Weil sie den Staat ablehnen

Massnahmen-Kritiker verweigern die Steuererklärung in Zug

Gemäss Philipp Moos erreichen das Steueramt Zug vermehrt Meldungen von Massnahmen-Kritikern, die einen Steuerrabatt fordern oder die Steuererklärung nicht einreichen wollen. (Bild: Andreas Busslinger / zvg)

Der Kampf gegen die Corona-Massnahmen ist nach deren Aufhebung nicht vorbei. «Wenn ich nicht ins Schwimmbad darf, zahle ich auch keine Steuern.» Nach dieser Logik weigern sich Zuger Massnahmen-Kritiker, eine Steuererklärung auszufüllen.

Etliche Massnahmen-Kritiker melden derzeit dem Zuger Steueramt, dass sie dieses Jahr weniger Steuern zahlen oder gar keine Steuererklärung ausfüllen werden. Grund: Sie fühlten sich 2021 durch die Corona-Massnahmen eingeschränkt.

Mit der Einführung der Zertifikatspflicht wurde den Ungeimpften und Ungenesenen Zugern der Zugang zu öffentlichen Bibliotheken, Veranstaltungen und Hallenbädern verwehrt. Das muss zumindest mit einem Steuerrabatt kompensiert werden, so die Überlegung.

«Wir haben etliche solche Reaktionen erhalten – mündliche und schriftliche», bestätigt Philipp Moos. Er ist der Leiter der Abteilung Natürliche Personen beim Zuger Steueramt. Damit macht Zug die gleichen Erfahrungen wie Luzern (zentralplus berichtete).

«Wir versuchen in diesen Fällen zu erklären, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat. Es war ja nicht der Kanton Zug und schon gar nicht das Steueramt, welches die Zertifikatspflicht eingeführt hat.»

Massnahmen-Kritiker müssen Busse bis 10'000 Franken zahlen, wenn sie Steuererklärung nicht einreichen

Die Corona-Massnahmen ändern nichts an der gesetzlich vorgeschriebenen Mitwirkungspflicht. «Wir raten den Anrufern und Mailschreibern deshalb, sich den Ärger mit Mahnungen und Bussen zu ersparen», sagt Moos.

Wird die Steuererklärung nicht eingereicht, schickt das Steueramt zunächst zwei Mahnungen. «Wenn jemand das erste Mal nichts von sich hören lässt, schreiben wir noch einen Brief. Darin erklären wir, welche Konsequenzen es hat, keine Steuererklärung einzureichen.»

Diese sind recht einschneidend, wie Moos erklärt. «Wir sind dann dazu verpflichtet, die Steuerpflicht der Person nach pflichtgemässem Ermessen einzuschätzen» Das Steueramt zieht dafür Informationen heran, die ihm vorliegen. Beispielsweise das bisherige Einkommen, die Ausbildung und den Zivilstand.

«Die Höhe der Busse ist abhängig vom Einkommen.»

Philipp Moos, Steueramt Zug

Um die Steuerpflicht kommen die Massnahmen-Kritiker also nicht herum, wenn sie keine Steuererklärung einreichen. Im Gegenteil: Sie müssen zusätzlich mit einer Busse rechnen. «Die Höhe ist abhängig vom Einkommen», erklärt Moos. Passiert es das erste Mal, ist vielleicht mit 300 Franken zu rechnen. Danach steigt die Busse jedes Jahr – und kann auf zu 10'000 Franken ansteigen. «Diese müssen zusätzlich zu den Steuern bezahlt werden», so Moos.

Wie stark die Zahl ausbleibenden Steuererklärungen durch die Corona-Pandemie angestiegen ist, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. «Es gab natürlich schon vorher Menschen, die keine ausgefüllt haben. Die Gründe kennen wir in der Regel nicht», sagt Philipp Moos dazu. Er rechnet damit, dass es dieses Jahr ein paar mehr sein werden. «Bisher ist aber kein massiver Anstieg bemerkbar.»

Einreichung läuft neu vollelektronisch

Ende Februar 2022 wird den Zuger Privathaushalten die Steuererklärung 2021 zugestellt. Wer sie letztes Jahr elektronisch eingereicht hat, bekommt neu nur ein Einladungsschreiben mit den Zugangsdaten für die vollelektronische Einreichung ihrer Steuerdeklaration. Über 90 Prozent der rund 80'000 Steuererklärungen werden elektronisch ausgefüllt. Mehr als 21'000 Zugerinnen nutzten die Möglichkeit, die Steuererklärung mit allen Beilagen vollelektronisch einzureichen. Dabei entfällt das Ausdrucken und Einsenden der Steuererklärung und der Belege per Post. «Zuglogin» bietet zusätzliche Funktionen wie das Herunterladen früherer elektronisch eingereichter Steuerdeklarationen, die Änderung des Auszahlungskontos oder Einsicht in das eigene Steuerkonto, in dem bereits bezahlte und noch offene Steuern angezeigt werden.

Verwendete Quellen

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


5 Kommentare
  • Profilfoto von Bob
    Bob, 23.02.2022, 08:32 Uhr

    Wer den Staat und Steuern ablehnt, sollte gefälligst auswandern.

    Das Sterberisiko ist in ähnlicher Grössenordnung wie es Immunsupprimierte Risikopersonen derzeit hinnehmen müssen.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Bob
      Bob, 23.02.2022, 14:24 Uhr

      Mein Verweis auf Auswandern nach Somaliland wurde anscheinend entfernt, weshalb der Kommentar nun kein Sinn macht. Nun, Somaliland ist ein de-fakto Regierungsloses Land (bzw. die Regierung hat keine Kontrolle über das geschehen im Land), nur deshalb wurde auch Somaliland genannt. Und nur so macht aus der Verweis auf Sterberisiko überhaupt einen Sinn.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Michael Lettenbichler
    Michael Lettenbichler, 22.02.2022, 15:11 Uhr

    Wie verlogen kann man in den Medien sein? Ich habe rein informativ per E-Mail gefragt.
    Was ich nach 3 tagen bekommen habe war keine Aufklärung/erklärung. Sonder ein Schlichtes Drohschreiben falls nicht eingereicht Inkasso. Mehr nicht 😀 ich Gratuliere den Zuger Behörden immer mehr, Für ihre Transparente verlogene art.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 22.02.2022, 09:44 Uhr

    Es kann sich durchaus lohnen, in einem Jahr mit bedeutenden Lohnveränderungen nach oben keine Steuererklärung auszufüllen. Die Busse ist beim ersten Mal nämlich sehr tief und die Einschätzung basiert weitgehend auf den Werten vom Vorjahr.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runter
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 22.02.2022, 08:40 Uhr

    Haha. Wir haben ja schon länger mitbekommen, dass viele Coronaleugner in Staatskunde einen Fensterplatz hatten. Keine Ahnung, was das Kollegialprinzip im Bundesrat oder der Unterschied zwischen der Verfassung, einem Gesetz und einer Verordnung ist. Da mag es nicht erstaunen, dass sie glauben, die Steuerpflicht sei ein à-la-Carte-Menü.

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon