Erstes «Woerdz»-Festival in Luzern

Literaten, steigt auf die Bühne!

Veranstalter, Bühnen und Zuschauer sind in Luzern vorhanden – doch wo bleiben die Spoken Word-Autoren? (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Patti Smith, die Ikone der New-Yorker Punkszene kommt nach Luzern. Dazu gibt es «Hörduschen» und Sprachergüsse – das erste «Woerdz»-Festival steht vor der Tür. Damit wollen die Veranstalter Luzern zur «Spoken Word»-Hauptstadt der Schweiz machen. Die Bühnen dafür sind da, doch in Luzern fehlt es an etwas Zentralem.

Diesen Oktober findet das erste internationale «Spoken Word»-Festival der Schweiz statt. Ein Festival, an welchem das gesprochenen Wort, der Text auf der Bühne im Fokus steht. Es nennt sich «Woerdz» und wird zum grössten Teil im Südpol und im Kleintheater über die Bühnen gehen. Exakt, in Luzern.

Matthias Burki, Mitveranstalter des Woerdz und Leiter des Verlags «Der gesunde Menschenversand», kennt die Spoken Word-Szene gut: Als Vermittler und Veranstalter. Und er weiss vor allem um die Vor- und Nachteile von Luzern in der Szene. «Das Publikum, die Veranstaltungsorte und die Veranstalter sind da», das ist die gute Nachricht. Doch gibt es denn überhaupt Spoken Word-Künstler in der Stadt des ersten Spoken Word-Festivals? «Luzerner Spoken Word-Autoren gibt es nur sehr wenige», lautet die Antwort von Matthias Burki.

Spoken Word am Rande

«Es sind Rapper, Künstler, Musiker und Schriftsteller, die Spoken Word in Luzern am Rande ihrer Arbeit machen. Ein Christov Rolla, eine Gisela Widmer, ein Max Christian Graeff», so Burki.

«Aktiv ist André Schürmann als Veranstalter und Autor in der Loge. Stefanie Blaser ist ebenfalls aus Luzern. Aber sie ist eher in Biel und Bern unterwegs. Aber Pablo Haller selbstverständlich», sagt Burki. Und fragt man den erwähnten Schriftsteller und Verleger Pablo Haller, so sagt er: «André Schürmann und ich. Vielleicht könnte man Alejandro Jimenez noch dazuzählen, aber ich bin nicht sicher, wie aktiv er noch ist. Früher war da auch noch Noemie Wyrsch.» 

«Nicht zu vergessen ist die ‹Satz & Pfeffer-Lesebühne› in Zug», fügt Burki an. Die Lesebühne wird von Judith Stadlin und Michael van Orsouw geleitet, die auch oft mit ihren eigenen Texten auftreten. Dies ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel, wie auch bei André Schürmann von der Loge in Luzern. «Oftmals ist der Veranstalter auch gleichzeitig Moderator und Autor», erklärt Burki.

«Von Veranstalterseite her ist Luzern eine Wiege des Spoken Word.»
Pablo Haller, Autor und Verleger

Im Bereich Slam Poetry, dem derzeit bekanntesten Zweig der Spoken Word-Kunst, ist in Luzern tote Hose. «Slammer aus Luzern gibt es eigentlich keine», so Burki. Der Luzerner Nachwuchs bei Spoken Word-Künstlern bleibt derzeit ebenfalls aus. «Das ist auch nicht schlimm. Man kann es nicht erzwingen», findet Burki.

Trotzdem zählt Luzern in der Schweiz zu den wichtigen Städten der Spoken Word-Szene. «Von Veranstalterseite her ist Luzern sicher eine Wiege des Spoken Word», sagt Pablo Haller – gerade auch mit dem Verlag von Matthias Burki. Die Autoren hingegen kommen eher von auswärts. Haller: «Wir haben viele, die schreiben. Doch auf der Bühne stehen davon die wenigsten.»

Worum geht's hier?

