Zuger Millionenskandal

Wo ist Ivo Romer?

Ivo Romer (2.v.r.) war von 2009 bis 2012 Vorsteher des Finanzdepartements der Stadt Zug. Das Bild zeigt den Stadtrat in seiner Zusammensetzung im Jahre 2010. (Bild: zvg)

Seit rund eineinhalb Jahren ist der ehemalige Zuger Stadtrat verschwunden. Die Behörden geben sich bedeckt. Die PUK mauert und das Urteil der Staatsanwaltschaft steht noch aus. zentral+ hat sich deshalb eigenhändig auf die Suche nach Ivo Romer gemacht. Hinweise führten in den Kanton Glarus und nach Südafrika. Gefunden haben wir ihn ganz in der Nähe.

Wo ist Ivo Romer? Diese Frage geistert noch immer in Zug herum. «Ich kenne niemanden, der ihn je wieder gesehen hat», sagt eine Zuger Politikerin auf Anfrage. Auch sonst will niemand etwas über den Verbleib von Romer wissen, etwa der Präsident der Stadtzuger FDP-Sektion. Patrick Mollet sagt, er habe in seiner Parteifunktion «schon seit längerer Zeit» nichts mehr von Romer gehört. Und privat? «Dazu kann ich nichts sagen.» zentral+ gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und machte sich deshalb auf die Suche nach Ivo Romer.

In gegenseitigem Einvernehmen wurde die Parteimitgliedschaft des ehemaligen FDP-Stadtrates Romer bereits Ende November 2012 aufgelöst. Von anderen Ämtern und Mitgliedschaften ist Ivo Romer ebenfalls bereits vor längerer Zeit zurückgetreten. Zuletzt aus der Stiftung Theater Casino Zug. Übrig geblieben ist einzig ein Amt bei der Bruno Kernen & Co., die ihren Sitz am Zuger Lüssiweg hat.

Der «Fall Ivo Romer»

Ende November 2012 deckte die «Weltwoche» auf, dass die Staatsanwaltschaft gegen den damaligen FDP-Stadtrat und Vorsteher des Finanzdepartements, Ivo Romer, ermittelt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die vermögende und 2011 verstorbene Alice de Beaufort-Bubeck ausgenützt und um mehrere Millionen Franken betrogen zu haben. Bereits im April 2012 erstatteten die Kinder de Beauforts Anzeige gegen Romer und legten ihm Veruntreuung, betrügerischen Missbrauch, Urkundenfälschung und Geldwäscherei zur Last. Romer trat darauf am 4. Dezember 2012 zurück.

Seit diesem Zeitpunkt ist der ehemalige Stadtrat aus der Öffentlichkeit verschwunden und lehnte es stets ab, seine Sicht der Ereignisse darzulegen. Ob und welche Tätigkeit er ausübt, ist unbekannt.

Kaum Hinweise

Auch dort gibt es allerdings keinen Hinweis auf den Verbleib von Ivo Romer. Fehlanzeige ebenso auf den bekanntesten Social Media-Plattformen. Es scheint, als ob Romer seine Spuren wirksam verwischen konnte. zentral+ liess allerdings nicht locker.

Die Zuger Bevölkerung spekuliert seit dem Rücktritt des ehemaligen Stadtrates über seinen Aufenthaltsort. Einmal hiess es sogar, er sei nach Südafrika ausgewandert. Dies kann aber gar nicht sein, denn Romer hat seinen Pass bei der Stadt abgegeben. Dies wurde von der Zuger Polizei so bestätigt. Dass der ehemalige Zuger Stadtrat in Südafrika ein Haus besitzt, war bekannt. Ebenso seine Geschäftsbeziehungen nach Kapstadt. zentral+ wollte ganz sicher gehen und suchte dennoch am Kap der Guten Hoffnung – wie zu erwarten war – vergebens.

Romer hat Zug nicht verlassen

Da auch ehemalige Parteikollegen keine genaue Auskunft geben wollten, blieben für die Recherche lediglich das Internet sowie vereinzelte zugängliche amtliche Dokumente. Weitere Hinweise führten beispielsweise in den Kanton Glarus. Romer kaufte 2006 in Niederurnen nördlich von Glarus eine Parzelle. Diese stellte sich aber als Rebberg heraus.

