Umfrage bei Kantonsrats-Kandidaten

Luzern ist und bleibt konservativ

Bleibt alles wie in alten Zeiten? Abstimmungskampf im Jahr 1975. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Wo soll’s mit Luzern hingehen? Nach links, nach rechts, nach vorne oder doch eher einen Schritt zurück? Eine Umfrage von Vimentis hat den Kandidierenden für die Kantonsratswahlen mit zwölf Fragen auf den Zahn gefühlt. Fazit: Die Anwärter sind eher konservativ. Und was noch?

Luzern galt schon immer als konservativer Kanton. Und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Wir wollten von den Kandidierenden für den Kantonsrat wissen, wo sie stehen. Sind sie politisch eher auf der linken Seite, rechts, liberal oder konservativ? Herausgekommen ist eine politische Landkarte, die zentral+ in Zusammenarbeit mit Vimentis erstellt hat (siehe Box).

Vorab ist eine kurze Erklärung für den Begriff «liberal» nötig: Die Freiheit des Individuums wird staatlichen Regelungen und Eingriffen grundsätzlich vorgezogen. Konkret geht es um Fragen wie: «Soll die Post im Auftrag des Bundes in der Schweiz ein flächendeckendes Poststellennetz aufrecht erhalten?» Wer hier dafür ist, stimmt konservativ, und wer dagegen ist, liberal.

Oder: «Soll in der Schweiz die direkte aktive Sterbehilfe durch einen Arzt erlaubt werden?» Liberal ist dafür und konservativ dagegen. Zwölf solche Fragen haben die Luzerner Kandidatinnen und Kandidaten für den Kantonsrat in der Umfrage vom politisch unabhängigen Verein «Vimentis» beantwortet. Das Resultat erstaunt.

FDP ist nicht liberal

Streng genommen sind nach dieser Auswertung fast alle Luzerner Kandidatinnen auf der klassisch konservativen Seite. Dabei heisst «konservativ» nicht automatisch altmodisch, reaktionär, oder gar rückständig. Es ist einfach in den einzelnen Fragen das Gegenteil von liberal (Mehr Details dazu finden sie hier). «Luzern ist ein katholisch und ländlich geprägter Kanton», erklärt Politologe Olivier Dolder von Interface Politikstudien. «Deshalb sind konservative Werte hier stärker vertreten.» Es gälte aber zu beachten, dass bei der Auswertung verschiedene Dimensionen von konservativ zusammengefasst wurden. So könne eine konservative Platzierung auf der Achse durch konservative Standpunkte bei gesellschaftspolitischen oder bei wirtschaftspolitischen Themen entstehen.

Die Luzerner SP und die Grünliberalen sind im liberalen Bereich, wie die folgende Abbildung zeigt. Selbst die Grünen sind ein bisschen konservativer als liberal. Auf der anderen Seite platzieren sich die Kandidierenden für die FDP – die eigentliche Freiheitspartei. Die SVP ist die konservativste Partei im Kanton Luzern, gefolgt von der BDP und CVP. 

 

Die Auswertung von Vimentis verteilt die Kandidatinnen und Kandidaten auf die politsche Landkarte.

Die Auswertung von Vimentis verteilt die Kandidatinnen und Kandidaten auf die politsche Landkarte.

(Bild: Vimentis)

 

 

Bei den zwei eher liberalen Parteien SP und GLP sieht man jedoch markante Unterschiede. Während die GLP sowohl bei Fragen der liberalen Gesellschaft, aussenpolitischen Öffnung und freien Wirtschaft gemässigt stark ausgeprägt ist, ist die SP traditionell gegen eine freie Wirtschaft, dafür umso stärker für eine aussenpolitische Öffnung. Eine entsprechende Frage bei Vimentis war zum Beispiel, ob die Schweiz der EU beitreten soll oder nicht. 

Wie wählen?

zentral+ bietet zur Unterstützung der persönlichen Wahlentscheidung eine unabhängige Online-Wahlhilfe an. Das Tool wird vom politisch unabhängigen Verein Vimentis zur Verfügung gestellt und ist in unserem Spezial-Dossier zu den Luzerner Wahlen abrufbar. 

Anhand eines Fragebogens wird Ihr politisches Profil mit den Kandidaten Ihres Wahlkreises verglichen. Innerhalb von etwa zehn Minuten können die am besten passenden Listen sowie einzelne Kandidierende angezeigt werden. Viel Spass!

Die FDP ist dem Namen entsprechend starker Befürworter einer freien Wirtschaft. Jedoch setzt sich die Luzerner FDP erstaunlich wenig für eine liberale Gesellschaft oder eine aussenpolitische Öffnung ein. Eine Frage in diesem Kontext war zum Beispiel: «Sollen im Kanton Luzern Schuldispense aus religiösen Gründen erlaubt werden?»

Während die SVP klar die konservativste Partei ist, differenziert sich die BDP einzig über eine leicht striktere Ausländerpolitik gegenüber der CVP. Ein typisches Statement hierzu forderte der Fragebogen zum Beispiel so: «Die Aufgabe der Bilateralen I zu Gunsten von Einwanderungskontingenten für EU-Bürger und Inländervorrang wird bevorzugt.»

SVP ganz rechts

Betrachtet man die rechts-links-Achse, ist die SVP klar die rechteste Partei, knapp vor der FDP. Damit sind die beiden Parteien die einzigen rechten Parteien im Kanton Luzern. Die CVP, BDP und GLP besetzen zusammen die Mitte, während die Grünen und die SP traditionell den linken Pol bilden.

Die Analyse wurde aufgrund der Kandidaten vorgenommen, welche sich bisher an der Vimentis Wahlhilfe-Umfrage beteiligten. Die Kandidatenbeteiligung der erwähnten Parteien an der neuen Vimentis Wahlhilfe beträgt aktuell zwischen 57 und 82 Prozent.

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