Schriftsteller Erwin Koch

Er ist nicht lustig

Erwin Koch, Journalist und Schriftsteller, ist in diesem Jahr am Literaturfest «Luzern Bucht!» zu sehen. (Bild: Marcel Kaufmann)

Am 19. März startet «Luzern Bucht!» in seine zehnte Ausgabe. Erwin Koch ist einer der Autoren, die dem Literaturfest Glanz verleihen. Im schriftlichen Interview legt er offen, welches sein schlimmster Text war und wozu er Gott einladen würde.

Der Luzerner Erwin Koch ist Journalist, Schriftsteller und vor allem berühmt für seine Detailtreue in Reportagen. Koch nimmt sich wahrer Geschichten an und bringt trotz sehr tiefer Recherchen, viel Zeit und Akribie jeweils nur Teile des Ganzen zu Papier. Seine sehr persönlichen Werke wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem zweimal mit dem renommierten Egon-Erwin-Kisch-Preis. In diesem Jahr ist der 58-jährige Autor Gast bei «Luzern Bucht!». zentral+ wollte jedoch bereits vorher ein paar Dinge über den Schriftsteller wissen.

zentral+: Sie gehen wahren, tragischen Geschichten auf den Grund. Wo liegt der Unterschied zwischen dem «Witwenschüttler» und dem «Künstler»?

Erwin Koch: Der «Witwenschüttler» zielt auf die Tränen der Witwe, der «Künstler» auf den Kosmos dahinter.

zentral+: Sind Sie lustig?

Koch: Nein.

zentral+: Welche Zeitungen lesen Sie?

Koch: Neue Zürcher Zeitung, Tagesanzeiger, Neue Luzerner Zeitung, Seetaler Bote.

zentral+: Wie lange dauert eine Recherche bei Ihnen gewöhnlich?

Koch: Zwischen einer und acht Wochen.

«Es gibt einen Text, wohl dreissig Jahre alt, für den ich mich von Herzen schäme.»

zentral+: An welche Situation im Rahmen von Recherchen denken Sie oft zurück?

Koch: An einen frühen Morgen in Montenegro, als Heerscharen von Vögeln plötzlich zu einem Konzert anhoben, lauter Kuckucke. 

zentral+: Welche Schriftsteller verehren Sie?

Koch: Jon Fosse, Juan Rulfo, Gerbrand Bakker

zentral+: Welcher ist Ihr schlimmster Text?

Koch: Es gibt einen Text, wohl dreissig Jahre alt, für den ich mich von Herzen schäme. Eine Buchbesprechung, die sich lustig machte über den Mann, der das Buch geschrieben hatte.

zentral+: Welcher ist Ihr Bester?

Koch: Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt – ich neige dazu, jene Texte gut zu finden, die Beachtung fanden. Vielleicht sind das nicht die Besten.

zentral+: Sie haben einmal gesagt: Sie denken beim Schreiben weniger an den Leser, sondern mehr daran, was Ihnen wichtig ist. Wie gelang das mit ihrem ersten Kinderbuch?

Koch: Auch beim Schreiben des einzigen Kinderbuches, das ich bis anhin schrieb, «Franz, Die unglaubliche Geschichte eines kleinen Fischs im Alpenrhein», trieb mich nicht die Frage, was Kinder von dieser Geschichte halten – ich schrieb, was mir richtig und wichtig schien.

zentral+: Was können Sie, abgesehen vom Schreiben, besonders gut?

Koch: Nichts.

zentral+: Welches ist Ihre glücklichste Erinnerung?

Koch: Die Jahre der bedingungslosen Verliebtheit in meine damals kleine Tochter.

zentral+: Was ist das Beste an Ihrer Familie?

Luzern Bucht!

Vom 19. bis 22. März findet in Luzern der 10. Buchmarkt und das 31. Luzerner Literaturfest statt. 40 Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stellen dabei ihre Werke aus. Die Veranstaltungen finden in der ZHB, der Kornschütte, dem Kleintheater und Neubad statt. Hier mehr.

Koch: Dass sie mich so sein lässt, wie ich bin.

zentral+: Glauben Sie an Gott?

Koch: Sobald er meine Einladung zu Kuchen und Kaffee annimmt. Es kann, wenn ihm das besser schmeckt, auch Manna und Messwein sein.

zentral+: Wo stehen Sie politisch?

Koch: Auf der richtigen Seite.

zentral+: Und wen wählen Sie?

Koch: Oft die Falschen.

zentral+: Wenn Sie alles aufnehmen, dokumentieren, ablegen – sind sie ein Horter?

Koch: Im Gegenteil, ich bewahre nur auf, was mir nützt, ob vermeintlich oder nicht.

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