4:3-Heimsieg gegen den EHC Biel

Früherer EVZ-Feuerkopf betreut Herzog bei Rehabilitation

Kehrte gegen Biel (rechts Gaetan Haas) nach dem Verbüssen von fünf Spielsperren ins Zuger Team zurück: Stürmer Fabrice Herzog. (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

Nach Verbüssung von fünf Spielsperren gab EVZ-Stürmer Fabrice Herzog an diesem Samstag sein Comeback. Zugs Powerflügel, der sich vor einer weiteren Entgleisung hüten muss, zeigte eine passable Vorstellung. Er steuerte zwar einen Assist zum 4:3-Heimsieg der Zuger gegen Biel bei, verschuldete vorher aber das zwischenzeitliche 1:1.

In bestimmtem Ton liess der EVZ-Medienbetreuer schon vor der Partie wissen, dass Fabrice Herzog hinterher nicht für Interviews zur Verfügung stehe. Damit wurde umgesetzt, was Sportchef Reto Kläy schon in den Tagen zuvor zu zentralplus sagte: «Wir müssen ihn aus der Schusslinie nehmen und schützen. In seiner Situation kannst du nur verlieren. Egal, was du sagst.»

Herzog hat in den letzten drei Wochen inklusive Nati-Pause die disziplinarischen Konsequenzen nach dem Foul gegen Fribourgs Mario Dufner tragen müssen. Der in gut zwei Wochen 27 Jahre alt werdende Thurgauer bekam als Wiederholungstäter fünf Spielsperren aufgebrummt (zentralplus berichtete). Zwei für den Crosscheck, drei wegen seiner Vorgeschichte.

Es war bereits sein achtes Verfahren, sechs davon wegen eines Checks gegen den Kopf oder Nackenbereich eines Gegenspieles. Das hat Fabrice Herzog das Image des aktuell wohl gefährlichsten Spieler in der Liga eingebrockt.

Beschützerinstinkt bei Dan Tangnes geweckt

Die Situation, in der der Schweizer Internationale steckt, ist eine schwierige: Er steht unter besonderer Beobachtung der Spielleiter und darf sich keine weitere Entgleisung mehr leisten. «Das hast du im Hinterkopf. Aber ein Fabrice Herzog im Schongang bringt uns nichts. Bis er den Tritt wiederfindet, steht wohl eine schwierige Zeit vor ihm», sagte Reto Kläy.

«Fabrice Herzog ist ein gross gewachsener, hart und fair spielender Stürmer.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Unter diesen Vorzeichen ist Fabrice Herzog ein ordentliches Comeback gelungen. Er gab den Assist zum haltbaren 3:3 von Yannick Zehnder. Das leitete die Wende ein. Nur 69 Sekunden später gelang Carl Klingberg auf Pass von EVZ-Topskorer Anton Lander der Siegtreffer.

«Ehrlich gesagt weiss ich nicht so recht, wie ich Fabrice Herzogs Comeback einordnen soll. Manchmal kam er mir fast schon ein bisschen verloren vor», befand EVZ-Trainer Dan Tangnes. Als man ihn darauf ansprach, dass Herzog vor dem zwischenzeitlichen 1:1, das 1,1 Sekunden vor der ersten Drittelspause fiel, der entscheidende Puckverlust unterlief, wurde dessen Beschützerinstinkt geweckt.

Tangnes: «Das ist doch alles Unfug»

Wie eine Elchkuh, die ihr Kleines vor allen möglichen Gefahren zu schützen versucht, ging der 42-jährige Norweger entschlossen zum Gegenangriff über: «Wissen Sie, wie viele Fehler jene gemacht haben, die die Tore erzielten? Auch ich als Coach habe Fehler gemacht. Wir alle machen Fehler. Ich werde bestimmt keinen Einzelspieler raushängen.»

«Josh Holden kann sich wie kein Zweiter in die Situation hineinfühlen, wie es Fabrice Herzog geht.»

Die Feststellung, dass er aber in Zukunft den Frust aus der Spielweise von Fabrice Herzog verbannen müsse, brachte Dan Tangnes erst recht in Fahrt: «Ach, kommen Sie: Wenn die Leute dem glauben, was die Medien berichten, müssen sie unweigerlich zum Eindruck gelangen, dass Fabrice Herzog zu Hause womöglich seine Kinder schlägt. Das ist doch alles Unfug und entbehrt jeglicher Wahrheit. Fabrice Herzog ist ein gross gewachsener, hart und fair spielender Stürmer.»

Sein Standpunkt ist in Bern nach dem Horrorfoul an dem nach wie vor nicht genesenen Eric Blum und wohl auch in anderen Eishockeystadien der Schweiz nicht so einfach vermittelbar. Aber das bewahrt Tangnes, der als vielleicht bester Talentförderer der Liga gilt, nicht davor, die vielleicht wohl grösste Herausforderung seiner bisherigen Trainerkarriere meistern zu müssen.

Er muss Fabrice Herzog umerziehen, ohne ihn seiner spielerischen Qualitäten zu berauben. Dafür haben die Zuger ein hübsches Sümmchen in den bis zum Ende der nächsten Saison gültigen Vertrag investiert.

Holden und Herzog bilden ein spannendes Projekt

Emotionen sind der Kraftstoff für das Spiel von Fabrice Herzog. Ohne sie geht nichts. Deshalb bekannte Dan Tangnes: «Für sein Spiel ist Fabrice Herzog auf Aggressivität angewiesen. Ich werde seine DNA als Spieler sicher nicht verändern, sonst beraube ich ihn seines Werts für unsere Mannschaft.»

Mit EVZ-Assistenztrainer Josh Holden hat er aber vielleicht den optimalen Therapeuten für Fabrice Herzog an seiner Seite. Der 43-jährige Kanadier, der seine Aktivkarriere im Sommer 2018 beendete und damals sogleich zum Assistenten des neuen Trainers Dan Tangnes befördert wurde, war selber ein oft sanktionierter Feuerkopf. Seine Verfehlungen beschäftigten die Ligajustiz einige Male.

Darum bemerkte der EVZ-Cheftrainer: «Josh Holden kann sich wie kein Zweiter in die Situation hineinfühlen, wie es Fabrice Herzog geht. Er kann ihm dabei helfen, das auszublenden, was seiner Leistungsentfaltung hinderlich ist.»

Holden und Herzog – da ist ein spannendes Projekt am Start. Der Ausgang allerdings ungewiss.

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