Expertin: «Fische brauchen Verschnaufpausen»

So meistern Ente und Forelle das Luzerner Hochwasser

Diese Enten nutzen das Hochwasser und machen es sich im Strandbad Lido gemütlich. (Bild: ida)

Sandsäcke, Stege, gesperrte Strassen – in Luzern tun die Menschen gerade alles, um mit dem Hochwasser klarzukommen. Doch wie meistern eigentlich Tiere die aktuelle Situation? Ein etwas anderer Blick auf das Hochwasser aus der Perspektive von Vögeln und Fischen.

Statt Badegäste tummeln sich wegen des Hochwassers nun Schwäne im Lido. (Bild: ida)

Es ist DAS grosse Thema der Woche in Luzern: das Hochwasser von Vierwaldstättersee und Reuss. Während die Sicherheitskräfte mit aller Kraft gegen die steigenden Pegel ankämpfen, ging schnell vergessen, dass der Mensch nicht das einzige Lebewesen ist, das vom Hochwasser betroffen ist. Schwäne, Haubentaucher, Forellen, Äschen und viele weitere – Sie alle haben ihren Lebensraum in den Luzerner Gewässern und müssen die derzeit grossen Wassermassen ebenfalls bewältigen.

Fische brauchen Verschnaufpausen

Sind Fische durch das viele Wasser in irgendeiner Form beeinträchtigt? Die Frage mag banal klingen, da Fische bekanntlich ziemlich gute Schwimmer sind. Doch so einfach ist es nicht, erklärt Tamara Diethelm, Geschäftsführerin des WWF Luzern und Expertin für aquatische Biodiversität: «Bei grossen Wassermassen brauchen Fischarten, welche nicht strömungsliebend sind, einen Unterschlupf, wo sie sich ausruhen können. Bei stark verbauten und kanalisierten Gewässern fehlen diese Unterschlupfmöglichkeiten, da die Strömung sehr monoton ist.»

In natürlichen Gewässern gibt es eine Vielzahl von Lebensräumen, welche den Ansprüchen der verschiedenen Fischarten auch bei Hochwasser gerecht werden. Die Reuss in der Stadt Luzern ist zwar kein natürliches Gewässer. Trotzdem gibt es durch künstliche Bauten wie Brückenpfeiler und Steinhaufen verschiedene Strömungen. So können sich die Fische von der starken Strömung während des Hochwassers erholen. «Vor unserem Büro am Mühleplatz fliesst das Wasser an einer Stelle sogar flussaufwärts», ergänzt Diethelm.

Solange die Strömung abwechslungsreich ist, fühlt sich die Forelle auch bei Hochwasser wohl. (Bild: Urs Möckli/AURA) (Bild: Urs Möckli/AURA)

Zudem nehmen die Abflussmengen während eines natürlichen Hochwassers wie dem jetzigen nur langsam zu. So können sich die Fische stets an den Wasserstand anpassen. Eine sehr plötzliche Veränderungen im Abfluss eines Gewässers hingegen stresst die Fische. Dies tritt vor allem unterhalb von Wasserkraftwerken auf, je nachdem ob gerade viel oder wenig Wasser durch das Kraftwerk fliesst.

«Viel Regen macht den Vögeln zu schaffen»

Vom intensiven Regen in diesem Sommer sind auch die Vögel betroffen. Denn die grossen Regenmengen der vergangenen Wochen setzt vielen Vogelarten zu. Vogelexperte Livio Rey von der Vogelwarte Sempach erklärt: «Frisch geschlüpfte Vögel müssen mit Insekten als Proteinquelle gefüttert werden, damit sie wachsen. Doch wegen des kalten und nassen Wetters gibt es weniger Insekten, die zudem weniger aktiv sind, was das Nahrungsangebot der Vögel einschränkt.» Entsprechend müssen die Tiere mehr Zeit für die Nahrungssuche aufwenden.

Das Problem verschärft sich für Vogelarten wie die Amsel oder den Buchfink, die ihre Nester in einem Baum oder im Gebüsch bauen. Bei Regen werden diese Nester nass, wodurch die Jungtiere im Nest ohne die Körperwärme der Eltern schnell kalt bekommen. Dies stellt die Eltern der Jungen vor eine Zwickmühle, wie Rey ausführt: «Wollen die Eltern genügend Nahrung verfüttern, müssen sie lange wegbleiben und die Jungtiere kühlen im nassen Nest aus. Kehren sie früher zurück, um die Jungen zu wärmen, können sie vielleicht nicht genügend Nahrung sammeln.» Wie sich der nasse Sommer auf die Brutzahlen und Bestände auswirkt, werde sich allerdings erst im kommenden Jahr abzeichnen.

Diese Haubentaucher haben die Lido-Wiese zurzeit ganz für sich. (Bild: ber)

Aus dem Ei direkt ins Wasser

Schwäne, Enten und Co. meistern das Hochwasser hingegen «problemlos», so Rey. Da die Brutzeit bei den Wasservögeln auf den Luzerner Gewässern bereits vorbei ist und die Jungtiere nach dem Schlüpfen schon Schwimmen können, sei das Hochwasser keine spezielle Herausforderung für die Vögel. Vor allem auf dem Vierwaldstättersee, wo der Pegel nur langsam ansteigt und es keine grossen Wellen gibt, kommen die jungen Wasservögel problemlos zurecht.

Klein, aber oho: Diesen Entenbabys kann das Hochwasser nichts anhaben. (Bild: Unsplash/ Alesas Fotos)

Auch die Nahrungssuche gestaltet sich für Wasservögel trotz der Hochwasser-Situation unverändert. Egal, ob kleine Fische oder Wasserpflanzen auf dem Menuplan stehen, beide Nahrungsquellen stehen den Vögeln unabhängig vom Wasserstand zur Verfügung.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon