Wie weiter mit dem Luzerner Vorkämpfer?

FCL-Schürpf: «Hege keine Gedanken, die mich kaputt machen»

FCL-Offensivspieler Pascal Schürpf: «Ich muss körperlich bei 100 Prozent sein. Sonst mache ich mir und dem Team keinen Gefallen.» (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Noch 18 Spiele bis zur Endabrechnung in der Super League 2021/22 – und einmal mehr kämpft der FC Luzern gegen den Abstieg. Der neue Trainer Mario Frick hat deshalb den athletischen Fussball ausgerufen. Das behagt FCL-Routinier Pascal Schürpf. Allerdings revoltiert das Knie des 32-jährigen Angreifers seit dieser Saison.

Nur sieben Einsätze bei der Hälfte der Meisterschaft mit dem FCL. Darüber hinaus alle drei Testspiele mit dem neuen Übungsleiter Mario Frick vor dem Start zur Rückrunde verpasst. Die Frage ist drängender denn je: Wie geht's, Pascal Schürpf?

Der Offensivspieler lächelt und sagt, dass unser Treffen an einem Tag stattfinde, an dem seine Zuversicht ungebrochen und unerschütterlich sei. «Wir haben uns Anfang Jahr teamintern darauf geeinigt, dass mein Start ein langsamer und gesunder sein soll. Bezüglich Ausdauer und Kraft bin ich auf dem Level der Teamkollegen.»

Doch ins Mannschaftstraining hat er noch nicht vollumfänglich einsteigen können. Das lässt sein linkes Knie, das seit seinen beiden Toren im FCL-Startspiel gegen YB (3:4) im Juli 2021 immer wieder zickt (zentralplus berichtete), noch nicht zu. «Aber ich bin davon überzeugt, dass unser Fahrplan aufgehen wird. Ich brauche den Trainingsrhythmus, um auf dem Platz 100 Prozent Leistung geben zu können.»

Pascal Schürpf als Teilzeit-Fussballer?

Das Startspiel in die zweite Hälfte der Meisterschaft am nächsten Sonntag gegen Basel wird für den gebürtigen Basler in Luzerner Diensten zu früh kommen. Aber deshalb macht sich Pascal Schürpf keinen Kopf. Er könne dem Team nur etwas bringen, wenn er fit sei. «Mit meinem Talent und technischen Fähigkeiten kann ich nicht für den Unterschied sorgen», fügt er schmunzelnd an.

Pascal Schürpf kann es in erster Linie «bloss» über unbändige Willenskraft, Leidenschaft, Kampfkraft und Mentalität richten. Es sind Eigenschaften, die zum FCL passen und ihn seit Februar 2017 zu einem Publikumsliebling bei den Luzerner Fans gemacht haben.

«Ich kenne kaum einen Super League-Spieler meines Alters, der keine körperliche Abnützung spürt.»

FCL-Offensivspieler Pascal Schürpf

Ist ihm aber nach seiner langen Verletzungshistorie niemals der leiseste Zweifel aufgekommen, ob er das Niveau der Super League auch in Zukunft noch prestieren kann? Pascal Schürpf, der wegen seiner Kniebeschwerden im besten Fall noch als Teilzeit-Fussballer taugen wird?

Das verneint er ohne Wenn und Aber. Sonst hätte er, der noch einen mit dem FCL gültigen Vertrag bis 2023 besitzt, die Konsequenzen ziehen müssen. «Ich glaube daran, dass ich bald wieder alles für den FCL reinwerfen kann», versichert Pascal Schürpf.

Im Juli wird er 33 Jahre alt werden. Er betont, dass negative Gedanken gar keinen Platz in seinem Kopf fänden. «Ich kenne kaum einen Super League-Spieler meines Alters, der keine körperliche Abnützung spürt. Darum lasse ich keine Gedanken zu, die mich kaputt machen.»

Schürpf riet früherem FCL-Trainer ab, ihn zum Captain zu machen

Muss der FCL auf seinen Einsatz verzichten, wird mangelnde Mentalität für ausbleibenden Erfolg schnell zum Thema. Ist Pascal Schürpf aber mit von der Partie, eignet er sich trotz seiner unbestrittenen Leader-Qualitäten nicht als Captain. Wie lässt sich dieser Widerspruch auflösen?

