Schwede trifft auf seinen Stammklub Rögle

EVZ-Hansson: Erst das Transfer-Spektakel, dann die Ironie

Wieder vereint mit seinem Förderer Dan Tangnes: der neue EVZ-Verteidiger Niklas Hansson. (Bild: Marc Schumacher/freshfocus)

Er galt als einer der besten Verteidiger in der höchsten Liga Schwedens. Deshalb war das Medienecho in seiner Heimat gross, als Niklas Hansson von der Ausstiegsklausel im Vertrag mit Rögle Gebrauch machte und zum EV Zug zog. Der 26-Jährige sagt: «Ich will unter meinem Förderer Dan Tangnes ein noch besserer Spieler werden.»

Es gibt Momente im Leben, da spürt man instinktiv, was als Nächstes passieren wird. Einen solchen erlebte Niklas Hansson vor der Auslosung zur diesjährigen Champions League. «Voller Überzeugung sagte ich meiner Freundin, dass wir auf Rögle treffen werden», erzählt er schmunzelnd.

Sein Bauchgefühl sollte ihn nicht im Stich lassen. Rögle wurde dem Schweizer Meister EV Zug tatsächlich als einer von drei Gegnern in der Gruppenphase zugelost – neben Red Bull München und Vojens. «Viele meiner Freunde und meine Familie werden im Stadion sein», freut sich Niklas Hansson und prophezeit: «Es wird eine Schlacht werden.»

Das Duell zum Auftakt zwischen seinem letzten und neuen Arbeitgeber wird am Donnerstagabend (18:05 Uhr) in Halmstad steigen. Dies deshalb, weil Rögles Heimstätte in Ängelholm derzeit umgebaut wird. Zwei Tage später wird der Schweizer Meister beim dänischen Aussenseiter Vojens gastieren.

Ein Fantasiegebilde, das wahr wurde

Als zentralplus den Transfer von Niklas Hansson zum EV Zug Ende März als erstes Medium auf dem Planeten Eishockey bekannt machte, ging in Schweden die Post ab. Schliesslich war der 26-Jährige nicht irgendein Mitläufer in der Liga. Sondern ein dominanter Verteidiger, der über 21 Minuten Eiszeit pro Match bewältigte und dabei offensiv wie defensiv viel Gutes für Rögle bewirkte.

«Zu den Trainern, die ich sehr schätze, gehört Dan Tangnes.»

EVZ-Neuzugang Niklas Hansson

Weil Hansson einen noch zwei Jahre gültigen Vertrag mit seinem Stammklub besass und auf Nachfrage verschiedener schwedischer Journalisten so tat, als habe er noch nie irgendetwas vom Interesse des EV Zug gehört, wurde die Geschichte voreilig als Fantasiegebilde abgetan. Dabei hat Hansson gegenüber den Medien bloss etwas geflunkert – und das haben schon unzählige Profis vor ihm getan und werden viele weitere nach ihm tun.

Ein paar Tage später präsentierte aber die renommierte «Aftonbladet» das Ergebnis ihrer weitreichenden Recherche bei Managern und Spielerberatern und kam zum Schluss: «Die Geschichte von zentralplus stimmt: Hansson wird in diesem Sommer zum EV Zug wechseln.»

Sein bester Kumpel machte Werbung für den EVZ

Aber warum machte Niklas Hansson von der Ausstiegsklausel mit Rögle Gebrauch? Er habe gespürt, dass der EV Zug für seine Weiterentwicklung als Spieler eine gute Sache sei und für seine Liebste und den gemeinsamen Sohn ein Ort mit hoher Lebensqualität, so Hansson.

Dennis Everberg, einer seiner besten Freunde und 2018/19 bei den Zugern engagiert, hat «sich nur positiv über den EVZ geäussert. Zudem sind bei diesem Klub viele starke Spieler engagiert, von denen ich profitieren kann. Darüber hinaus verspreche ich mir von der Benutzung des topmodernen Leistungszentrum OYM, noch mehr aus mir herausholen zu können.»

«Ich muss selbst dann die richtigen Entscheidungen treffen können, wenn es mir gerade nicht so gut läuft.»

Doch das wichtigste Argument für seinen Wechsel scheint eine abermalige Zusammenarbeit mit Zugs Meistermacher Dan Tangnes gewesen zu sein. «Dan Tangnes kennt mich schon seit meiner Juniorenzeit, er war mein Förderer und gab mir viel Vertrauen, als er mich in die erste Mannschaft von Rögle integrierte.»

Das war in der Saison 2012/13 und Hansson erst 18 Jahre alt. Obwohl Tangnes früh in der darauffolgenden Saison entlassen wurde, blieb eine hohe Wertschätzung. «Als Spieler hast du in deiner Karriere Trainer, die du nicht so magst. Aber auch solche, die du sehr schätzt. Zu diesen gehört bei mir Dan Tangnes. Er besitzt die Fähigkeit, das Beste aus dem Team und jedem einzelnen Spieler herauszuholen. Dafür investiert er Tag und Nacht.»

Hanssons eigener Anspruch

Niklas Hansson ist sich sicher, den Zenit seiner Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht zu haben. «Es ist mein Anspruch, das Bestmögliche aus meinen Fähigkeiten herausholen zu können», sagt der schwedische Internationale, der in der letzten Saison in 63 Spielen für Rögle auf 9 Tore, 21 Assists und eine Plus-5-Bilanz (Anzahl geschossener und erhaltener Tore während gleichem Spielerbestand) kam.

2013 ist Hansson, mit EVZ-Academy-Assistent Roger Hansson weder verwandt noch verschwägert, an 68. Stelle von der NHL-Organisation Dallas gedraftet worden. 2017/18 und 2018/19 hat es der Verteidiger versucht, sich für einen NHL-Vertrag aufzudrängen. Aber er hat es nicht über das AHL-Team der Texas Stars hinausgebracht.

«Im nächsten Frühjahr will ich mit Zug auf der Seite der Gewinner stehen.»

Den Traum, seine Karriere dereinst in der weltbesten Liga fortsetzen zu können, hat Niklas Hansson nicht begraben. Aber er weiss um die Höhe der Messlatte, die er dafür überspringen muss: «Ich muss in jedem einzelnen Spiel ein hohes Leistungsniveau abrufen und selbst dann die richtigen Entscheidungen treffen, wenn es mir gerade nicht so gut läuft.»

Final-Verlierer? Bitte kein zweites Mal!

Dient der EV Zug abermals als NHL-Sprungbrett? EVZ-Meisterschütze Grégory Hofmann hat gezeigt, dass es klappen kann (zentralplus berichtete) und unterschrieb einen für 2021/22 gültigen Vertrag mit der NHL-Organisation von Columbus.

Für Hansson ist das im besten Fall Zukunftsmusik. Der schwedische Internationale lebt im Hier und Jetzt und fokussiert sich darauf, «mein Zweikampfverhalten noch zu verbessern. Zudem muss ich von der blauen Linie vermehrt den Abschluss suchen, um mehr Tore zu schiessen oder Abpraller zu provozieren.» Es ist eine Selbsteinschätzung, die auf einem ohnehin schon hohem Level stattfindet.

Am besten macht man mit einem Titelgewinn auf seine Qualitäten aufmerksam. Mit Rögle ist Hansson letzte Saison in der Playoff-Finalserie den Vaxjö Lakers unterlegen. Nun trägt er die Farben des Schweizer Titelverteidigers. Seine Mission ist klar: «Ich habe keine Lust darauf, nochmals das Gefühl eines Final-Verlierers zu erleben. Im nächsten Frühjahr will ich mit Zug auf der Seite der Gewinner stehen.»

Letztlich wird der sportliche Erfolg massgeblich darüber entscheiden, ob seine Entscheidung, die Karriere beim EV Zug fortzusetzen, eine gute Idee war.

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