«Zuger Spezialität seeabgewandte Dachterrassen?»

Der Grosse Gemeinderat Zug hat am Dienstag in erster Lesung über den Bebauungplan Salesianum beraten. Die grünliberale Gemeinderätin Michèle Kottelat ist mit dem Ergebnis gar nicht zufrieden und liess zentral+ diesen Leserbrief zukommen:

«Um es gleich vorweg zunehmen: Die glp wehrt sich nicht gegen eine Überbauung beim Salesianum. Trotzdem können wir uns mit dem neuen Bebauungsplan in keiner Weise anfreunden. Wir sind sehr enttäuscht, dass am Dienstag in erster Lesung im Grossen Gemeinderat eine Vorlage verabschiedet worden ist, die unserer Stadt in keiner Weise gerecht wird.

Die Freiflächen führen zu unruhigen Bebauungsfeldern, die wie Konfettis über das Areal verteilt sind. Es ergibt sich eine schräge, unruhige Anordnung, die das Städtische vermissen lässt. Wir sind das Gefühl nicht losgeworden, dass dieser Plan aus der Angst vor Einsprachen entstanden ist und dass die denkmalpflegerischen Aspekte mehr als Entschuldigung hinhalten mussten. Der Bezug der Neubauten zum Salesianum ist nicht hergestellt worden. Es gibt keinen Diskurs zwischen dem historischen Teil und den Wohnhäusern.

Gebaut werden acht kleine Häuser, in denen Loggien Balkone ersetzen sollen und Dachterrassen nur auf der seeabgewandten – ja Sie lesen richtig – Seite erlaubt sein sollen. Wir erachten diese Bestimmung als absurd und haben in der Debatte sogar das Wort «lebensfeindlich» benutzt. Denn seeabgewandt heisst im Klartext den Bahngeleisen und den Terrassenhäusern zugewandt. Diese balkonlosen Wohnungen mit den seeabgewandten Terrassen müssen sich einem fragwürdigen denkmalpflegerischen Ansatz unterordnen.

Dabei hätte das Gebiet rund um das Salesianum mit dem Bauernhaus und dem historischen Gebäude ein kleines neues und innovatives Stadtquartier werden können. Denn beim Salesianum bietet sich die einmalige Gelegenheit, rund um eine Perle eine «Perlenkette» mit einer besonderen Wohn-, Lebens- und Arbeitsqualität zu realisieren. Das bestens erschlossene Gebiet, mit einem Landwirtschaftsbetrieb, einem Quartierladen mit  Restaurant/Café bietet ein enormes Potential, ein Quartier zu schaffen, in dem Jung und Alt, generationenübergreifend nachbarschaftliche Beziehungen leben kann.

Die Bauprojekte  der letzten 20 Jahre in unserer Stadt  haben dem Zusammenleben zu wenig Bedeutung beigemessen. Zu gross war die Angst, dass Kontakte  Konfliktmöglichkeiten bergen können… Deshalb hiess das Motto «Rückzug ins Private», möglichst wenig Raum für Begegnungen. Gesellschaftliche Bedürfnisse hat man damit an Sozialinstitutionen und Vereine delegiert. Sie sollen reparieren, was sich bei einer guten Stadtplanung und Architektur automatisch ergeben könnte.

Damit im Gebiet Salesianum ein kleines Quartier entsteht, muss die künftige Nutzung des Salesianums zwingend in den Bebauungsplan einbezogen werden. Zwischen dem denkmalgeschützten Bau und den neu zu entstehenden Häusern sollte eine Wechselwirkung entstehen. Die Nutzung des historischen Baus muss unbedingt auf die Wohnungen ausgerichtet sein. Im Salesianum können Büros, Praxen, Ateliers für die Bewohner der Wohnüberbauung realisiert werden. Hier haben wir die einmalige Möglichkeit, Wohnen und Arbeiten in unmittelbarer Nähe zu realisieren. Wer nicht pendeln muss, hat mehr Zeit für Familie und Freizeit. Wir sehen auch die Möglichkeit im selben Bauvolumen mehr als 56 Wohnungen zu realisieren d.h. auch kleinere Wohnungen zu bauen. Denn wenn die Möglichkeit besteht, dass man Büros, Gästezimmer etc. im Salesianum mitbenutzen kann braucht man eine weniger grosse Privatsphäre. Wir Grünliberale erwarten hier etwas mehr Kreativität und Mut seitens der Investoren. Wir sind sicher, dass sie sich mit einem interessanten, zukunftsgerichteten und innovativen Projekt viele Lorbeeren holen können. Was uns bleibt ist die Hoffnung, dass sich in der zweiten Lesung vielleicht doch noch etwas ändern lässt.»

Michèle Kottelat
Gemeinderätin glp

 

«Zuger Spezialität seeabgewandte Dachterrassen?»
Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon