Medienanalyse des Bundes

Wird über das Luzerner Seetal zu wenig berichtet?

In einer Studie des Bundes erscheint das Seetal als publizistischer weisser Fleck. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Wird das Seetal medial vernachlässigt? Eine Analyse des Bundes kommt zum Schluss, dass die Region eine der wenigen publizistischen Leerstellen der Schweiz ist. Ein Blick vor Ort bestätigt das Bild.

Laut einer Studie des Bundes ist der Bezirk Hochdorf mit rund 68’000 Einwohnern eine «publizistische Leerstelle», wie die «NZZ» aktuell schreibt. Die über 200 Seiten starke Studie des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) analysiert die Politikberichterstattung in den Schweizer Gemeinden und Bezirken. Alle politischen Gemeinden erhielten dazu einen Fragebogen. Von den 2’396 Gemeinden gaben 958 auch eine Antwort. Befragt wurden hauptsächlich Behördenvertreter, wie Präsidenten, Gemeindeschreiber oder Mitglieder der Verwaltungen.

«Hochdorf wird vernachlässigt»

Der Grundtenor aus dem Ergebnis ist durchaus positiv. Die Gemeindevertreter schätzen die Journalisten als kompetent ein. Mit wenigen Ausnahmen sind die Schweizer Gemeinden publizistisch gut abgedeckt. Schlecht sieht es in den Bezirken Le Locle (NE), Inn (GR) und eben Hochdorf aus. «Der Bezirk Hochdorf wird von der Regionalzeitungen eher vernachlässigt», so das Fazit der Studie. Der Bezirk besteht aus den 14 Gemeinden Aesch, Altwis, Ballwil, Emmen, Ermensee, Eschenbach, Hitzkirch, Hochdorf, Hohenrain, Inwil, Rain, Römerswil, Rothenburg und Schongau. Zwei Bezahlzeitungen berichten über das politische Geschehen der Region. «Die ‹Neue Luzerner Zeitung› berücksichtigt Hochdorf wenig, setzt seinen Fokus am ehesten noch auf die Gemeinde Emmen, während der Seetaler Bote viel Regionales bringt, mehr Gemeinden berücksichtigt und deutlich die Gemeinde Hochdorf am besten bedient; mit 41 Prozent seiner Regionalbeiträge», heisst es in der Studie weiter.

In der Zeitung unterscheidet die «NLZ» bei der regionalen Berichterstattung zwischen Stadt, Region und Kanton – in dieser Reihenfolge. Die Stadt und die nahe Agglomeration (darunter ist auch Emmen, die zum Bezirk Hochdorf zählt) werden mit insgesamt rund zwei Seiten abgedeckt. Auf zwei weiteren Seiten folgt Berichterstattung aus den übrigen Gemeinden.

«NLZ müsste mehr für uns machen»

Ist die Einschätzung des Bundes spürbar? Fühlen sich die Bürger vernachlässigt von den regionalen Medien? zentral+ hat am Bezirkshauptort Hochdorf nachgefragt.

Werner Ottiger, Rektor der Schule Hochdorf, bestätigt das Bild. Bei der «NLZ» gehe die Berichterstattung aus dem Bezirk unter, wie er findet. «Wir bringen es nicht fertig, dass die Luzerner Zeitung etwas über unsere Themen bringt», ärgert er sich. Er wünscht sich mehr schulische Themen. «Es muss schon etwas Schlimmes passieren, dass die Luzerner Zeitung etwas berichtet.» Als Rektor informiere er sich selber meist direkt über die Gemeinde. So erfahre er, was er als Rektor wissen muss, aus erster Hand. Trotzdem sagt er auch: «Ich wünschte mir mehr Präsenz der Region in den Medien.»

«Das Seetal wird weniger beachtet als Sursee oder das Rontal.»

Lea Bischof, Hochdorfer Gemeindepräsidentin

Dem schliesst sich auch die Hochdorfer Gemeindepräsidentin Lea Bischof an. «Die NLZ müsste mehr für uns machen», kritisiert sie. Die Gemeinden ausserhalb der Stadt hätten zu wenig Platz in der Zeitung. «Das Seetal wird weniger beachtet als Sursee oder das Rontal», sagt Bischof. Sie betont aber auch, dass der zuständige Journalist einen guten Job mache. «Unser Vorteil ist, dass wir mit dem ‹Seetaler Boten› eine professionelle Lokalzeitung haben.» Dieser sei für die Region die Hauptinformationsquelle. Mit dem Seetaler Boten fühlt sie sich gut informiert über die Region. «Natürlich bin ich hier auch in der Holschuld. Wenn ich den Seetaler Boten nicht richtig lese, dann fehlt mir dieses Wissen.»

«Keine wirtschaftliche Basis für neue Medien»

Zufrieden mit der Berichterstattung ist hingegen Albin Gisler, Präsident von «shopping hochdorf». Er habe nebst Tageszeitungen auch den «Seetaler Boten» als Lokalzeitung abonniert. Die Luzerner Zeitung berichte «eher dürftig» über das Geschehen im Seetal. Für allfällige neue lokale Medien besteht seiner Ansicht nach keine wirtschaftlich vernünftige Basis.

Auch Pfarrer Roland Häfliger fühlt sich gut bedient. «Aufgrund des ‹Seetaler Boten› fühle ich mich genug über die Region informiert.» Zudem stehe ihm noch das Pfarreiblatt oder das gemeindeeigene «Hochdorf Mail» als Informationsquelle zur Verfügung. Ein konkretes Beispiel, welches Thema oder welcher Bereich medial vernachlässigt werde, kann spontan keine der Personen nennen.

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