Zuckerpeitsche will «fliegen»

Das ist der Sirupkönig von Luzern

Christian Eckert betreibt in Littau die Sirup-Manufaktur «Zuckerpeitsche». (Bild: cbu)

Für viele ist Sirup ein Getränk für Kinder. Der Luzerner Koch Christian Eckert betreibt in Littau die Sirupmanufaktur «Zuckerpeitsche», die mit diesem Vorurteil aufräumen will. Um richtig durchstarten zu können, braucht er aber noch etwas Hilfe.

Mit Sirup verbinden wir oft unsere eigene Kindheit. Sei es der Pingu-Sirup im Restaurant oder aber der hausgemachte Zitronenmelissensirup von Oma. Als Trendgetränk dürften ihn wohl nur die wenigsten einschätzen. Aber genau diesen Missstand will Christian Eckert (43) aus Luzern ändern, um Sirup von seinem «Kinderimage» zu befreien. Und daran arbeitet er schon seit Jahren.

Seit 2015 betreibt der gelernte Koch an der Cheerstrasse 8 in Littau seine Sirupmanufaktur Zuckerpeitsche. Was als Nebenprojekt begann, soll nun zunehmend eine Vollzeitbeschäftigung werden.

Von Frauen und Peitschen

Aber von vorne. Schon als Koch wusste Eckert: «Da muss noch mehr sein als nur kochen.» Seine Affinität zu Design, Kulinarik und Nostalgie hat ihn schliesslich auf die Idee gebracht, eigene Sirupe zu kreieren.

«Sirup klingt im ersten Moment langweilig», sagt Eckert lachend, als wir ihn in seiner Manufaktur besuchen. «Aber ich dachte, wenn man es richtig angeht, kann das funktionieren. Besonders, wenn man das Produkt personifiziert und nahbar macht.» Weil Sirup gemäss Eckert etwas Unschuldiges an sich hat, kreierte er ein freches, leicht anrüchiges Etikettendesign.

Bis vor Kurzem prägten nämlich Illustrationen von Frauen im Zeichnungsstil der 50er- bis 80er-Jahre die Etiketten. So war auf dem Cassissirup das «Fräulein Josephine» abgebildet, auf dem Holunderblütensirup hingegen Omi Theodorlinde. Inklusive Peitsche.

Der Plan ging auf. Als Einmannbetrieb geführt, wuchs die Zuckerpeitsche organisch heran. Heuer beschloss Eckert, einen Schritt weiter zu gehen. «Es war einfach an der Zeit, sich neu zu erfinden», sagt der Gründer und nahm ein komplettes Rebranding vor.

Lernen durch Scheitern

Nun erstrahlen die Flaschen in einem neuen Design. Dem Retrolook ist er hingegen treu geblieben – die Illustrationen orientieren sich jetzt am Stil der 30er-Jahre. Nach einer Umgewöhnungsphase kommt Eckert zum Schluss: «Das neue Design gefällt mir viel besser.» Das liege auch daran, dass er jetzt hochwertigere und nachhaltigere Materialien für die Etiketten und Verpackungen nutzt.

Änderungen gab es auch beim Inhalt. Nach anfänglicher Skepsis hat sich der Sirupmeister dazu durchgerungen, sich für das Biolabel anzumelden. «Ich habe schon von Beginn weg Bioprodukte verwendet, durfte das als nichtzertifizierter Betrieb aber nicht ausloben.»

Wegen der Auflagen für das Label musste er bei einigen Zutaten jedoch Alternativen finden. «Ich hatte keine Ahnung, was da alles noch dahintersteckt», gesteht der 43-Jährige. Die Zertifizierung habe ihn vieles gelehrt und sei letztlich auch ein nötiger Schritt gewesen. «In dem Kundensegment, in welchem ich mich bewege, wird Bioqualität erwartet. Ebenso gibt es Ansprüche an das Produktdesign.»

«Ein Schweizer Qualitätsprodukt hat es auf dem deutschen Markt schwer.»

Christian Eckert, Inhaber Zuckerpeitsche

Zehn Sorten bietet Eckert derzeit an. Die neuste Kreation hat er aus Kola-Kraut gemacht. Klingt exotisch, ist aber eine heimische Pflanze und trägt ihren Namen nicht von ungefähr. Ganz leicht riecht der Sirup nach Cola. Beim Trinken schmeckt man zudem eine Note von Minze.

Nebst Klassikern wie Holunderblüten und Zitrone hat sich Eckert auch an wilderen Kombinationen versucht. Herausgekommen sind dabei Geschmacksrichtungen wie etwa Birne-Rosmarin. Bei der Herstellung der Geschmäcker ist jeweils viel Tüftelei gefragt. «Es gehört viel try and error dazu. Früher war es mehr error, heute habe ich einen reichen Erfahrungsschatz an Versuchen und weiss, wie es geht.»

Sirup aus dem Reformhaus

Die fertigen Produkte müssen aber noch unters Volk gebracht werden und hier zeigt sich Christian Eckert wählerisch. Weil er mit seinen Sirupen authentisch bleiben möchte, vertreibt er seine Kreationen unter anderem über Reformhäuser, Spezialitätenläden und lokale Gastronomen in der ganzen Schweiz. «Mir ist es wichtig, dass Sirup nicht nur als Süssgetränk für Kinder angesehen wird. Er soll auch als Basis für diverse Getränke, Cocktails oder Desserts wahrgenommen werden.»

Angebote von grossen Verkaufsketten aus Deutschland hat er abgelehnt – auch aus Kostengründen. «Ein Schweizer Qualitätsprodukt hat es auf dem deutschen Markt schwer.» Er hätte den Verkaufspreis so niedrig ansetzen müssen, dass sich das Geschäft kaum rentiert hätte. Und Eckert muss es wissen, schliesslich hat er fünf Jahre in Berlin gelebt und gewirkt.

Ein Crowdfunding soll's richten

Aber Eckerts Strategie zahlt sich aus. Die Anfragen häufen sich. Und seit dem Rebranding hat er auch Bestellungen von Firmen erhalten, die seine Produkte beispielsweise als Weihnachtsgeschenke an die Belegschaft verteilen wollen. Und weil das Geschäft derzeit brummt, will Christian Eckert seine Zuckerpeitsche so richtig «zum Fliegen bringen».

Dafür muss aber noch einiges passieren. Zum einen wird der Platz in der Manufaktur in Littau langsam knapp und zum anderen kostet das Rebranding eine ziemliche Stange Geld. Darum setzt Eckert auf ein Crowdfunding, damit die aufstrebende Zuckerpeitsche keine Bruchlandung hinlegt. Von 17'000 Franken sind nach einer Woche bereits über 2500 Franken zusammengekommen. Das stimmt den Sirupkönig aus Luzern hoffnungsvoll, denn «mein Herz schlägt für dieses Produkt».

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