Der Kampf der Titanen beginnt am Montag in Zug

Die wichtige Doppelrolle von Marco Müller im EVZ

Er bringt Energie ins Spiel, hat Übersicht und einen Torriecher: Stürmer Marco Müller. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Sowohl der EV Zug als auch sein Finalgegner, die ZSC Lions, entlöhnen eine Reihe von Titularen. Marco Müller (28) im Zuger Dress wird nicht im gleichen Atemzug mit ihnen genannt. Von seinem Trainer Dan Tangnes wird er stattdessen mit einer Kartoffel verglichen.

«Puuuuh», platzt es aus ihm heraus. Diese Frage sei schwierig zu beantworten. «Sicher war es eines der wichtigsten Tore meiner Karriere», ordnet Marco Müller letztlich ein.

Die Rede ist von seinem 2:1 in Spiel 2 der Halbfinalserie gegen den HC Davos. Es trug dem Titelverteidiger EV Zug 15 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit den zweiten aufeinanderfolgenden Sieg ein und liess den gegnerischen Trainer explodieren (zentralplus berichtete).

Darum wird Marco Müller vielleicht sein Leben lang an dieses Tor denken. Ja, das sei möglich, entgegnet er. «Für die Zuschauer war es sicher ein lustiger Moment.» Ehe er mit Blick auf das Wesen und Wirken seines EVZ-Coaches bemerkt: «Dan Tangnes traue ich es nicht zu, derart die Fassung zu verlieren.»

Auch beim EVZ: Müller immer für mindestens zehn Tore gut

Nach dem Finaleinzug der Zuger auf kürzestem Weg ist dieser Blick zurück bloss noch eine witzige Episode. Denn vor allem gilt festzuhalten: Der Wert von Marco Müller lässt sich nicht einzig an seiner Punkte-Produktion bemessen.

«Marco Müller ist wie eine Kartoffel. Du kannst sie hier oder dort pflanzen. Überall gedeiht sie.»

EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes

Das soll aber nicht heissen, der 28-jährige Solothurner wisse nicht, wo das gegnerische Tor steht. Schliesslich war der Stürmer in den letzten vier Qualifikationen mit Ambri und Zug jeweils für 10 bis 15 Tore gut.

Aber Marco Müller hat noch mehr drauf. Er ist ein Energiespieler, der für gehörig Wirbel in der gegnerischen Zone sorgen kann. Dabei ist er kaum von der Scheibe zu trennen. Und er hat erst noch das Auge für den besser postierten Mitspieler.

EVZ: Darf Klingberg ran, spielt Müller als Center

Und nicht zuletzt ist da sein Spielverständnis, das ihn nicht nur eine Rolle auf dem Eis ausfüllen lässt. Sein Trainer Dan Tangnes bemüht einen Vergleich mit der Pflanzenwelt: «Marco Müller ist wie eine Kartoffel. Du kannst sie hier oder dort pflanzen. Überall gedeiht sie.» Ein Ritterschlag des Zuger Meistertrainers.

Der 1,74 Meter grosse Marco Müller kann Flügel und Center spielen. Ohne, dass sich das in irgendeiner Weise negativ auf die offensive Schlagkraft der Zuger auswirken würde. Das erhöht die taktische Flexibilität des Trainers.

«Wir lassen uns nicht so schnell aus dem Konzept bringen.»

EVZ-Stürmer Marco Müller

Ebenso wie die Chancen von EVZ-Publikumsliebling Carl Klingberg auf einen Einsatz in den Playoffs. Je einmal in der Viertel- und Halbfinalserie hat der Trainer den schwedischen Flügel neben Center Marco Müller laufen lassen.

Meist lief Marco Müller jedoch als Flügel neben Anton Lander auf, der sich mit Carl Klingberg um den letzten Ausländerplatz im Zuger Aufgebot duelliert. Klingbergs Nachteil in den Augen von Dan Tangnes ist, dass der Flügel in seiner Spielweise zu sehr Fabrice Herzog ähnelte (zentralplus berichtete). Und der Schweizer Nationalspieler war «on fire» und streifte sich zwischenzeitlich das Topskorer-Dress über.

Müller: Zwei Finals, zwei Titel – und jetzt der dritte?

Selbstredend bemühten sich die Zuger Sport-Verantwortlichen um eine weitere Zusammenarbeit mit Marco Müller über diese Saison hinaus. Doch der 28-Jährige gab dem HC Lugano für die nächsten vier Jahr den Vorzug (zentralplus berichtete).

Klar, dass er sich mit seinem dritten Titelgewinn aus Zug verabschieden will. Zweimal ist Marco Müller mit dem SC Bern Meister geworden (2016 und 2017). Aber damals hatte er noch keine tragende Rolle gespielt.

Der SCB hatte seinerzeit wiederholt, was zuvor erst einer Mannschaft in diesem Jahrtausend gelungen war. Die ZSC Lions schafften eine erfolgreiche Titelverteidigung in den Jahren 2000 und 2001.

Dieser EVZ hat viel Erfahrung im Team

Ab Montag in der auf maximal sieben Spiele ausgelegten Finalserie können die Stadtzürcher den Aufbau einer neuen Dynastie am Zugersee verhindern. «Wir werden nicht nur von unserem Trainerteam hervorragend auf ein Spiel eingestellt. Wir haben auch einige Teamleader, die in ihrer Karriere schon viel erlebt haben», sagt Marco Müller.

«Vor allem haben wir alle aber auch ein defensives Gewissen.»

EVZ-Stürmer Marco Müller

Daraus folgert er: «Wir haben viel Erfahrung im Team. Und darum lassen wir uns nicht so schnell aus dem Konzept bringen.» Dieser EVZ behält selbst bei ungenügender Effizienz im Abschluss die Ruhe und Geduld, sich seinen Gegner so zurechtzulegen, dass er ihn auch in den letzten Sekunden eines Spiels bezwingen kann. Oder dann halt in der Verlängerung.

Eine Fähigkeit, die aber auch durch den Teamspirit in den Reihen der Zuger genährt wird. «Uns zeichnet es schon die ganze Saison aus, dass jeder Einzelne seine Arbeit vollumfänglich in den Dienst der Mannschaft stellt.» Sie hätten zwar einiges an offensiver Qualität zu bieten. «Vor allem haben wir alle aber auch ein defensives Gewissen», so Müller. Zwei Tore in vier Halbfinal-Spielen gegen den HC Davos dokumentieren das.

Sowohl der EV Zug als auch die ZSC Lions haben viel Qualität in ihren Reihen (zentralplus berichtete). Finalserien sind die Zeit, in der Helden für die Klubgeschichte geboren werden. In der harte Arbeit, Biss und Energie genauso wichtig werden wie Talent. Marco Müller bringt alles mit.

Verwendete Quellen
  • Persönliche Gespräche mit Dan Tangnes und Marco Müller
  • Statistiken via National League

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