Plattform für Sharing Economy

Wer möchte eine Bohrmaschine mieten?

Bohrmaschine für den Umzug? Auf der Plattform Sharley für fünf Franken pro Tag zu mieten. (Bild: Printscreen sharley.ch)

600 User machen inzwischen bei der Austausch-Plattform Sharely mit. Gegründet wurde sie vor einem Jahr. Die Idee ist simpel und sie funktioniert: «Johannes» vermietet darüber zum Beispiel seine Playstation für fünf Franken pro Tag. Oder «Reto» hat immer genügend Umzugs-Kisten bereit.

Eine Bohrmaschine braucht man vielleicht nur einmal im Jahr. Die übrige Zeit liegt sie im Schrank und versperrt Platz. Viel praktischer wäre es da doch, dachte sich der Luzerner Andreas Amstutz, eine Bohrmaschine zu leihen. Man müsste in der Nähe nur jemanden kennen, der eine hat. Und damit war die Grundidee zu «Sharely» geboren. Es ist ein Luzerner Startup, das der 33-jährige Betriebswirtschafter zusammen mit seiner Partnerin im letzten Jahr gegründet hat.

Alles in der Nähe

Dabei dachten die beiden nicht nur an Leute, die gerade Bohrmaschinen suchen, sondern auch an all die vielen anderen Dinge des Alltags, die in Schränken, Kellern und Abstellräumen vor sich hin stauben. Sharely ist eine Ausleih-Plattform, auf der man sich Gegenstände tage- oder wochenweise leihen kann. «Johannes» vermietet zum Beispiel seine Playstation für 5 Franken pro Tag. Oder wer hat schon immer genügend Umzugs-Kisten bereit. «Reto» hat sie. Preis ist noch Verhandlungssache. Weiter sind Fahrräder, Snowboards, Schneeschuhe oder Babyreisebetten erhältlich.

Damit man wegen einer ausgeliehenen Bohrmaschine nicht durch die halbe Schweiz reisen muss, bietet die Plattform eine geographisch eingeschränkte Suche an. Normalerweise holt der Mietende die Objekte beim Vermieter ab. Die Preise legt jeder selbst fest. «Das Sharely-Team bekommt 20 Prozent Provision», sagt Amstutz. Bisher sind es allerdings eher kleine Beträge, die anfallen. Zwei Franken pro Tag für die Bohrmaschine oder drei für Schneeschuhe. Das Administrative und die Bezahlung lassen sich einfach über die Plattform regeln. 600 User sind inzwischen dabei, ungefähr die Hälfte bietet Waren an.

«Man muss nicht alles besitzen»

Inspiriert hat Amstutz die Sharing-Economy. Menschen, die sich nicht kennen, teilen sich übers Internet alles Mögliche. Eine andere bekannte Plattform ist Airbnb (zentral+ berichtete), auf der Mitglieder Wohnungen und Zimmer anbieten können. «Eigentlich wollten wir eine Peer-to-Peer Autovermietung aufziehen», sagt Amstutz. Wer sein Auto nur gelegentlich braucht, hätte es anderen vermieten können. Doch als der Jungunternehmer erfuhr, dass die Migros bereits an einem ähnlichen Projekt arbeitet, setzte er auf die Sharely-Idee.

«Das Thema Nachhaltigkeit ist uns wichtig», sagt Amstutz. Es sei viel ökologischer, selten genutzte Dinge mit anderen zu teilen, als immer neue zu kaufen. Es gehe ihm auch darum, einen Lebensstil zu vermitteln. Man müsse nicht alles selbst besitzen. Und ohne Auto könne man beispielsweise in der Schweiz sowieso leicht auskommen. «Besitz kann auch belastend sein», meint der Betriebswirtschaftler. Gerade in der jüngeren Generation fände hier ein Wertewandel statt.

Nicht das grosse Geld

Das Gottlieb-Duttweiler-Institut hat sich vor ein paar Monaten mit einer Studie diesem Wertewandel gewidmet und das Thema Sharing Economy näher untersucht. Befeuert hat die Entwicklung nicht zuletzt auch die Digitalisierung. Seit die Plattensammlung und Bibliothek im Computer, beziehungsweise in der Cloud, verschwinden, werde es immer leichter, mit wenig materiellem Besitz zu leben, so das Fazit. Und die Vernetzung durch Social Media mache Teilen nun einfach. «Früher teilten die Menschen, um zu überleben», sagt Amstutz. Heute teile man, um die knapper werdenden Ressourcen zu schonen.  

Das grosse Geld verdient Amstutz mit der Plattform nicht. Beide sind hauptberuflich in der Versicherungsbranche tätig. Es gehe ihnen aber nicht in erster Linie um Gewinn, sagt der Gründer, sonst hätten sie sich nicht für die Sharing Economy entschieden.

Die Erfahrungen mit Sharely seien bisher sehr positiv. Es hätten sich viele interessante Kontakte ergeben. «Man muss nicht besitzen, um etwas zu erleben», sagt Amstutz. Auch in anderen Ländern gibt es mehrere Plattformen, die wie Sharely funktionieren. Frents.com oder Leihdirwas.de heissen sie in Deutschland, Neighborgoods.net in den USA.

Das Sharely-Team plant bereits eine Erweiterung: Für grosse Firmen soll es ein eigenes internes Sharely geben. Und die Warenübergabe soll noch einfacher werden. «Die Bohrmaschine holt man sich dann beim Kollegen im fünften Stock, Zimmer drei», sagt Amstutz.

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