Trotz der Schwierigkeiten wurde zentral+ schliesslich doch fündig. Wo und auf welchem Weg wir den ehemaligen Stadtrat ausfindig machen konnten, bleibt zum Schutz seiner Privatsphäre unser Geheimnis. Nur soviel: Er hat Zug nicht verlassen. Das Angebot, seine Sicht der Ereignisse darzulegen, lehnte Romer ab. Über alles Weitere wurde Stillschweigen vereinbart.

Staatsanwaltschaft vertröstet ständig

Die Zuger Strafverfolgungsbehörden wollten bereits im letzten Herbst zum «Fall Ivo Romer» Ergebnisse liefern. Rund ein Jahr also nachdem die «Weltwoche» mit ihrem Artikel und den Anschuldigungen für einen Skandal und national für Schlagzeilen sorgte. Die Staatsanwaltschaft klärt ab, ob Romer als Finanzverwalter der Stadt Zug wirklich der betagten Alice de Beaufort-Bubeck einen Millionenbetrag abgezweigt hat, wie ihm dies die erwachsenen Kinder der 2011 verstorbenen Frau in ihrer Anzeige vorwerfen.

Zuletzt vertrösteten die Zuger Strafverfolgungsbehörden auf den Monat März. Doch auch dieser ist inzwischen verstrichen. Marcel Schlatter, Mediensprecher der Zuger Strafverfolgungsbehörden, sagte im Januar: «Die Strafuntersuchung gestaltet sich sehr umfangreich, unter anderem aufgrund des internationalen Bezugs des Falles. Komplizierte Rechtshilfeersuche an die Republik Südafrika nehmen viel an Zeit in Anspruch.»

Zu welchem Zeitpunkt die Staatsanwaltschaft die Untersuchung abschliessen könne, sei offen, meinte Schlatter weiter. «Die Untersuchung wird bestimmt noch mehrere Monate dauern.»

PUK-Untersuchungsbericht erst nach den Wahlen?

Rund anderthalb Monate nach dem Rücktritt von Ivo Romer nahm die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) die politische Aufarbeitung des Themas auf. Zuerst hiess es, der Bericht soll spätestens Ende Oktober 2013 vorliegen. Jetzt – Anfang April – steht der Frühling vor der Tür und die Ergebnisse der Untersuchung durch die PUK liegen immer noch nicht vor. Ende Januar teilte Jürg Messmer, SVP-Kantonsrat und Präsident der PUK, auf Anfrage von zentral+ mit, die PUK habe die Arbeit noch nicht abgeschlossen. Auch zu den Gründen für die Verzögerung wollte Messmer mit Verweis auf die laufende Untersuchung keine Stellung nehmen.

Die PUK beschäftigt sich mit der Aufklärung der Vorwürfe an den ehemaligen Zuger Stadtrat und arbeitet die damaligen Abläufe in der Zuger Stadtverwaltung politisch auf. Konkret soll die Kommission unter anderem die Immobiliengeschäfte unter der Führung von Alt-Stadtrat Ivo Romer unter die Lupe nehmen. Ausserdem soll die PUK abklären, ob die sechsmonatige Lohnfortzahlung an Romer rechtens war.

Die «Weltwoche» kritisierte damals auch das Verhalten der Zuger Stadtregierung. Die Zuger Behörden hätten von den angeblichen Vorgängen gewusst, sich aber dennoch ausdrücklich hinter Romer gestellt, so das Wochenblatt. Besonders in der Kritik stand Stadtpräsident Dolfi Müller. Er habe Romer einen «amtlichen Persilschein» ausgestellt, lautete der Vorwurf. Müller nahm dazu Ende 2012 in einer Erklärung im Grossen Gemeinderat der Stadt Zug Stellung. Er forderte Transparenz und eine «schnelle und vollständige Klärung» der Vorfälle.

Nun wird am 5. Oktober in Zug ein neuer Stadtrat gewählt. Gut möglich, dass in Anbetracht der brisanten Vorwürfe der Bericht der PUK erst danach veröffentlicht wird.

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