Asylzentrum in Menzingen

«Fürchtet euch nicht»

Am 4. Mai 2015 eröffnet der Bund auf dem Gubel sein 14. Asylzentrum. Die Armee wird einen Teil des Areals weiterhin nutzen, jedoch von den Asylsuchenden abgetrennt sein. (Bild: Fabian Duss)

Nächsten Frühling eröffnet der Bund in Menzingen ein Asylzentrum. Zögerte der Gemeindepräsident vergangenes Jahr keinen Moment, allerlei Befürchtungen zu äussern, schlägt er nun ruhigere Töne an. Sperrzonen zum Beispiel sind jetzt «kein Thema mehr».

«Hauptsache Angstmache», titelte zentral+ vor einem Jahr nach einem Besuch in Menzingen. Anwohner, die sich einen böseren Hund anschaffen wollten, ein SVP-Präsident, der Asylsuchende mit einer Horde Vieh verglich und ein Gemeindepräsident, der «knallharte Regeln» aufzustellen gedachte, hinterliessen einen ungemütlichen Eindruck. Nun haben das Bundesamt für Migration, die Zuger Polizei, der Kanton und die Gemeinde im Detail darüber informiert, wie sie sich die Unterbringung von Asylsuchenden auf dem Gubel vorstellen.

Die Asylunterkunft auf dem Hügel ausserhalb von Menzingen ist längst beschlossene Sache. Aufgrund des revidierten Asylgesetzes kann der Bund seine eigenen Bauten während bis zu drei Jahren zur Unterbringung von Asylsuchenden nutzen – auch ohne Einwilligung der jeweiligen Standortgemeinde. Anfang Mai 2015 will das Bundesamt für Migration (BfM) die ersten 20 Asylsuchenden in der oberirdischen Anlage auf dem Gubel einquartieren und die Auslastung schrittweise hochfahren. Die Unterkunft bietet maximal 120 Asylsuchenden Platz, wobei normalerweise bloss 80 bis 90 Prozent davon belegt sind. Im Zentrum werden Frauen, Familien mit Kindern und junge Männer untergebracht. Ende April 2018 wird die Unterkunft geschlossen und wieder der Armee übergeben.

«Tabuzonen für Menzingen kein Thema»

Den Auftrag für die Betreuung der Asylsuchenden und den Betrieb der Unterkunft hat die Asylorganisation Zürich (AOZ) erhalten, jenen für die Sicherheit die Securitas. Eine Begleitgruppe wird den Betrieb unterstützen. Für die Bevölkerung wird eine Hotline eingerichtet. Wie auch bei anderen Asylunterkünften des Bundes dürfen die Bewohner bloss zwischen 9 und 17 Uhr die Anlage verlassen. Beschäftigungsmöglichkeiten werden auf dem ganzen Kantonsgebiet gesucht.

Sogenannte «sensible Zonen», welche Asylsuchende nicht betreten dürfen, werden nicht festgelegt. Anders als etwa in Nottwil, wo es Asylsuchenden im vergangenen Jahr untersagt war, sich auf dem Gelände des Paraplegiker-Zentrums, des Alters- und Pflegezentrums oder der Schule aufzuhalten. Das erstaunt, stellte der Menzinger Gemeindepräsident Roman Staub solcherlei vor Jahresfrist doch noch in Aussicht. Falls Probleme aufträten, könne man immer noch reagieren, erklärt der CVP-Politiker nun. «Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem Bundesasylzentrum Bremgarten sind Tabuzonen für uns kein Thema.»

«Es gibt keinen idealen Standort für eine solche Unterkunft», sagt Urs von Daeniken vom BfM. Auf dem Menzinger Gubel werden die Asylsuchenden fernab der Bevölkerung untergebracht.

«Es gibt keinen idealen Standort für eine solche Unterkunft», sagt Urs von Daeniken vom BfM. Auf dem Menzinger Gubel werden die Asylsuchenden fernab der Bevölkerung untergebracht.

(Bild: Fabian Duss)

Diese Erfahrungen versuchten die Behörden auf die Menzinger Bevölkerung einwirken zu lassen. Dazu boten sie den Bremgartner Stadtammann Raymond Tellenbach auf. «Fürchtet euch nicht», waren seine ersten und letzten Worte ans zahlreich erschienene Publikum. Er und die Bevölkerung seien überrascht, wie gut es gehe. Belästigungen von Anwohnern oder Schulkindern seien ausgeblieben, die Hotline werde kaum benutzt und es gäbe keinerlei Probleme mit Rauschgifthandel. «Allerdings hatten wir einige wenige Ladendiebstähle und Probleme mit Schwarzfahren», räumte er ein.

Bei den 250 versammelten Menzingern kamen die Ausführungen von Polizei, Kanton, Gemeinde und BfM gut an, wie die rund 20 Fragen aus dem Publikum zeigten. Die geäusserten Befürchtungen hielten sich in Grenzen, viele Fragen bezogen sich auf organisatorische Aspekte. Viel Applaus erntete eine Frau, die dazu aufrief, die Asylsuchenden freundlich, wohlwollend und menschenwürdig zu behandeln.

SVP gibt sich zweckoptimistisch

«Wir werden die drei Jahre gut überstehen», zeigt sich Gemeindepräsident Staub überzeugt. Der pragmatische Funken scheint selbst auf die SVP übergesprungen zu sein. «Wir müssen es jetzt hinnehmen und das Beste daraus machen, denn verhindern können wir es nicht mehr», sagt Niklaus Elsener, Präsident der SVP Menzingen auf Anfrage. Vor Jahren hatte der Landwirt noch Siloballen mit den Worten «Asylzentrum Gubel nie» am Strassenrand deponiert. «Ich hoffe einfach, es wird so umgesetzt, wie gesagt wurde», sagt Elsener. Ihm geht es vor allem um die Sicherheit. Passiere etwas, müsse man schnell und flexibel reagieren. Elsener begrüsst, dass für die Asylsuchenden kein Shuttle-Service zwischen der abgelegenen Unterkunft und dem Dorf eingerichtet wird, damit die Asylsuchenden «möglichst auf dem Gubel oben bleiben.»

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums zeigt man sich «positiv überrascht» über die «sehr gut vorbereitete Veranstaltung», wie die in Menzingen wohnhafte Barbara Beck-Iselin, Co-Präsidentin der Alternativen – die Grünen Zug, sagt. Schon seit geraumer Zeit arbeitet sie mit rund 20 Personen aus der Gemeinde zusammen. Die Gruppe überlegt sich, was man den Asylsuchenden bieten könnte. Sie erwartet vom Gemeinderat, dass er Personen und Vereine, die sich einbringen möchten, an einen Tisch bringe und koordiniere.

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