«Spoken Word» bezeichnet ein Genre der darstellenden Kunst, bei dem ein lyrischer Text oder eine Erzählung vor Publikum vorgetragen wird. Obwohl eine Spoken Word-Performance auch musikalisch begleitet werden kann, steht das gesprochene Wort dabei immer im Fokus. Die derzeit populärste Vortragsform des Spoken Word ist klar «Poetry Slam».

Aktive Autoren im Spoken Word gibt es in der Schweiz vor allem in St.Gallen, Basel, Bern, Zürich und Winterthur. Slammer kommen eher aus der Ostschweiz und aus Zürich.

Wie eine Werkschau

Die Veranstalter und ein breit interessiertes Publikum bilden die Basis für das nun geplante Woerdz. Das Festival, welches alle zwei Jahre stattfinden soll, könne ein Treffpunkt der ganzen Spoken Word-Szene in der Schweiz werden, ist Burki überzeugt. Es soll aktuellen Autoren eine Plattform bieten und den Austausch fördern. «Wir werden beobachten wie es sich entwickelt und dann eventuell die Frequenz erhöhen», so Burki.

In einer hohen Frequenz lassen sich bereits seit 2004 in der Loge Spoken Word-Veranstaltungen besuchen. «Die Loge ist ein sehr wichtiger Veranstaltungsort für die Szene. Dort finden jeden Dienstag und oftmals auch Donnerstags Veranstaltungen statt», weiss Burki. Daneben weist nur der «Text-Tiegel» im Kleintheater eine wirkliche Kontinuität auf. Was diese Veranstaltungen gemeinsam haben, ist, dass sie regelmässig in einem eher kleinem Rahmen stattfinden.

Auf kleinen Bühnen

«Es ist Literatur, nicht Musik. Mit Konzerten füllt man schnell mal Hallen. Bei Literatur ist das schwieriger. Dafür braucht es einen Bestsellerautoren», erklärt Burki. «Die Szene hat wellenweise ihre Höhen und Tiefs. Auch am ‹Barfood Poetry›, unserer vergangenen Veranstaltungsreihe im ‹La Forumi› konnte man dies ablesen.» Am Anfang hätten sie einen riesigen Schub gehabt, das Interesse sei enorm gewesen. Doch dann habe sich gezeigt, dass zehn Veranstaltungen pro Jahr doch etwas viel waren. «Mit der Zeit mussten wir richtig um das Publikum kämpfen», so Burki. Auch deshalb sei das Woerdz nun in einer niedrigeren Frequenz geplant.

Am «Woerdz»

Das Festival bietet den «Text-Tiegel» mit Textproduktion und Uraufführung am selben Abend, einen Dichterwettkampf im Poetry Slam, eine Spoken Word Nacht mit Patti Smith, eine kuratierte Werkschau, Experimente mit Musik und neue Formate, ein zweisprachiger Aufrtitt, ein Bühnenprogramm für Kinder, Workshops und einiges mehr.

Über 40 regionale, nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler werden teilnehmen. Im Programm sind unter anderem: Patti Smith, Speak’Easy Ensemble Chicago, Urs Allemann, Hazel Brugger, Bern ist überall, Gabriel Vetter, Nora Gomringer, Manuel Stahlberger, Greis…..

Da war kein Plan

«Ich bin in das Spoken Word-Thema und die Szene reingeschlittert», sagt Burki. Er habe 1998 in Berlin seinen ersten Slam besucht. Sofort sei die Begeisterung da gewesen und mit ihr hätten sich auch die Kontakte ergeben. «Wir haben dann eine Tour organisiert und anschliessend kamen wir auf die Idee, dass ein Produkt davon toll wäre.» Somit entstanden Hörbücher. Und daraus später der Verlag. «Da war kein Plan dahinter. Es war einfach die Faszination an der Bühnenliteratur und ihren experimentellen Formen», so Burki.

Und die Faszination ist ihm offensichtlich geblieben. «Es bleibt eine Nische, doch diese kann man füllen», ist Burki überzeugt. Und Haller hätte gleich auch ein paar Ideen: «Beda Imhof, der hätte das Mundwerk dazu. Und Pirmin Bossart.»

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