Abklärungen zur Baselstrasse 1-7

Steht die «Villa Bruch» vor dem Abriss?

Abklärungen zum Abriss oder zur Sanierung der Baselstrasse 7 laufen. (Bild: jav)

Die Mieter über der Bruch-Brothers-Bar an der Baselstrasse müssen nächsten Sommer raus. Der Besitzer spricht von «vorsorglichen Massnahmen». Abklärungen laufen und die Meinungen gehen auseinander: Wird das alte Gebäude abgerissen, oder bleibt es durch eine Sanierung erhalten?

Günstiger Wohnraum und historische Gebäude mit Charme sind ausserhalb der Altstadt selten geworden in Luzern. Alte Häuser und Komplexe machen – nicht ganz freiwillig – Platz für moderne Überbauungen mit Büroräumen und Eigentumswohnungen.

Erwischt es nun auch den Anfang der Baselstrasse am Kasernenplatz? Die Bewohner der Baselstrasse 7 müssen auf jeden Fall im Sommer 2015 ihre Sachen packen. Die Mieter des Hauses sind Studenten, Künstler und Lebenskünstler. Sie nennen ihr Zuhause, mit dem verwinkelten und mehrstöckigen Innenhof, liebevoll «Villa Bruch». In den drei Vierzimmer-Wohnungen lässt es sich gut leben. Das Haus hat Charme mit seinen alten Böden und Wänden. Die Fenster müssten richtig abgedichtet werden, doch für 1000 Franken im Monat für vier Zimmer kann man sich an dieser Lage nicht beschweren.

Im selben Gebäude befindet sich auch die Bruch Brothers Bar. Geschäftsführer Philipp Hüsler sagt, er wisse lediglich, dass es ein Bauprojekt gäbe, welches ab nächsten August umgesetzt werden soll. «Leider wurden wir bis heute vom Hausbesitzer noch nicht weiter informiert.» Fakt sei jedoch, dass sie einen gültigen Vertrag für die Bar bis Ende 2018 besitzen. Mehr wisse er momentan leider auch nicht. «Wir sind selber sehr gespannt», fügt er mit einem Augenzwinkern an.

Neubauten denkbar

Die Stadt bestätigt, es seien Abklärungen und Testplanungen für die Baselstrasse 1-7 am Laufen. Sanierungen oder gar Neubauten seien denkbar. Die Besitzer der umliegenden Gebäude bestätigen ebenfalls, dass sie von Plänen gehört haben. Sie wüssten jedoch nicht, wie diese schliesslich aussehen sollen. In der Baselstrasse 1-7 befinden sich neben dem Bruch-Brothers auch Antiquitätengeschäfte und die Metzgerhalle.

Pius Ambühl, der Besitzer mehrerer Gebäude am Kasernenplatz – darunter auch die «Villa Bruch» – möchte keine Aussage zu seinen Plänen machen und sich auch sonst nicht mit den Medien unterhalten. Lediglich zur Beendigung des Mietverhältnisses lässt er sich eine Aussage entlocken. Dass die Mieter nächsten Sommer die Wohnungen räumen müssen, sei nur «eine vorsorgliche Massnahme».

Grundsätzlich erhaltenswert

Falls die Pläne tatsächlich in Richtung eines Abriss und eines Neubaus zielen, könnten jedoch einige Schwierigkeiten auf die Planer zukommen. Denn Markus Hofmann, Leiter des Ressorts Baugesuche, bestätigt, dass sich die Häuser an der Baselstrasse 1-7 in einer Ortsbildschutzzone B befinden. Dies bedeutet konkret, dass die Gebäude nicht unter Denkmalschutz stehen, aber grundsätzlich als erhaltenswert gelten. Das Gesamtbild in einer Ortsbildschutzzone B muss in seiner Primärstruktur erhalten bleiben. Es bedeutet aber auch, dass der Stadtrat Abbrüche ausnahmsweise bewilligen kann. Dies kann der Stadtrat tun, wenn eine Sanierung unverhältnismässig wäre. Der Neubau müsste sich aber von der Fassadenhöhe, des Volumens und der Materialien in das Bild der Umgebung einfügen, heisst es in Artikel 17 des Bau- und Zonenreglements. Soweit die Aussagen der Stadt – die Option eines Neubaus steht definitiv im Raum.

Ein solcher Neubau würde die Preise der Wohnungen massiv in die Höhe treiben. Mit dem Abbruch alter Gebäude mit tieferem Standart und dem Bau neuer, werden Menschen mit niedrigerem Einkommen aus der Innenstadt verdrängt. Philipp Ambühl von der IG Industriestrasse kennt die Problematik und bestätigte dieses Bild im Interview mit zentral+. «Im Bruchquartier zum Beispiel ist eine Gentrifizierung (Austausch einer statusniedrigen durch eine statushöhere Bevölkerung) in vollem Gang.»

Exklusivität oder historische Relevanz

Markus Hofmann vom Ressort Baugesuche spricht bei der Baselstrasse 1-7 von Häusern, die zur Geschichte der Stadt gehören. Architekt Gerold Kunz jedoch sieht für eine Sanierung relativ schwarz. Es sei problematisch, da die Gebäude der Baselstrasse 1-7 nur noch ein Fragment eines ehemaligen Stadteils bilden. Ausserdem sei es ausserhalb der Stadtmauern – oder ehemaligen Stadtmauern – immer schwieriger Häuser vor einem Abriss zu schützen. «Um das Haus zu erhalten müsste eine Form von Exklusivität oder eine historische Relevanz vorhanden sein.» Dass dabei die Ortsbildschutzzone B tatsächlich nicht viel bedeutet, lassen die Aussagen von Kunz erahnen.

 

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