Was macht eigentlich... Peter Müller?

Vom Weltmeister zur weltmeisterlichen Beratung

Abfahrer Peter Müller während eines Rennens 1985. Zwei Jahre später wurde er Weltmeister. (Bild: zvg/Swiss-Ski)

Was kommt nach der Karriere als Spitzensportler? Diese Frage musste sich Anfang der Neunzigerjahre auch der legendäre Abfahrer Peter Müller stellen. Der seit Langem in Baar Wohnhafte blieb dem Sport in irgendeiner Weise immer treu. Mit zentral+ spricht Peter Müller über den schwierigen Übergang vom Sport in den Beruf und über Erfolge an Weltmeisterschaften.

Peter Müller war unfreiwillig an einem der lustigsten Momente des legendären Sportmoderators Hans Jucker beteiligt: 1985 verwechselte Jucker in Bormio Müller mit seinem grossen Rivalen Pirmin Zurbriggen.

Damals befand sich Skirennfahrer Peter Müller mitten in seiner sportlichen Blütezeit, die ihm 24 Weltcupsiege eintrug. Von der sportlichen Bühne ist Müller zwar längst verschwunden, der Sport spielt in seinem Leben jedoch weiterhin eine zentrale Rolle.

Er kennt seine Materie

Seit 2000 besitzt und führt der 57-Jährige in Baar ein Sportartikelgeschäft, seit vergangenem Oktober an der Grabenstrasse, vorher in Sihlbrugg. Der grösste Teil des Sortiments konzentriert sich – natürlich – auf den Skisport. Müller befindet sich im harten Konkurrenzkampf mit dem Onlinehandel und den grossen Sportgeschäften mit Dutzenden Filialen. Und auch der starke Franken ist im Skigeschäft ein Nachteil. «Es braucht gute Ideen und Ziele, dann geht es», sagt Müller aber fast trotzig. Man müsse etwas von der Materie verstehen und die Kundschaft jederzeit zufrieden stellen, nennt der einstige Profisportler und heutige Geschäftsmann weitere Erfolgsfaktoren.

«Solche Emotionen, wie ich sie im Skirennsport erlebt habe, sind fast nur im Spitzensport möglich.»

Peter Müller, früherer Skirennfahrer und Weltmeister

Weil der Verkauf von Skiern und Zubehör schwieriger werde, müsse man den Service ausbauen und ein guter Dienstleister sein. Er biete zudem eine weltmeisterliche Beratung, sagt er verschmitzt – und verweist so auf seine erfolgreiche Karriere als Skirennfahrer.

Peter Müllers Karriere

Peter Müller gilt als einer der besten Abfahrer in der Geschichte des Skirennsports. Zwischen 1977 und 1988 gewann Müller 19 Abfahrtsrennen. Damit ist er hinter Franz Klammer (Ö) immer noch der zweiterfolgreichste Abfahrer im Skirennsport. Insgesamt holte er 24 Weltcupsiege, darunter auch den ersten offiziell ausgetragenen Super-G 1982. Auch an Grossanlässen war Müller erfolgreich: Er wurde 1987 in Crans-Montana Abfahrts-Weltmeister, holte zwei Silbermedaillen an Weltmeisterschaften und wurde zudem an den Olympischen Spielen in Sarajevo 1984 und Calgary 1988 jeweils Zweiter in der Abfahrt.

Müller und Zurbriggen – die goldene Ära

Müller war ein wichtiger Pfeiler der goldenen Ära im Schweizer Skirennsport. Zusammen mit Pirmin Zurbriggen führte er in den Achtzigerjahren eine Mannschaft an, die unzählige Rennen und Medaillen gewann. 1992 verabschiedete er sich vom Spitzensport. Das sei schwierig gewesen, sagt er und ergänzt: «Der Rücktritt ist wohl für niemanden einfach.» Solche Emotionen, wie er sie im Skirennsport erlebt habe, seien fast nur im Spitzensport möglich.

