Erweiterung des Badeplatzes

Zuger können weiter vom neuen Inselstrand im Brüggli träumen

Brüggli in Zug. Rechts der Landzunge soll dereinst eine Badeinsel aufgeschüttet werden. Doch die Stadt Zug hats damit nicht eilig. (Bild: Markus Mathis)

Die Stadt Zug will in einer Umfrage vom Publikum wissen, wie das Naherholungsgebiet am Brüggli ausgebaut werden soll, nachdem Park- und Campingplatz aufgehoben sind. Dabei gibt es schon einen Masterplan – und der ist ziemlich atemberaubend.

Als das Zuger Metalli-Zentrum in den 1990er Jahren erbaut wurde, schuf man mit dem Aushub an der Mündung der Neuen Lorze in den Zugersee eine künstliche Insel – und schüttete gleichzeitig auch einen Teil der Liegewiese des Badeplatzes Brüggli auf. Diese Aufschüttung und die Lorzeninsel gehören heute der Stadt Zug, während das alte Land im Brüggli Eigentum der Korporation Zug ist.

Beide wollen bekanntlich das Bade- und Erholungsgebiet erweitern und haben dazu eine öffentliche Umfrage gestartet, welche in die Vorgaben des Planungswettbewerbes einfliessen soll. Dieser wird Ende Jahr ausgeschrieben (zentralplus berichtete).

Leitbild für die Lorzenebene

Jedoch hat die Zukunftsplanung des Naherholungsgebietes Brüggli bereits vor vielen Jahren begonnen. Im Jahr 2012 wurde unter Federführung des Kantons Zug ein Leitbild für die Lorzenebene verabschiedet, das schon ziemlich konkrete Vorstellungen von einem erweiterten Brüggli enthält. Werden sie umgesetzt, dann wird in den kommenden Jahren der Aushub der unzähligen Baustellen im Zugerland benötigt, um vor dem Seeufer zwischen Neuer und Alter Lorze eine Insellandschaft zu erschaffen.

Doch erzählen wir die Geschichte der Reihe nach: Die Agglomeration Zug besteht aus schnell wachsenden Orten, welche das Kulturland in der Lorzenebene umgeben. Früher bezeichnete man dies als «grüne Lunge» von Zug. Es gab politische Bestrebungen, sie zu erhalten und das Zusammenwachsen der Agglomerationsgemeinden auf Kosten der Landwirtschaft und der Natur zu verhindern.

Mehr Raum für Erholung

Das Leitbild Lorzenebene ist das Resultat dieser Bemühungen. Es fusst auf dem Richtplan 2004. Dieser legte fest, dass die Lorzenebene nicht überbaut werden sollte und stellt das Nutzungskonzept für den Raum dar. Damit sollten die Ansprüche der wachsenden Bevölkerung nach mehr Naherholungsgebieten berücksichtigt werden.

Erarbeitet wurde es innerhalb eines Jahres unter Federführung des Amts für Raumplanung durch verschiedene Anspruchsgruppen – Behörden, Landeigentümer, Nichtregierungsorganisationen. Die Hochschule Luzern wirkte mit, auch zahlreiche Planer. Das Publikum brachte sich in einem Mitwirkungsverfahren mit 45 Ideen ein.

Schöneres Ufer für Tiere und Menschen

Das Leitbild setzt fünf Planungsschwerpunkte und skizziert zahlreiche Massnahmen, von denen einige umgesetzt wurden – wie etwa eine Hundefreilaufwiese beim Choller. Andere, wie die Seeufergestaltung zwischen der Mündung der Neuen und Alten Lorze in den See existieren erst auf dem Papier.

Gemäss Richtplan und Leitbild soll das Seeufer nämlich aufgewertet werden. Das westlichste Drittel steht unter Naturschutz, das mittlere Drittel zwischen Alter und Neuer Lorze wird weiter renaturiert, das östliche Drittel beim Brüggli gehört den Menschen und soll der Erholung dienen.

Drei neue Inseln im Zugersee

Das Leitbild sieht im Gebiet Aufschüttungen und kleine Landzungen vor. Im mittleren Drittel wird so der Riedgürtel erweitert und es gibt eine neue Vogelinsel. Im östlichen Teil sind zusätzlich zwei neue Inseln geplant. Die eine, die vor dem westlichen Ende des heutigen Campingplatzes angedacht ist, würde die öffentliche Nutzung mit einem zusätzlichen Naturschutzgebiet vereinen. Sie sollte nämlich mit einem Steg erschlossen werden, damit die Passanten von einem Aussichtspunkt Birdwatching betreiben könnten.

