Baustellenrundgang Lozärner Fasnacht

Schrill, schräg, skandalös

Verstopfen mit ihren Reisecars den Schwanenplatz: Asiatische Touristen. (Bild: Kilian Bannwart)

Noch weniger als eine Woche bis zum Urknall: Die Arbeiten an den Umzugswagen sind in vollem Gange. Der Besuch dreier Fasnachtsbaustellen zeigt: Die Sujets sind schon fast fertig. Am nächsten Donnerstag geht’s los. Ein Blick hinter die Kulissen.

Es riecht nach nasser Farbe, Pinselreiniger und Kafi Schnaps. Man hört Schrauben klickern und Akkuschrauber surren. Konzentrierte Blicke ruhen auf schon fast fertigen Umzugswagen, mit ruhigen Händen werden letzte Teile befestigt. Ideenaustausch, Fachsimpelei, ab und zu Gelächter. Die Vorfreude auf den Urknall in wenigen Tagen ist spürbar.

So ein Zirkus!

Die Wagenbauer der Guugge «Borggeischter Musig Roteborg» führen den Besuchern stolz ihren Umzugswagen vor. Das üppig dimensionierte Gefährt mit drehbarem Zirkuszelt und Konfetti-Kanone verrät: Hier geht am Schmutzigen Donnerstag die Post ab. Zum Zirkusprogramm will man sich im Detail noch nicht äussern. «Es ist mit diversen artistischen Einlagen zu rechnen», gibt der Bauchef der Gruppe geheimnisvoll bekannt.

Die Gästeschar staunt. Hochwürdige Zunftmeister mit Zepter, ergebene Weibel im Ornat, Komitee-Mitglieder in Uniform, Zünftler, Fasnächtler und Gäste – ein bunt gemischter Haufen findet sich zusammen, wenn das Lozärner Fasnachtskomitee (LFK) zum traditionellen Baustellenrundgang lädt (siehe Bildergalerie).

Eine gegenseitige Freude

Begleitet wird der Baustellenrundgang von LFK-Präsident Stephan Furrer: «Es ist wunderbar, den Puls der verschiedenen Fasnachtsgruppen zu fühlen und zu sehen, was sie gestaltet haben – es macht einen noch gwundriger, wie es dann am Umzug aussieht», schwärmt Furrer.

Es ist kalt im ungeheizten Holzschuppen. Die Bastler der Guugenmusik Borggeischter Rotheborg servieren ein Plättli und Kafi Schnaps. «Die Freude beim Besuch ist gegenseitig – wir schätzen den Besuch des LFK sehr.»

«Jedes Jahr besuchen wir andere Gruppen», erklärt LFK-Umzugschef Marcel Manetsch. Dieses Mal sind es drei ausgesuchte Fasnachtsbaustellen im Raum Rothenburg.

Das LFK bemüht sich mit viel Engagement um die Bewahrung dieser wunderbaren, sogenannten fünften Jahreszeit. «Schrill und schräg, himmelschreiend und skandalös, amüsant und prachtvoll soll es sein», so Furrer. «Ich möchte in meiner Funktion als LFK-Präsident das kreative Schaffen der Fasnacht fördern.»

Unzählige Arbeitsstunden

Der «Baustellenrundgang» führt die Fasnachtsgewaltigen mit ihrem Gefolge und den Gästen weiter zu den Kult-Ur-Fasnächtlern von «Infinitus». Rund um ihr mit viel Mühe und Detailreichtum erschaffenes «Grotto Ticinese» auf Rädern servieren sie Tessiner Suppe, Wein und Bier. Die Mitglieder von «Infinitus»  können den grossen Tag kaum erwarten. Soviel ist sicher: Am Schmutzigen Donnerstag servieren sie den Fasnächtlern einen Augenschmaus.

Vereinsmobil musste verschrottet werden

Der letzte Marschhalt legt die Karawane bei den «RüssSuuger Ämme» ein. Die Guuggenmusig hat erst seit wenigen Jahren eine Wagenbaugruppe. «Unser RüssSuuger-Mobil, ein umgebauter Oldtimer-Bus, quittierte 2012 definitiv seinen Dienst und musste entsorgt werden», erzählt der Chef des Bau-Teams. Dieses Jahr hat man ein riesiges Piratenschiff gezimmert, das den verlorenen Piraten vor Wind und Wetter Zuflucht bietet. «Wir sind froh, dass unsere Guugge so weiterhin einen Treffpunkt auf dem Franziskanerplatz hat, um zwischen den Auftritten eine Kafi-Pause einzulegen.»

Sechseläuten trotz Sparerei

Bei den grossen Luzerner Fasnachtsgesellschaften werden die Sujets etwas politischer. Die «Zunft zu Safran» präsentiert ihren Vorschlag, wie der Kanton Luzern trotz Sparwut am Zürcher Sechseläuten teilnimmt. Die «Fidelitas Lucernensis» löst das Verkehrschaos am Schwanenplatz und das LFK setzt sich für die flächendeckende Versorgung Luzerns mit gerösteten Kastanien ein. Gesellschaftskritik übt die Maskenliebhaber-Gesellschaft mit ihrem Selfie-Mobil. Auf die Fotos freut sich Luzern schon jetzt!

 

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Der fasnächtliche Baustellenrundgang 

(Bilder: Kilian Bannwart)

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