Stadt Luzern

Jährlich 2 Millionen Franken für Aussensportanlagen

Junioren, Aktive, Senioren, Veteranen: Für Fussballvereine und andere Sportarten stellt die Stadt Luzern die Infrastruktur zur Verfügung. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

14’500 Stunden trainieren die Luzerner Vereine auf den Aussensportanlagen der Stadt Luzern, 750 Stunden kommen mit dem Liga-Betrieb dazu. 96 Prozent der Kosten trägt dabei zurzeit die Öffentliche Hand. zentral+ hat nachgefragt und gemerkt: Dieser Service Public wird nicht nur von den Vereinen geschätzt, sondern auch von der Bevölkerung getragen.

Sie heissen Sportclub Obergeissenstein, FC Kickers Luzern oder FC Inter Altstadt: Vereine, welche die städtischen Aussensportanlagen beanspruchen. Mit wenigen Ausnahmen sind das alles Fussballvereine. Neben ihnen gibt es noch die «Flying Saucers Luzern» (Ultimate Frisbee), den Rugby Club Luzern, den Landhochkey-Verein LSC, den Leichtathletik Club Luzern und die American Footballer «Luzern Lions». Dazu kommen 60 weitere Nutzer, welche die Felder sporadisch in Anspruch nehmen (zwei bis drei Mal pro Jahr). Ein Angebot, welches für die Stadt eine logistische wie finanzielle Herausforderung darstellt.

2 Millionen Franken Kosten pro Jahr

Die Natur- und Kunstrasenfelder in der Stadt Luzern werden von fünf Vollzeitstellen vom Ressort Aussensport unterhalten. Dazu kommt ein weiteres Pensum, welches sich ausschliesslich um den Rasen in der Swisspor Arena kümmert und auch von der «swissporarena events ag» entlöhnt wird. Zum Stadionrasen dazu wird künftig das Trainingsfeld des FC Luzern kommen, welches für die  nächsten zehn Jahre für den Super League-Verein zur Verfügung steht und dessen Gesamtsanierung mehr als zur Hälfte von privater Seite finanziert wurde. Die Kosten für den Unterhalt der Aussensportanlagen belaufen sich pro Jahr gesamthaft auf rund 2 Millionen Franken.

Dabei beteiligen sich die nutzenden Vereine gesamthaft mit rund 4 Prozent an den Kosten. Die restlichen 96 Prozent werden von der öffentlichen Hand getragen. «Die zwölf Vereine bezahlen ganz kleine, pauschale Beiträge», erklärt Rosie Bitterli, Chefin der Abteilung Kultur und Sport. «Dabei sind die Beiträge historisch gewachsen. Zum Teil ist es für uns nicht mehr nachvollziehbar, wie diese entstanden sind.» Um die Finanzierung von Seiten  der Vereine transparenter und nachvollziehbar zu machen, plant die Stadt Luzern ein neues Tarifsystem.

Eigendeckung der Vereine erhöhen?

Das neue Tarifsystem soll die Tarife für die Vereine abhängig von der Intensität der Nutzung der Felder machen. «Das könnte durchaus Probleme geben», gibt Rosie Bitterli zu, «schon heute gibt es Vereine die sagen, ihre Kostenbeteiligung sei eine hohe Herausforderung und eine Erhöhung würde das Fass zum überlaufen bringen.» Nicht zur Diskussion steht derzeit laut Bitterli, dass Agglomerationsgemeinden für ihre Bürger, die in Luzerner Vereinen aktiv sind, zahlen müssen: «Für uns ist heute der Sitz eines Vereines entscheidend, nicht woher deren Leute kommen.» Klar sei es so, dass bei den Luzerner Clubs auch Personen von Aussengemeinden mitwirken. «Gleichzeitig spielt aber vielleicht auch ein Luzerner beim SC Kriens oder FC Horw.» Daher würden sich solche Kostenbeteiligungen mehr oder weniger ausgleichen und man könne sich den enormen Aufwand sparen, für jeden Verein ein Register zu führen, wer von wo komme.

Christoph Brassel, Mitarbeiter Infrastruktur bei der Dienstabteilung Kultur und Sport der Stadt Luzern, rechnet vor, dass im Moment eine grosse Diskrepanz zwischen den Kosten für ein Abo in einem Fitnesscenter und dem Vereinsbeitrag bei einem städtischen Verein herrsche: «Rechnet man die Nutzungsgebühr auf eine Stunde Sport sind die städtischen Tarife, beispielsweise im Vergleich zu einem Fitness Abo, verschwindend klein.» zentral+ hat bei zwei Luzerner Vereinen nachgefragt und kann die Aussage von Brassel so bestätigen. Beim FC Südstern bezahlt ein aktiver Erwachsener 370 Franken pro Jahr. Beim FC Kickers Luzern sind es 250 Franken. Zum Vergleich: Ein Jahresabonnement für einen Migros-Fitnesspark kostet jährlich 1100 Franken.

Auf die Frage, ob die Vereine eine allfällige Erhöhung der Tarife verkraften könnten, geben die Präsidenten der angefragten Vereine unterschiedliche Meinungen ab. Kurt Ammann vom FC Südstern sieht in den neuen Tarifen auch eine Möglichkeit, die Stadt wieder vermehrt in die Verantwortung zu nehmen: «Wir sind zum Glück ein gesunder Verein und würden eine Aufstockung verkraften. Im Gegenzug könnten wir dann auch wieder mehr von der Stadt verlangen. Unser Feld beim Grenzhof hatte 1996 seine letzte Sanierung und ist momentan in einem sehr schlechten Zustand.» Anders sieht es der Präsident des FC Kickers Luzern, Renato Amàdo: «Jede Erhöhung gibt Probleme, alle Vereine sind nicht auf Rosen gebettet. Konkret kann ich mich aber erst dazu äussern, wenn die neuen Tarife von der Stadt kommuniziert werden.»

