Trotz 5:0-Heimsieg über Lugano

Simions Nicht-Tor des Jahres und der Spruch des EVZ-Coachs

Bewies bei den beiden Fehlschüssen seines Schützlings Dario Simion einmal mehr seinen feinen Sinn für Humor: EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Meistertrainer Dan Tangnes verzichtete freiwillig auf einen Einsatz des NHL-Rückkehrers Grégory Hofmann und bewies damit den richtigen Riecher: Die schwedischen Stürmer des EV Zug schossen drei Tore zum 5:0 über den HC Lugano. Und dies, nachdem das Spiel mit einer schier unfassbaren Slapstickeinlage ihres Teamkollegen Dario Simion begonnen hatte.

Dan Tangnes bestätigte zentralplus im Rückblick auf das 34. Spiel dieser Saison, dass er Grégory Hofmann hätte einsetzen können. Die Lizenz für den Goalgetter, der in dieser Woche von der NHL-Organisation zum EV Zug zurückgekehrt ist (zentralplus berichtete), lag schon an diesem Samstag vor.

Aber der EVZ-Chefcoach wollte den Zuger Meisterschützen 2021 noch nicht in die Aufstellung nehmen. Weil er sonst einen der fünf Ausländer auf die Tribüne hätte setzen müssen. Und diese Strafe hätte keiner seiner Söldner verdient.

Die Zuger sind nach etlichen Abgängen und Zuzügen zwar nicht mehr so unwiderstehlich wie in der Meistersaison. Aber auch nicht so schlecht, als dass sie für eine erfolgreiche Titelverteidigung kaum mehr infrage kämen. Aus psychologischer Sicht hat Dan Tangnes mit seinem Aufgebot gegen Lugano richtig gehandelt.

Hofmann macht den schwedischen Stürmern Beine

So hat er zumindest keinen Spieler vor den Kopf gestossen. Und nicht nur das: Die schwedischen Stürmer, die wegen der verletzungsbedingten Ausfälle in der Verteidigung zu den Tribünenkandidaten gehören, haben geliefert.

Allen voran Carl Klingberg: In seinem 34. Einsatz in dieser Qualifikation machte er seine Tore 9 und 10, die das Skore eröffneten und den Weg zum 25. Saisonsieg ebneten. Es waren seine ersten Treffer nach fünf Spielen und dem 5:0 am 4. Dezember 2021 in Langnau.

«Jetzt weiss Dario Simion wieder, wo das gegnerische Tor steht – nämlich zwischen seinen zwei Abschlüssen.»

EVZ-Meistertrainer Dan Tangnes

Auch sein Landsmann Anton Lander ist zum Toreschiessen zurückgekehrt. Als die Rückkehr von Hofmann am letzten Dienstag bekannt wurde (zentralplus berichtete), bereitete der Center erst zwei Tore zum 3:2-Sieg nach Verlängerung in Ambri vor.

Am Samstag legte er gegen den zweiten aufeinanderfolgenden Tessiner Gegner mit einem Treffer zum 5:0 nach. Sein letzter Torerfolg datiert vom 2. November 2021. Damals traf Lander beim 6:1-Heimsieg gegen Lugano gleich zweimal. In der Zwischenzeit blieb der Mittelstürmer 13-mal ohne Torjubel.

Mit zwei Abschlüssen zweimal den Pfosten getroffen

Aber die Szene dieses Duells in Zug, das Lugano seit nunmehr vier Auftritten in der Bossard Arena und dem 24. Januar 2020 nicht mehr gewinnen konnte, war ein Nicht-Tor. Und die die damit verbundene Frage: Wie kann man eine solche Chance versemmeln?

Dario Simion hatte sie nach gut vier Minuten und einer herrlichen Passstafette durch die Zuger Reihen. Der EVZ-Stürmer brauchte bloss noch den Stock hinzuhalten, um den zwingenden Torerfolg zu erzielen. Das gelang ihm zwar, aber der Puck sprang vom rechten Pfosten zurück.

«Beim zweiten Abschluss habe ich die Scheibe nicht mal mehr gesehen.»

Zugs Olympiakandidat Dario Simion

Den Nachschuss erwischte Simion auch noch. Aber der sprang vom linken Pfosten zurück. «Jetzt weiss Dario Simion wieder, wo das gegnerische Tor steht – nämlich zwischen seinen zwei Abschlüssen», liess EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes seinen feinen Sinn für Humor aufblitzen und grinste.

Fehlschüsse bleiben ohne Auswirkung auf Spielausgang

Der Goalgetter, der letzte Saison seine erste WM für die Schweiz bestritt, erklärte sein Malheur so: «Keine Frage: Die erste Chance muss ich machen und meinte, sie sei drin. Beim zweiten Abschluss habe ich die Scheibe nicht mal mehr gesehen.» Er merkte an, wie froh er darum sei, dass seine Fehlschüsse den Fortgang des Spiels aus Zuger Sicht nicht beeinträchtigt hätten.

Der 27-jährige Tessiner kehrte erst am Dienstag in die Mannschaft zurück, nachdem er Ende Oktober wegen eines Schnittes am Fuss operiert werden musste (zentralplus berichtete). Bis am nächsten Dienstag muss Nationaltrainer Patrick Fischer den Schweizer Olympiakader für Peking 2022 im Februar bekannt geben.

Das soll sein nächstes internationales Highlight werden. Mit sieben Toren und neun Assists in bislang 18 Einsätzen weist Dario Simion trotz seinem kapitalem Fehlversuch die Qualitäten eines in der Schweiz rar gesäten Kanoniers aus.

Es sei nicht sein bestes Spiel in dieser Saison gewesen, sagte er und ergänzte: «Aber ich fühle mich gut und spüre, dass ich immer besser in Fahrt komme.» Seine lapidare und zugleich zutreffende Schlussfolgerung: Der Entscheid über seine Selektion liegt bei Patrick Fischer.

Zuger Luxusproblem für Dan Tangnes

Die Frage ist nun: Lässt Dan Tangnes seinen Goalgetter Grégory Hofmann heute Sonntagnachmittag gegen die ZSC Lions im Zürcher Hallenstadion von der Leine? Gegen den Titelkonkurrenten, der von gewissen Experten auf dem Papier in der Qualität sogar noch höher eingeschätzt wird als der EV Zug?

«Ich muss mir das noch überlegen», zuckte Dan Tangnes mit den Schultern. Eine zweifellos schwierige Entscheidung. Erst recht vor dem Hintergrund, dass der EVZ-Trainer nun wohl auf Publikumsliebling Carl Klingberg oder den hinter Captain Jan Kovar zweitbesten Skorer Anton Lander verzichten müsste.

Zur Einordnung: Mit Jan Kovar (7 Tore und 20 Assists in 31 Spielen) liegt der beste Zuger Punktesammler auf Platz 25 der aktuellen nationalen Skorerliste. Und Grégory Hofmann ist der kongeniale Flügel des tschechischen Genius. Vermutlich würde das Duo auch das Zuger Überzahlspiel (derzeit bloss Rang 8 der Liga) auf ein höheres Level führen.

Meistermacher Dan Tangnes wird weiterhin ein feines Gespür für das Innenleben seines Teams benötigen. Wenigstens handelt es sich um ein Zuger Luxusproblem.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit EVZ-Trainer Dan Tangnes.
  • Persönliches Gespräch mit EVZ-Stürmer Dario Simion.
  • Statstiken der Schweizer National League
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