Seine Frau soll Zug lieben

EVZ-Hofmann: «Neuer Vertrag? Nächste Woche verhandeln wir»

Grégory Hofmann jubelt, nachdem er den siegbringenden Treffer zum 2:1 im dritten Finalspiel über Servette erzielt hat – bald streift sich der Goalgetter wieder das EVZ-Dress über. (Bild: Pascal Muller/freshfocus)

Noch keinem EVZ-Neuzugang ist in diesem Jahrtausend ein so grosser medialer Bahnhof bereitet worden wie Grégory Hofmann. Das zeigt, welche sportliche Bedeutung seiner Rückkehr aus der NHL für die Entscheidung der hiesigen Meisterschaft beigemessen wird. Der 29-jährige Goalgetter steigt so bald wie möglich in die Zuger Mission Titelverteidigung ein.

«Was denken Sie denn?», gab Grégory Hofmann die Frage schlagfertig an den Chronisten von zentralplus zurück. Diese drehte sich darum, ob er schon mit EVZ-Sportchef Reto Kläy über eine vorzeitige Verlängerung seines bis 2023 gültigen Vertrages geredet habe.

«Weil alles kurzfristig ablief, werden die Verhandlungen wohl erst nächste Woche beginnen», bekam der Stürmer eine Vermutung zur Antwort. Und er quittierte sie mit den Worten: «So ist es.»

Das ist natürlich Musik in den Ohren aller, die den EV Zug im Herzen tragen. Grégory Hofmann ist als Tormaschine so begnadet, dass er mit der Unterstützung begabter Teamkollegen Meisterschaften entscheiden kann. So wie letzte Saison an der Seite seines kongenialen Centers Jan Kovar. Zum ersten Mal seit 23 Jahren wurden die Zuger wieder Meister.

Als Vater ändert sich Hofmanns Leben

Aber seit seinem Abgang bei der NHL-Organisation Columbus ist klar: Ein neuer Vertrag kommt nur zustande, wenn sich seine Frau dort wohl fühlt, wo Grégory Hofmann in Zukunft stürmen und skoren wird. «Meine Frau liebt Zug», stellt er klar. Die Tessinerin hat er während seiner Zeit beim HC Lugano kennengelernt.

«Ich kann nicht 100 Prozent Leistung erbringen, wenn es mental nicht funktioniert.»

EVZ-Rückkehrer Grégory Hofmann

Dass sie beide kürzlich Eltern eines Mädchen wurden, hat letztlich dazu geführt, dass Grégory Hofmann seinen Traum von einer NHL-Karriere begrub (zentralplus berichtete). «Wir haben darüber diskutiert, ob wir unsere Tochter in den USA aufziehen wollen. Aber damit tat sich meine Frau schwer. Die Sprache und die Kultur sind anders als bei uns», erzählt er.

Also zog seine Frau zurück in die Schweiz, als der Geburtstermin näherrückte. «Bei diesem grossen Moment wollte ich unbedingt dabei sein, darum bat ich Columbus um eine Auszeit», so Hofmann. Es sollte ein Abschied ohne Wiederkehr werden. «Wenn man Vater wird, ändern sich gewisse Dinge im Kopf», sagt er und ergänzt: «Ich kann nicht 100 Prozent Leistung erbringen, wenn es mental nicht funktioniert.»

Hofmann hat das Toreschiessen vermisst

Grégory Hofmann will seine Familie erleben und geniessen. Darum zog er bei Columbus nach 24 Spielen, zwei Toren und fünf Assists einen Schlussstrich. In der besten Liga der Welt musste er auf kleineren Eisfeldern bisweilen Rollen einnehmen, die nicht seinen Fähigkeiten entsprachen.

Er ist nicht der Mann fürs Grobe, der sich dort am wohlsten fühlt, wo man einstecken muss. Er ist auch nicht für unerbittliche Abwehrarbeit prädestiniert. Stattdessen ist er ein explosiver Läufer mit der Treffsicherheit eines Scharfschützen. Aber welches Team gibt in der NHL eine solche Rolle einem unbekannten und bereits 29-jährigen Schweizer, der keine Lobby in Nordamerika hat?

Auf die Frage des zentralplus-Chronisten, ob er in den letzten Wochen und Monaten das Toreschiessen vermisst habe, bricht es aus Grégory Hofmann heraus: «Ja, das habe ich sehr.» Und dabei lächelt und strahlt er so wie ein Kleinkind, das ein Geschenk auspacken darf.

EVZ-Ausländer müssen Hofmanns Rückkehr erst verdauen

Wann er, der in seinen letzten drei Saisons in der Schweiz immer mindestens 50 Skorerpunkte erzielt hat, wieder im EVZ-Dress auflaufen darf, ist noch offen. Damit es mit der Vertragsauflösung mit Columbus und der Lizenzierung in der Schweiz klappe, müsse er am Donnerstagnachmittag noch ein paar Meetings absolvieren, beschreibt er den Inhalt seiner nächsten Stunden.

«Natürlich müssen unsere fünf Söldner die neue Ausgangslage erst mal verdauen.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Der EV Zug spielt am Samstag zu Hause gegen Lugano, am Sonntag bei den ZSC Lions und am Dienstag wieder in der eigenen Arena gegen Biel.

Hofmanns überraschende Rückkehr zum EV Zug bedeutet aber auch, dass der aktuell auf Platz 2 klassierte Titelverteidiger nur noch vier Ausländer einsetzen darf, sobald der Meisterschütze wieder spielberechtigt sein wird. «Natürlich müssen unsere fünf Söldner die neue Ausgangslage erst mal verdauen», gibt Sportchef Reto Kläy zu. «Aber weil die Olympischen Spiele im nächsten Monat auch noch stattfinden werden, ist es aus unserer Wahrnehmung gut, dass wir die Belastung in der Meisterschaft auf verschiedene Schultern aufteilen können.»

Der EVZ-Sportchef und seine nächsten Tätigkeitsfelder

Weil ihm das Comeback von Grégory Hofmann zwei Aufgaben abgenommen hat, läge der Schluss nahe, dass Reto Kläy in der EVZ-Personalplanung ab sofort eine ruhige Kugel schieben könnte. Schliesslich braucht er sich nicht mehr um die Nachfolge von Marco Müller und die Verpflichtung eines weiteren Ausländers für die Playoffs zu kümmern (zentralplus berichtete).

Aber dem ist nicht so. Mit Tobias Geisser, der als Verteidiger im Farmteam der Washington Capitals bislang noch keine Chance bekam, sich in der NHL zu zeigen, könnte ein nächstes EVZ-Comeback für nächste Saison anstehen. Dazu schliesst es Reto Kläy nicht aus, nochmals auf dem Schweizer Markt aktiv zu werden. Und wenn es einen Aufsteiger aus der Swiss League geben sollte, werden ab nächster Saison sechs Ausländer pro Team spielberechtigt sein.

Aber der wichtigste Job für den bei den EVZ-Fans hoch angesehenen Sportchef ist es, den Vertrag mit Grégory Hofmann zu verlängern. Nächste Woche geht's los.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit EVZ-Neuzugang Grégory Hofmann
  • Gespräch mit EVZ-Sportchef Reto Kläy
  • Statistiken gemäss Angaben der National League
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