des Kantons Luzern. Konkret gehe es jetzt darum, die regionalen Förderfonds in der Praxis zu installieren. «Ich werde versuchen, schnell Fuss zu fassen in den Gremien.»

Zur Kündigung seines Vorgängers meint er diplomatisch: «Spielraum ist eine Frage der Definition». Der Planungsbericht des Kantons Luzern sehe trotz Finanzknappheit rund eine halbe Million Franken mehr für die Kulturförderung im Kanton Luzern vor. «Den Spielraum nützen müssen aber die Kulturschaffenden», sagt Sägesser. Er sieht seine Rolle nicht als superkreativen Kopf, der die Ideen bringt. «Von diesen gibt es genügend im Kanton Luzern. Ich bin vielmehr derjenige der hilft, so viele Ideen wie möglich zu verwirklichen.» Zudem hoffe er, dass auch die Gemeinden aus ihren Mitteln Kulturprojekte unterstützten, nachdem der Kanton sie mit dem Zweckverband der grossen Kulturinstitutionen teilweise entlastet habe.

Wahl wird begrüsst

Stefan Sägessers Wahl ist für Luzerner Kultur-Insider keine Überraschung und wird positiv aufgenommen, wie erste Reaktionen zeigen. Der 51-jährige Aargauer ist bestens vernetzt in Luzern und vertraut mit dem Kulturgeschehen in Stadt und Kanton. So hatte er vor der Kulturförderungskommission Einsitz in weiteren Kulturkommissionen (FUKA Fonds, Kunst- und Kulturpreiskommission Stadt Luzern). Von 2009 bis 2012 war er Vorstandsmitglied des Comix-Festivals Fumetto, leitete den Besuchsservice im Verkehrshaus und ebenso das Konzerhaus Schüür. Dazu kommen frühere Engagements in der freien Theaterszene von Zürich (Direktor Westend, Tanztheater), von 2006 bis 2007 war der neue Kulturförderer Projektleiter «Kulturtourismus» für den Kanton Aargau.

zentral+ wollte von Sägesser noch wissen, welchen Standort er für die Neue Theater Infrastruktur, das Nachfolgeprojekt der Salle Modulable, bevorzugt. Sägesser lacht, so leicht lässt er sich nicht erwischen. «Persönlich habe ich schon eine Meinung, aber die möchte ich für mich behalten.» Diese Frage sei politisch heikel – vor allem für einen künftigen Kantonsangestellten.

Keine Berührungängste mit etablierter Kultur

Zu seinen persönlichen Vorlieben bei der Kultur meint Sägesser, diese seien breit gefächtert. Er besuche das Blue Balls, B-Sides, Fumetto. Aber auch das Paelo in Nyon oder das Jazzfestival in Montreux. Berührungängste mit der etablierten Kultur habe er keine. «Ich habe früher, während meiner Tätigkeit beim Tanztheater Zürich, auch mit dem Schauspielhaus oder dem Opernhaus zusammen gearbeitet.»

Bleibt im Grossstadtrat

Momentan arbeitet Stefan Sägesser als Öffentlichkeitsbeautragter der Reformierten Kirche Kanton Luzern. «Ich nehme von dort viele gute Erfahrungen mit und habe viel gelernt über die kantonale Verwaltung», sagt er.
Sein Engagement als grünliberaler Grossstadtrat will er fortsetzen, bis zu den Wahlen im Sommer 2016. Er habe das Thema mit Karin Pauleweit und Reto Wyss besprochen und werde sehen, wie das funktioniere und ob es allenfalls Friktionen gebe. «Die Leitung der Kulturförderung ist mir aber wichtiger», betont er. Bei Kulturfragen aus Stadt und Kanton Luzern werde er als Parlamentarier in den Ausstand treten. 

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