Fussballclubs kämpfen um Zuschauer

Gähnende Leere am Spielfeldrand

Immerhin ein paar Zuschauer feuern am Spielfeldrand ihre Mannschaft an. (Bild: zvg)

Den Luzerner und Zuger Fussball-Mannschaften in den Amateur-Ligen laufen die Zuschauer davon. Nun sind die Vereine gefordert. Mit Hilfe von Werbung in Zeitungen, auf sozialen Netzwerken oder mit einem vielseitigen Verpflegungsangebot versuchen sie, die Lücken in den Zuschauerrängen zu füllen.

Amateur-Fussballclubs laufen die Zuschauer davon. Obwohl der Eintritt bei den meisten Mannschaften der unteren Ligen günstig oder gratis ist, herrscht in den Zuschauerplätzen gähnende Leere.

Gratis-Stehplätze beim SC Kriens

Um dem entgegenzuwirken, bietet der SC Kriens seit dieser Saison gratis Stehplätze für Heimspiele im Kleinfeld an. Dazu hat der Luzerner Fussballverein einen Eintrittssponsor ins Boot geholt. «Wir möchten das Kleinfeld wieder zu einem Begegnungsort für Sport- und Fussballbegeisterte machen», so SCK-Präsident Werner Baumgartner.

Das erklärte Ziel: 500 Zuschauer bei jedem Heimspiel. Das Stadion Kleinfeld bietet mit 5’100 Plätzen jedenfalls genug Raum für Fans. Die Zuschauerzahlen sprechen jedoch eine andere Sprache. Selbst als der Krienser Fussballclub 2009/10 noch in der Challenge League spielte, schafften es kaum mehr als 500 Grün-Weisse ins Kleinfeld. Und heute ist es kaum anders. Mal sind es 200, mal auch 500 Fans, die ihre Mannschaft bei Heimspielen anfeuern.

Ob das Konzept mit kostenlosen Stehplätzen aufgehen wird, bleibt abzuwarten. Der Einzeleintritt für die Tribüne im Stadion Kleinfeld wird auch weiterhin 20 Franken kosten. Die Saisonkarte für die Sitzplätze kostet neu 200 Franken.

FC Ebikon: 40 bis 100 Zuschauer an einem Heimspiel

Mit sinkenden Zuschauerzahlen hat auch der FC Ebikon zu kämpfen. Der 3.-Liga-Verein verzeichne noch rund 70 bis 100 Zuschauer pro Heimspiel, erklärt Vereinspräsident Beat Niederberger. Die Zahlen von regiofussball.ch bestätigen die Menschenleere am Spielfeldrand. Im August 2013 beehrten gerade mal 40 Zuschauer ein Heimspiel des FC Ebikon. Im März dieses Jahres waren es immerhin 100 Fans, die es auf den Sportplatz Risch schafften. Ein Blick weiter zurück zeigt, dass vor eineinhalb Jahren auch schon deutlich mehr – nämlich 350 Zuschauer – ein Heimspiel des FC Ebikon besuchten.

«Ich denke, dies hängt mit dem Zeit-Management, den Arbeitsbelastungen oder auch der Freizeitgestaltung der Fans zusammen.» Besonders wichtig für viele Zuschauer seien Derbys. «Aber auch der Erfolg der Mannschaft, die Berichte in den Medien oder der Einsatz von sozialen Netzwerken sind dafür verantwortlich, mehr Fans an den Spielfeldrand zu locken», so Niederberger.

Der FC Ebikon macht daher mit Werbung in Zeitungen auf sich aufmerksam. «Wir achten auch darauf, soziale Netzwerke vermehrt zu nutzen oder auch ein gutes Verpflegungsangebot vor Ort anzubieten», erklärt Beat Niederberger.

«Ein Derby gegen den FC Baar lockte bis zu 800 Personen auf die Chruzelen»

Oliver Frommenwiler vom FC Aegeri

Freizeitgestaltung: Die Qual der Wahl

«Einem Heimspiel der 1. Mannschaft des FC Aegeri, die in der 2. Liga mitmischt, wohnen im Schnitt 200 Zuschauer bei», erklärt Oliver Frommenwiler, Kommunikationsverantwortlicher des FC Aegeri. Früher seien die Zuschauerzahlen markant höher gewesen. «In den 80er- und 90er-Jahren lag der Durchschnitt bei 500 Zuschauern pro Heimspiel. Ein Derby gegen den FC Baar lockte bis zu 800 Personen auf die Chruzelen», so Frommenwiler. Auch heute sei es nicht zu übersehen, dass die Zuschauerzahlen bei einem Derby am höchsten seien.

Das geringere Zuschauerinteresse führt der Kommunikationsverantwortliche auf das enorm breitere Freizeitangebot der heutigen Zeit zurück. Während es früher an einem Sonntagnachmittag nicht viele Alternativen zum Fussball gab, stehe man heute vor der Qual der Wahl bezüglich der Freizeitgestaltung. «Natürlich spielt auch die sportliche Leistung des Heimteams eine Rolle – ebenso, wie die Identifikation der Zuschauer mit dem Team, unter anderem dank einheimischen Spielern, die Freunde und Bekannte zu den Spielen mitbringen.»