Als Thomas Häberli, der Vorgänger von Cupsieger-Trainer Fabio Celestini, ihn zum Captain machen wollte, habe er seinem Chef davon abgeraten. «Ich hatte meine Rolle im Team. Ich war und bin nach wie vor für die gute Stimmung besorgt. Wie ein Unterhalter. Aber ich bin kein Polizist, der für absolute Ordnung und Disziplin steht.» Mit diesem Spagat zwischen Spassvogel und Ernsthaftigkeit habe er sich als Captain schwer getan.

«Ich erachtete es als meine persönliche Schuld, wenn etwas nicht lief, wie es hätte sein müssen.»

Darum geriet Pascal Schürpf in der Zeit von Thomas Häberli (Februar bis Dezember 2019) auch in eine Schaffenskrise. Seine offensive Durchschlagskraft nahm ab. Ein Zufall?

«Nein, es liegt in meinem Charakter, dass alles fürs Team stimmen muss, als ich mich in diese Verantwortung schickte. Und ich erachtete es als meine persönliche Schuld, wenn etwas nicht lief, wie es hätte sein müssen. Letzten Endes hatte ich meiner Captain-Rolle damals einfach zu viel Gewicht beigemessen.»

Für Schürpf ist Gentner als FCL-Captain die naheliegende Wahl

Es ist dies eine Erfahrung, mit der sich Pascal Schürpf wohl kein zweites Mal mehr in seiner Karriere konfrontiert sieht. Neun Tage vor dem Rückrunden-Start hat sich der neue FCL-Cheftrainer Mario Frick darauf festgelegt, dass Christian Gentner Captain bleiben soll (zentralplus berichtete).

Für Schürpf eine naheliegende Wahl: «Christian Gentner ist ein Vollblut-Profi, den alle im Team als Fussballer und Persönlichkeit schätzen. Was er drauf hat, bewies er mit seiner grossen Karriere in der Bundesliga. Selbst wenn er ein eher ruhiger Typ ist, lebt er das vor, was für uns in den nächsten Wochen und Monaten wichtig sein wird.»

«Ich schaue dafür, dass das Team durch meine Energie und Stimmungsmache lebt, dass die Psycho-Hygiene stimmt.»

Schürpf definiert seine Rolle in der Teamhierarchie so: «Für einen engen Zusammenhalt in einer Mannschaft braucht es verschiedene Typen. Ich schaue dafür, dass das Team durch meine Energie und Stimmungsmache lebt, dass die Psycho-Hygiene stimmt.»

Lust und Motivation sind bei Pascal Schürpf ungebrochen

Voraussetzung dafür ist selbstredend, dass der Charakter-Spieler in der Rückrunde regelmässig zum Einsatz kommen wird. Sonst wird sich seine Bedeutung fürs Gefüge und Rolle in der Team-Hierarchie zwangsläufig verändern.

Im Herbst seiner Karriere sagt Pascal Schürpf über seine sportliche Perspektive: «Mein grösstes Ziel ist es, gesund zu bleiben und alles aus meinem Körper zum Wohl des FC Luzern herauszuholen. Ich will meinem Arbeitgeber das zurückgeben, was er für mich getan hat.»

Spürbar ist: Pathos, Lust und Motivation scheinen reichlich vorhanden zu sein. Aber macht sein linkes Knie mit?

Verwendete Quellen

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Mac Tanner (das Original)
    Mac Tanner (das Original), 24.01.2022, 08:34 Uhr

    Ich habe die beiden letzten Vorbereitungsspiele live im Stadion gesehen. Der neue Abwehrpatron Simani aus Vaduz ist eine Bank, Abu noch ein Fremdkörper, aber die absolute Neuentdeckung ist der junge Jashari, wo bitte schön war dieser Spieler in der Vorrunde? Der U21-Captain hat alle Anlagen ein Grosser zu werden. Ne gute Wasserverdrängung, Passqualitäten und einen tollen Schuss! Er hat mir auf der Gentner-Position gegen Winterthur fast noch besser gefallen als hinter ihm gegen die Altacher. Samuel Campo muss definitiv hinter ihm anstehen. Auch der junge Luca Jaquez hat Talent trotzdem braucht es noch zwingend einen gestandenen Innenverteidiger. Die schnellen Cumic und Abu sollten es vorne richten, wenn sie treffsicherer werden. Sportchef Meyer hat gut reagiert trotzdem wird es gegen den FC Basel schwer mit den Absenzen und wenn man ab da wieder in eine Negativspirale wie nach dem Saisonstart gegen YB gerät. HOPP FCL #Nichtabstieg & Cupsieg 2022#

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