Hohe Auslastung

Die Felder der Stadt Luzern sind eigentlich dauernd besetzt. 20 bis 25 Stunden wird auf den Feldern pro Woche trainiert oder gespielt. Dabei spielen die Kunstrasenplätze eine zentrale Rolle. «Die Kunstrasenfelder benötigen keine Pause, sind das ganze Jahr bespielbar und lassen im Vergleich zum Naturrasen weitaus höhere Belegungszeiten zu», erklärt Brassel. Zurzeit betreibt die Stadt Luzern sieben Kunstrasenplätze, zusätzlich dem Landhockey-Feld auf dem Utenberg. Nur mit Naturrasen hätte die Stadt zur Zeit keine Chance, allen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Obwohl die Plätze sehr gut ausgelastet sind, plant die Stadt Luzern derzeit keine neuen Felder. Rosie Bitterli sagt, dass die jetzigen Felder den Ansprüchen genügen würden und fragt: «Wo überhaupt könnten wir denn eine neue Aussensportanalge oder ein neues Feld erstellen?» Und, wäre ein Platz gefunden, müsste zuerst noch das Geld vorhanden sein, einen neuen Platz zu bauen. Dabei sind nicht nur die Erstellungskosten zentral, sondern auch der darauf folgende Betrieb. «Unsere Herausforderung ist es, mit den vorhandenen Mitteln die aktuellen Plätze zu erhalten und zu bewirtschaften», sagt Bitterli.

Neue Vereine stellen Stadt vor eine Herausforderung

Wer zum Beispiel einen neuen Fussballverein gründen will, muss dem Innerschweizer Fussballverband (IFV) belegen können, dass sowohl für Trainings wie auch Ligaspiele ein Feld zur Verfügung steht. Dazu braucht es eine Bestätigung von der Stadt. «Das Problem ist, dass alle zur selben Zeit trainieren oder spielen wollen», erklärt Brassel. Wer sich bereit erkläre, seine Trainings am Nachmittag und die Ligaspiele am Sonntagmorgen abzuhalten, könne mit einem positiven Bescheid rechnen. «Aber die Trainingszeiten abends unter der Woche sind voll ausgebucht.»

Rosie Bitterli sieht da durchaus Probleme auf die Stadt zukommen. «Nehmen wir als Beispiel den Frauenfussball, wo es eine Art Nachholbewegung gibt. Geht dieser Trend weiter, wird uns das vor Herausforderungen stellen», so Bitterli. Es sei für sie klar, dass der Frauenfussball politisch eine gewisse Priorität haben müsse. Die Stadt versuche aber immer, gemeinsam mit den Vereinen eine Lösung zu finden. Was möglich sei, werde getan. Wo etwas nicht möglich sei, werde nach Alternativen gesucht. Besser ist die Situation für Vereine, welche sich nur aus Plausch sportlich bestätigen wollen. Für diese hat die Stadt diverse Felder in der Stadt bereit, welche zwar auch gut ausgelastet seien, wo aber durchaus noch Handlungsspielraum bestehe. «Das Problem ist, dass für einen Ligabetrieb nur genormte (sog. Homologierte) Felder in Frage kommen. Für Plauschvereine gehen auch kleinere Felder», erklärt Brassel.

«Ganz klar eine Aufgabe der öffentlichen Hand»

2 Millionen Franken jährlich, ein riesiger logistischer und organisatorischer Aufwand für schlussendlich zwölf Vereine, mit allerdings zahlreichen aktiven Sportlerinnen und Sportlern aus der Stadt. Auf die Frage, ob Rosie Bitterli diese Dienstleistung als Aufgabe der öffentlichen Hand verstehe, zögert die Chefin Kultur und Sport keine Sekunde: «Im Bereich des Möglichen ist das absolut Service Public. Das zur Verfügung stellen von Infrastruktur ist nicht nur im Breitensport eine Aufgabe der öffentlichen Hand. Für mich zählt da auch die Förderung des Leistungssportes dazu. Schlussendlich ist auch eine Swissporarena Service Public.»

Erfreulicherweise habe die Stadt auch selten Probleme mit den Vereinen oder mit der Öffentlichkeit, etwa wegen Lärmimmissionen. Das Verständnis der Bevölkerung sei da. Ausnahmen gebe es laut Brassel aber immer: «Wir hatten mal eine Beschwerde, dass wegen eines Hornussenspiels ein Gehweg nicht genutzt werden konnte. Oder dass zu wenige Parkplätze vorhanden sind, was aber gar nicht in unseren Zuständigkeitsbereich fällt.» Die Anlagen seien auch ideal gelegen und nur selten direkt neben Wohnzonen. Vorstellbar ist es für Bitterli, dass die Plätze des FC Kickers Luzern, direkt neben der neuen Emmi-Überbauung, einst für Probleme sorgen könnten. Für diesen Fall hat die Stadt aber vorgesorgt: Die Käufer der Eigentumswohnung mussten im Grundbuch eine Duldungsklausel akzeptieren und damit anerkennen, dass neben ihrer neuen Wohnung Fussball trainiert wird.

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