Theatergänger und solche, die es werden wollen

Die Luzerner «Voyeure»

Janine Bürkli (l.) und Mira Heller werden sich ab Donnerstag mit den «Voyeuren» wöchentlich ein Theater ansehen. (Bild: jav)

Jeden Donnerstag ins Theater – eine kleine Gruppe junger Luzerner will sich dieser Herausforderung stellen. Dass sie damit nicht wöchentlich ganze Hallen füllen werden, ist den zwei Organisatorinnen klar. Sie gehen realistisch an die Sache heran, doch sie wissen: Es kann funktionieren.

Man hat sich mal wieder ins Theater gewagt. Und nach dem Stück im Foyer, da hört man meist von irgendwoher den altbekannten Satz: «Ich sollte viel öfters ins Theater gehen, aber das sage ich jedesmal und dann mache ich es doch nicht.»

Janine Bürkli und Mira Heller wollen das ändern. Die beiden jungen Frauen organisieren «Die Voyeure» in Luzern. Ein Angebot für Menschen zwischen 15 und 30, die sich für Theater interessieren. In Basel, Bern und Zürich sind die Voyeure bereits regelmässig unterwegs und beobachten die Theaterlandschaft. Neu jetzt auch in Luzern.

Von der Idee zur Praxis

«Das erste Mal von den Voyeuren gehört habe ich von einer Freundin, die in Bern mit dabei war. Als wir dann vom Studium aus ein eigenes Praxisprojekt an unserem Praktikumsort ausführen mussten, hatte ich die Idee, auch in Luzern eine solche Gruppe zu gründen», so die 22-jährige Janine Bürkli, die Soziokulturelle Animation an der Hochschule Luzern studiert und ein Praktikum bei Infoklick.ch, der Kinder- und Jugendförderung, macht.

Luzern habe schliesslich einiges an Theater zu bieten, worüber sich das Diskutieren lohne. «Meiner Meinung nach wird der Zugang zum Theater für ein junges Publikum etwas erschwert», so Bürkli. Dies aufgrund von zu hohen Eintrittspreisen oder auch des fehlenden Verständnis für die Thematik der Stücke. Mit den Voyeuren wollen die beiden Frauen die Möglichkeit bieten, sich über das Gesehene auszutauschen und dabei unterschiedliche Aspekte eines Theaterstücks zu sehen, die man sonst vielleicht nicht wahrgenommen hätte. Damit soll das junge Luzerner Publikum gestärkt werden. «Ausserdem ermöglichen die Voyeure eine unmittelbare Verbindung von Publikum und Theaterschaffenden durch ungezwungene Nachbesprechungen nach den Stücken», so Bürkli.

«Wer jede Woche ins Theater geht, hat Ende Spielzeit einen geschärfteren Blick für das Bühnengeschehen.»
Janine Bürkli, Mit-Initiatorin der Voyeure Luzern

Die Studentin leitet das Projekt gemeinsam mit der Kindergärtnerin Mira Heller, welche derzeit eine Ausbildung in der Theaterpädagogik macht. Erfahrung im Theaterbereich ist jedoch kein Muss bei den Voyeuren. «Hauptsache ist die Lust am Theaterschauen und sich danach in einer Gruppe austauschen zu wollen», so Heller.

Den Blick schärfen

Das Projekt startet mit einer Pilotphase von März bis Juni. «Ab der neuen Spielzeit im Herbst soll es dann richtig losgehen», sagt Bürkli.

Doch ist jeder Donnerstag nicht zu viel? Nein, meint Bürkli, denn mit Blick auf die anderen Städte sei das absolut machbar. «In jeder Stadt lassen sich kulturinteressierte Leute finden, dich sich wöchentlich treffen wollen und können», ist Bürkli überzeugt. Es sei nicht zuletzt das, was die Voyeure ausmache. «Denn wer jede Woche ein Theater schauen geht, hat Ende Spielzeit mit Sicherheit einen geschärfteren Blick für das Bühnengeschehen», so Bürkli.

Die zentrale Frage sei zu Beginn eher gewesen, ob es in Luzern überhaupt jeden Donnerstag etwas zu sehen gibt, erklärt Bürkli. Es habe sich jedoch herausgestellt, dass dem tatsächlich so ist.

Kleine Gruppe steht

Vor allem im Luzerner Theater und im UG, dem Kleintheater, Südpol und dem Spielleute Pavillon werden sich die Voyeure treffen, da diese einen regulären Spielplan bieten. Ansonsten sind auch andere Produktionen ausserhalb der genannten Häuser möglich, das hängt jedoch auch von Ideen der Teilnehmenden ab.

«Gemeldet haben sich bisher um die 15 Personen, am ersten Besuch werden wir voraussichtlich 12 sein», so Heller zur Pilotphase. Weitere Interessierte seien ab Herbst dabei. Die Gruppe soll wachsen, aber realistisch sei in der Anfangsphase eine feste Gruppe von ungefähr zehn Personen, sagt Bürkli. Längerfristig wünschen sich die Organisatorinnen, dass sich eine mehr oder weniger konstante Gruppe bildet.

Das erste Stück, welches sich die Voyeure anschauen werden ist «Riding On A Cloud» von Rabih Mroué, im Südpol. «Darauf sind wir schon sehr gespannt», so Bürkli.

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