FC Aegeri: Zuschauer nicht primäres Interesse

Dass die Zuschauerzahlen wieder zunehmen werden, davon ist Oliver Frommenwiler nicht überzeugt. «Viele Matchbesucher sind eher älter, deren Fussballbegeisterung noch von früher her rührt.» Besonders Jüngere seien immer selten am Spielfeldrand anzutreffen, weshalb sich der rückläufige Trend aus seiner Sicht fortsetzen werde. Gezielt Gegensteuer geben werde der FC Aegeri jedoch nicht. «Es ist nicht unser primäres Ziel, möglichst viele Zuschauer zu gewinnen», so Frommenwiler. Als stark verankerter Dorfverein sei es wichtig, den Vereinsmitgliedern optimale Bedingungen anzubieten, damit diese ihrem Hobby – dem aktiven Fussballspielen – nachgehen könnten.

FC Hochdorf: «Früher kam es häufiger zu Derbys»

Immerhin durchschnittlich 250 Zuschauer kommen an die Heimspiele des FC Hochdorf, der in der 2. Liga Interregional spielt. Trotzdem, es seien vor rund 20 Jahren schon mehr gewesen, erklärt Pressechef Alex Rölli. Seither habe sich diese Zahl auf diesem Niveau gehalten.

Rölli begründet den Zuschauerschwund folgendermassen: «Früher gab es weniger Abstufungen bei den Ligen. So kam es viel häufiger zu Derbys.» Dass Derbys für vollere Zuschauerränge sorgen, zeigt das Spiel des FC Hochdorf gegen den FC Eschenbach vom März 2014. 490 Zuschauer kamen auf den Sportplatz Arena in Hochdorf und feierten mit ihrem Verein einen 6:0-Kantersieg.

Ebenfalls gewichtige Faktoren seien laut Alex Rölli das Wetter oder zeitgleiche alternative Veranstaltungen. «Wir sorgen für moderate Eintrittspreise und machen zudem Werbung in Print und Online», erklärt Rölli seine Massnahmen gegen sinkende Zuschauerzahlen. Üblich seien in der 2. Liga Interregional Eintrittspreise im Rahmen von zehn Franken. «Erwachsene können bei uns ein Spiel bereits für acht Franken verfolgen.»

Plakate beim SC Steinhausen

Erfreulicher sieht es beim SC Steinhausen aus. «Im Schnitt kommen 120 Fans an unsere Heimspiele. Und die Zahl hat zugenommen», erklärt Präsident Bruno Kamm. Dieses positive Resultat sei durch bereits umgesetzte Massnahmen zu Stande gekommen. «Wir haben verschiedene Promotionsaktivitäten durchgeführt. Unter anderem haben wir Plakate in der Gemeinde aufgehängt, die auf uns aufmerksam machen.» Aber auch die sozialen Netzwerke hätten dabei geholfen, so Kamm weiter. Als entscheidende Faktoren, die über viele oder wenige Zuschauer entscheiden, nennt der Vereins-Präsident «die Ferienzeit, das Wetter und die Gegner».

Für die Zuschauerzahlen sei noch weit mehr entscheidend, hält Urs Dickerhof, Präsident des Innerschweizerischen Fussballverbands (IFV), fest. «Grundsätzlich fällt auf, dass städtische Fussballvereine weniger Zuschauer haben als jene in der ländlichen Gegend.» Oft sei es so, dass Mannschaften mit mehr «einheimischen» Teammitgliedern, die man auch im Dorf kenne, mehr Zuschauer anlocken würden. «Das ist mehrheitlich bei den Fussballvereinen auf dem Land der Fall», so Dickerhof weiter.

«Die Vereine sollten sich bemühen, nebst dem Fussball ein attraktives Angebot zu gewährleisten»

Urs Dickerhof, Präsident des IFV

IFV: Immer mindestens ein Derby

Die Kritik, es gebe weniger Derbys, die stets für volle Zuschauerränge sorgen, weist der IFV-Präsident zurück. «Wir haben in der 3. Liga 36 Mannschaften. Diese sind in drei Gruppen à zwölf Teams regional aufgeteilt.» Um alle Derbys zu gewährleisten, müsste man zwei Gruppen à 18 Mannschaften machen. «Das würde zu bedeutend mehr Spielen und weiteren Anreisen führen. «Und ob das», so Urs Dickerhof, «3.-Liga-gerecht wäre, ist mehr als fraglich.» Ausserdem sehe er beim Blick auf die Gruppen – und das nicht nur in der 3. Liga – dass es viele Paarungen mit Derby-Charakter gebe.

Was denn nun die Fussballmannschaften unternehmen sollen, die immer weniger Zuschauer haben? «Der Verein selbst sollte sich bemühen, nebst dem Fussball ein attraktives Angebot zu gewährleisten. Ich persönlich bin ausserdem der Meinung, dass ein Fussballspiel auch in einem Dorf oder (Stadt-) Quartier ein gesellschaftliches Erlebnis sein kann», so IFV-Präsident Dickerhof.

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