Ohne Geld vom Bund fällt der Gewinn kleiner aus

Warum der Kanton Zug immer mehr Steuern kassiert, die Stadt aber weniger

13 Millionen Franken Überschuss trotz rückläufiger Steuereinnahmen: die Stadt Zug. (Bild: Emanuel Ammon/ Aura)

13,1 Millionen Franken Überschuss verbucht die Stadt Zug fürs abgelaufene Geschäftsjahr. Damit lässt sich sehr bequem leben. Dennoch fällt auf: Die Steuereinnahmen sind 2020 um rund 10 Prozent zurückgegangen. Warum?

Gut 50 Millionen Franken. So gross ist der Unterschied zwischen dem Fiskalertrag im coronafreien Jahr 2019 und den Steuereinnahmen des Jahres 2020 in der Stadt Zug. Finanzvorsteher André Wicki (SVP) präsentierte am Mittwoch einen Geschäftsabschluss, der statt einer schwarzen Null immer noch mit einem Gewinn von 13,1 Millionen Franken aufwartet. Der aber auch Anlass zum Nachdenken gibt.

Nicht so sehr wegen der Unwägbarkeiten der Pandemie, welche die Stadtverwaltung stark in Anspruch genommen hat. Dergestalt, dass viel weniger als vorgesehen investiert werden konnte, weil die Folgen der Coronakrise städtische Personalressourcen anderweitig absorbierte (zentralplus berichtete). Allerdings konnten weitere Mittel für dringend notwendige Investitionen in Schulbauten zurückgestellt werden. Ausserdem sparte die Verwaltung und gab über 10 Millionen Franken weniger aus als budgetiert.

Nicht jedes Jahr aussergewöhnlich

Doch die Ertragslage und die Zukunftsaussichten rufen nach einer Analyse. Zumal 2019 ebenfalls eine schwarze Null budgetiert worden war, aber am Schluss ein Rekordüberschuss von über 70 Millionen Franken resultierte.

«Der Stadtrat ist sich im Klaren, dass die Pandemie ernste Auswirkungen hatte und noch haben wird.»

André Wicki (SVP), Finanzvorsteher Stadt Zug

«2019 war in jeder Hinsicht ein aussergewöhnliches Jahr», sagt Stadtrat André Wicki. Eine «Jahrhunderterbschaft», die niemand vorausgesehen habe, spülte gut 30 Millionen Franken in die städtischen Kassen. Ohne diesen Sondereffekt hätte der Gewinn auf dem Niveau der beiden Vorjahre gelegen – bei rund drei Dutzend Millionen Franken.

Ein Zehntel weniger Steuern

Nun fällt auf, dass der Fiskalertrag um 10,8 Prozent zurückgegangen ist – sowohl bei den natürlichen als auch bei den juristischen Personen. An der Absenkung des Steuerfusses von 58 auf 54 Prozent kann es nicht liegen, denn die wurde bereits per 2019 wirksam. «Der Stadtrat ist sich im Klaren, dass die Pandemie ernste Auswirkungen hatte und auch in Zukunft noch haben wird», kommentiert Wicki.

Generell könne man die Entwicklung der Steuereinnahmen bei den natürlichen Personen weniger gut voraussehen als jene der wichtigen Firmen, sagt Wicki. Mit denen stehe man im engen Kontakt. «Wir wollen gut zu ihnen schauen», so Wicki weiter. Was zur Folge hat, dass die Stadt Zug mittlerweile als vergleichsweise stark industrialisiert gilt. Rund 20 Prozent der Wertschöpfung stammen aus dem verarbeitenden Sektor. Dass Grossfirmen wie Siemens Gebäudetechnik, Bossard oder V-Zug der Stadt die Treue halten und ihre Standorte weiterentwickeln, hat dazu beigetragen.

Zugs Finanzvorsteher André Wicki. (Bild: zvg)

Auf Rekordgewinn schielen

Doch wie kann es sein, dass der Kanton Zug im vergangenen Jahr mit einem Überschuss von 285,5 Millionen Franken ein Rekordergebnis einfuhr (zentralplus berichtete), während die Stadt verhältnismässig kleine Brötchen backt? Warum steigen die Steuereinnahmen beim Kanton, während sie in der Stadt Zug sinken?

«Das haben wir uns zuerst auch gefragt», sagt Finanzsekretär Andreas Rupp. Die Antwort war schnell gefunden: Der Kanton profitiert von der «Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF)» – einer Vorlage, die 2019 vom Volk angenommen wurde. Sie sieht vor, dass der Anteil der Kantone an der indirekten Bundessteuer von mindestens 17 auf 21,2 Prozent der Einnahmen erhöht wird.

Das Manna des Bundes

Dem Kanton Zug bescherte dies zusätzliche Steuereinnahmen von 85,3 Millionen Franken. Ohne Berücksichtigung dieses Zustupfs sank der Fiskalertrag auch auf kantonaler Ebene um 4,6 Prozent von 864,6 auf 826,2 Millionen Franken.

Hinzu kamen ein um 30 Millionen Franken grösserer Kantonsanteil am Reingewinn der Nationalbank als vorgesehen sowie die Tatsache, dass der Kanton Zug ohnehin einen Überschuss von 148 Millionen Franken budgetiert hatte – sehr viel mehr also, als die budgetierte Schwarze Null der Stadt von 0,3 Millionen Franken.

Schmerzhafte Umzüge

Während auf kantonaler Ebene jedoch die Erträge bei natürlichen und juristischen Personen anteilsmässig gleich stark zurückgingen, fiel der Firmensteuerertrag in der Stadt Zug erheblich stärker – um beinahe 20 Prozent.

«Wir haben in der Stadt nicht genügend Flächen für mittelgrosse Unternehmen.»

André Wicki

Darin spiegelt sich die Entwicklung der Zuger Wirtschaft: In einigen Gemeinden sind noch reichlich Flächen für Neuansiedlungen vorhanden. Anderswo – wie in Zug – muss auf Verdichtung gesetzt werden. Konkret haben Rotkreuz und besonders Baar viel Platz für Gewerbeneubauten. Zwei bekannte Firmen – Biogen und AstraZeneca – haben jüngst Zug in Richtung Baar verlassen.

«Wir haben in der Stadt nicht immer genügend Flächen für mittelgrosse Unternehmen, die sich weiter entwickeln wollen», sagt Wicki. Eine verdichtete Nutzung, wie sie fürs LG-Areal (im Grenzgebiet zu Baar und der äusseren Lorzenallmend) vorgesehen ist, hängt vom Fortschritt der hoheitlichen Planung und der konkreten Umsetzung von Bauprojekten ab.

Fast 100 Millionen angelegt

Was die Zuger Stadträte aber in jedem Fall ruhig schlafen lassen wird: Ein grosser Teil der in Zukunft notwendigen Investitionen in die Infrastruktur ist bereits vorfinanziert. Für Schulbauten seien in absehbarer Zeit total 200 Millionen Franken notwendig, schätzt André Wicki. Bauten für gut 140 Millionen Franken sind vom Stadtparlament bewilligt worden. Davon sind 111,5 Millionen Franken der Kosten bereits vorfinanziert.

95 Millionen Franken hat die Stadt davon angelegt – was sogar zu einem kleinen Finanzertrag führt, wie Andreas Rupp erklärt. An flüssigen Mitteln verfügt die Stadt Zug über 45 Millionen Franken. Das Cash-Management werde «eng begleitet», sagt André Wicki. Negativzinsen fielen kaum an.

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