Die zweite Insel im Gebiet des Brügglis soll gemäss Leitbild am Ausfluss der Neuen Lorze aufgeschüttet werden – gegenüber der Lorzeninsel. Im Unterschied zur Lorzeninsel sollte sie aber nicht unter Naturschutz stehen, sondern als Badeinsel dienen. Das wäre eine Neuigkeit für den Zugersee. Denn auch die einzige natürliche Insel im See – Eiola zwischen Oberwil und Walchwil – darf man nicht betreten.

Hindernisse sind aus dem Weg

Das Leitbild sah bereits die beiden Massnahmen vor, welche die anstehende Erweiterung des Brügglis ermöglichen: Die Aufhebung des TCS-Campings und der Parkplätze südlich des Bahndamms. Dies gab auch im damaligen Mitwirkungsverfahren zu reden und hat bekanntlich seither für jahrelange Diskussionen gesorgt.

«Aufschüttungen sind nicht Gegenstand des Entwicklungsprozesses zur Neugestaltung des Brügglis.»

Dieter Müller, Leiter Kommunikation Stadt Zug

Durch eine Richtplanänderung des Kantonsrates ist die Aufhebung der Parkplätze nun sicher. Sie werden ohnehin nicht nur von Brüggli-Gästen und zum Teil von Camping-Gästen benützt, sondern bei schlechtem Wetter auch von Sparfüchsen, welche Parkgebühren vermeiden und vom Brüggli aus per Velo zu ihrem Arbeitsplatz in der Stadt oder an den Bahnhof gelangen. Die Korporation hat den Mietvertrag mit dem TCS für den Campingplatz per Ende 2022 gekündigt und eine Verlängerung ist höchstens noch jahreweise vorstellbar.

Leider nur Zukunftsmusik

Bleibt zu klären, was die Umfrage leisten kann, angesichts der fortgeschrittenen Vorstellungen der Seeufergestaltung beim Brüggli. Die Antwort ist ernüchternd. Die Inseln und Landzungen, wie sie im Leitbild skizziert werden, sind nämlich gar nicht Teil der geplanten Brüggli-Erweiterung. «Mögliche Aufschüttungen wie auch ein Steg im westlichen Bereich sind Teil des kantonalen Richtplans», sagt Dieter Müller, Leiter der Kommunikation der Stadt Zug. «Sie sind aber nicht Gegenstand des Entwicklungsprozesses zur Neugestaltung des Brügglis, wie sie aktuell von der Stadt und der Korporation Zug in die Wege geleitet wurde.»

Daher gehts also vorab um die Infrastrukturen am Brüggli. Davon brauchts mehr und die Umfrage kann klären, was die Gäste sich wünschen. Im Leitbild ist an Infrastrukturen nur der Neubau eines kleinen Restaurants oder Kiosks an der Stelle des Camping-Empfangs vorgesehen sowie die bestehenden beiden Duschen auf der Liegewiese. Nicht einmal an die beiden Toiletten hatten die Planer damals gedacht, welche im östlichen Bereich des Brügglis gebaut wurden. Diese reichen aber im Sommer nie und nimmer aus und sind oft verdreckt.

Mangel an Infrastrukturen

Die Benützer des Brügglis sind in der warmen Jahreszeit keine Spaziergänger, die ein Biotop besuchen möchten, sondern intensive Nutzer eines Badeparks. Sie bringen umfangreiches Gerät für Sport und Grill mit und nutzen mit grosser Freude die Beachvolleyball-Plätze.

Dabei hatte das Mitwirkungsverfahren fürs Leitbild eigentlich schon 2012 den Mangel an Infrastrukturen offengelegt. Kite-Surfer hatten sich etwa gegen die Aufhebung der Parkplätze gewandt – nicht etwa weil sie zu faul waren, um von der Chamerstrasse her, wo die neuen Parkplätze liegen, ihre Ausrüstung her zu tragen. Sondern weil es für sie am Brüggli keine wettergeschützten Umkleideräume gibt. Und da Kite-Surfer bei windigem und tendenziell kühlem Wetter unterwegs sind, droht ihnen Erkältungsgefahr.

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