Kein Wunder, ist Peter Müller dem Sport seit seinem Rücktritt immer verbunden geblieben. Er absolvierte Trainerausbildungen, gründete einen Fitnessclub und wurde mit zwei Kollegen zum Schweizer Generalimporteur der Skimarke Blizzard. Später eröffnete er sein eigenes Sportartikelgeschäft. Sport sei sein Lebensinhalt. Er könne nicht den ganzen Tag nur auf einem Bürostuhl sitzen. Heute ist Müller leidenschaftlicher Orientierungsläufer.

«Es gibt zu oft Zufallssieger»

Müller verfolgt den Skirennsport immer noch mit grossem Interesse. Derzeit finden in den USA die Weltmeisterschaften (WM) der Skifahrer statt. Obwohl selbst Weltmeister und zweifacher Vizeweltmeister, beurteilt er den Anlass auch kritisch: «Weltmeister sollte eigentlich jener sein, der am Schluss der Saison die Disziplinenwertung gewinnt.» An Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen gebe es zu oft Zufallssieger, die einfach einen perfekten Tag erwischt hätten, sagt er.

Für die besten Fahrer sei es schwer, WM und Weltcupsaison unter einen Hut zu bringen. «Denn über eine ganze Saison hinweg in Topform zu sein, ist enorm schwierig. Vor allem in mentaler Hinsicht.» Dann fügt er aber doch noch an: «Wenn es mit der Olympiamedaille oder WM-Gold klappt, ist es ein sehr schönes Gefühl.»

Umzug wegen fehlender Wertschätzung

Müller war einer der wenigen erfolgreichen Schweizer Skifahrer, der nicht aus einem Bergkanton oder -gebiet stammt. Aufgewachsen im zürcherischen Adliswil, mangelte es ihm dort je länger desto mehr an Wertschätzung. Deshalb bewog ihn eine Kollegin zum Umzug nach Baar. Nach seinem zweiten Olympiasilber sei ihm dort dann ein wirklich schöner Anlass gewidmet worden, sagt Müller rückblickend. Seither hält er Baar die Treue, auch weil Zug «multikulti und offen ist».

«Nach der Karriere ist man den Medien manchmal ausgeliefert.»

Auf die Frage, weshalb er sein Skisportgeschäft im Kanton Zug betreibt, der nicht gerade als Skimekka bekannt ist, reagiert er erstaunt: Auch im Kanton Zug könne man Skifahren oder vor allem Langlaufen. «Und im Umkreis von einer Stunde gibt es viele Skigebiete.»

Der frühere Profiskifahrer Peter Müller führt heute in Baar ein Sportartikelgeschäft.

Der frühere Profiskifahrer Peter Müller führt heute in Baar ein Sportartikelgeschäft.

(Bild: tog)

Wenn die Medien über Privates schreiben

Als Skifahrer stand Müller oft im Fokus der Medien. Damit hatte er aber kein Problem. «Man hat die Journalisten gekannt und konnte die Medienarbeit selber regeln. Heute werden Medientermine mehr vom Skiverband organisiert.» Mittlerweile kämen die Medien vor allem auf ihn zu, wenn es der Skinati mal wieder nicht gut laufe. Er ist dann als ehemaliger erfolgreicher Fahrer und als Experte gefragt. Oder die Medien schreiben über private Angelegenheiten, wie kürzlich über seine neue Partnerin. Der «Blick» berichtete mehrfach und ausführlich über Müller und seine russische Freundin.

Er macht bei solchen Geschichten mit, «weil es besser ist zu kooperieren, als nichts zu sagen». Sonst werde einfach etwas geschrieben und 80 Prozent der Geschichte stimme dann ohnehin nicht, so Müller. Als aktiver Sportler sei der Umgang mit den Medien einfacher, weil man die Journalisten fast jede Woche sehe. «Nach der Karriere ist man den Medien manchmal ausgeliefert. Ohne gefragt zu werden, wird einfach etwas geschrieben.»

Je nach dem wie die WM in Vail dieser Tage für die Schweizer Skifahrer verläuft, entscheidet sich, worüber Peter Müller das nächste Mal Auskunft geben muss: Über eine neuerliche Krise der Schweizer Skifahrer oder doch eher über privates Glück?

 

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